Ministerium, Bundesregierung, Parlament - in dieser Reihenfolge geht es normalerweise bei Gesetzen. Bei den Plänen zum schrittweisen Heizungsumstieg geht es kreuz und quer. Die Opposition reagiert entnervt.
OppositionUnion geht mit „verkorkstem“ Vorgehen beim Heizungsgesetz ins Gericht

Jens Spahn (r) von der CDU spricht vor Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen).
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Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) hat die Ampel-Koalition wegen des ungewöhnlichen Vorgehens beim Heizungsgesetz scharf angegriffen. Spahn sprach von einem „verkorksten“ Verfahren, das eine „Zumutung“ sei. Der Bundestag befasse sich nun mit einem veralteten Gesetz, sagte er am Donnerstag bei der ersten Lesung des Entwurfs für einen schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) verteidigten den Kurs der Koalition. Sie betonten vor dem Hintergrund des Kampfes gegen den Klimawandel die Notwendigkeit des Heizungstauschs.
Wesentliche Änderungen beschlossen
Eine Spitzenrunde von SPD, Grünen und FDP hatte sich am Dienstag auf wesentliche Änderungen am ursprünglichen, vom Kabinett beschlossenen Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), dem sogenannten Heizungsgesetz, verständigt. Angestrebt wird, dass der Bundestag das Gesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet, die nach dem 7. Juli beginnt.
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Emanuel Kaldun, Mitarbeiter der GeoClimaDesign AG, installiert an einer Decke Kapillarrohrmatten die als Flächenheizung und -kühlung eingesetzt werden.
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„Die Ampel- und das GEG, das ist längst ein Running Gag, nur kein lustiger“, beklagte Spahn, der von einem „Gesetz für die Tonne“ sprach. Die FDP habe der Verabschiedung im Kabinett zugestimmt, um danach eine 180-Grad-Wende durchzusetzen. Das fördere Frust an der Politik. Es gebe viele Ungenauigkeiten etwa zur Förderung des Umstiegs.
Vorgängerregierung soll Mitschuld tragen
Habeck sagte, die Ampel habe von der Vorgängerregierung aus Union und SPD eine große Klimalücke geerbt. Sie sei durch Maßnahmen der Koalition bereits verringert worden. Für mehr Klimaschutz sei eine Umkehr im Wärmebereich unumgänglich. Durch die geplanten Änderungen ändere sich der „Eingang“ in das Gesetz. Das Gebäudeenergiegesetz soll mit einem Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung verknüpft werden.
Auch Geywitz kritisierte, unter den Vorgängerregierungen sei viel zu wenig passiert, um bis 2045 Klimaneutralität auch im Gebäudebereich erreichen zu können. Die nun geplante Verknüpfung mit der Wärmeplanung sei sinnvoll. Die Menschen wollten Orientierung. Geywitz sagte weiter, die Preise für Öl und Gas würden in den kommenden Jahren durch die CO2-Bepreisung steigen.
Laute Kritik aus allen Richtungen
FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler erklärte: „Der Fokus des Gesetzes war falsch.“ Dies sei zuerst allein auf die Heizung ausgerichtet gewesen, nun hingegen müsse der Staat vorlegen und erklären, wie es um die Wärmenetze vor Ort bestellt sei, und dann könnten die Bürger auf dieser Grundlage entscheiden.
Der AfD-Politiker Karsten Hilse sprach von einer „grünen Klimasekte“ und einem verheerenden Gesetzentwurf. Es sollten alle Bürger in ein „Klimajoch“ gepresst werden. Ralph Lenkert von der Linksfraktion nannte die Kommunikation der Ampel zum Heizungsgesetz „zum Kotzen“. Er sagte: „Ich hoffe - und wenn ich religiös wäre, würde ich beten - dass Sie die Wärmewende nicht komplett vor die Wand gegfahren haben.“ (dpa)