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Mitbewohner gesuchtWer entscheidet das WG-Casting für sich?

Lesezeit 4 Minuten
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Wer sich vorstellt, sollte immer authentisch bleiben.

Abitur in der Tasche und schon die Zusage für einen Studienplatz erhalten – fehlt nur noch die passende Wohnung. Doch das ist gar nicht so einfach. Nicht nur in Düsseldorf oder Köln, ebenso in kleineren Uni-Städten wie Münster oder Aachen kann es dauern, eine günstige Unterkunft für das Studium zu finden. Viele Studierende suchen aus Kostengründen nach einer Wohngemeinschaft. Auf ein Zimmer in beliebten Uni-Städten kommen oft hunderte Bewerber. Am Ende entscheidet dann meistens ein WG-Casting.

Das solltest du beachten

Persönlich werden

Bevor sich Interessierte der WG präsentieren, müssen sie sich oft per E-Mail oder telefonisch auf das Zimmer bewerben – mit persönlichen Informationen. Manche WGs bitten um einen Link zum Facebook-Profil. Dabei sollten Studierende auf jeden Fall ein bisschen von sich preisgeben. Nur so können die Mitbewohner sehen, ob es passt oder nicht.

Chancen einschätzen

Studierende konzentrieren sich am besten gleich auf Wohnungsanzeigen, auf die sie zu passen scheinen. Häufig gibt es darin schon Informationen über das aktuelle WG-Leben („Wir kochen am Wochenende gern gemeinsam“) und die Wünsche an den neuen Bewohner („Wenn du auch gerne feiern gehst, bist du bei uns genau richtig“).

Gute Vorbereitung

Vor dem Besuch der WG sollten Interessierte die Details aus der Anzeige verinnerlicht haben, um nicht alles doppelt erfragen zu müssen. Auf Pünktlichkeit wird geachtet sowie auf normale Kleidung. „Am besten erscheine ich als der Mensch, der ich bin“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Schließlich gehe es darum, einen authentischen Eindruck zu hinterlassen.

Interesse zeigen

„Beim Casting sollten Bewerber erst einmal darüber sprechen, was die WG von einem erwartet, und dann erfragen, wie sie funktioniert und was die anderen Bewohner so machen“, rät Grob. Denn das Wichtigste seien neben dem Zimmer die Mitbewohner, mit denen sich der Einziehende gut verstehen muss. „Erst danach stellt man sich selbst etwas genauer vor und erzählt, was man in die WG einbringen kann.“

Ehrlich sein

Dass offene Worte im Gespräch gut ankommen, hat Jana Thomas beobachtet. Sie ist Sozialreferentin für den Bereich Wohnen und Notunterkünfte beim AStA der Universität zu Köln. „Die Bewohner sollen merken, dass sich derjenige nicht verstellt“, betont die Studentenvertreterin ebenfalls. „Nicht den Fokus auf die schlechteren Eigenschaften legen, sondern auf die eigenen Vorteile und Stärken.“

Private Informationen

Doch wie viel sollten Casting-Teilnehmer von sich preisgeben? „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“, sagt Jana Thomas. Gibt es Grenzen? „Wenn ich das Gefühl habe, ich werde verhört, sollte ich aber einen Gang zurückschalten.“ Sehr private Informationen gehören nicht in das Vorstellungsgespräch. Das sollten die fragenden Bewohner akzeptieren.

Probleme ansprechen

„Abgeklärt werden sollten die Punkte, die Konfliktpotenzial bergen, etwa wenn die Bewohner früh aufstehen oder sie Wert darauf legen, dass es tagsüber leise ist“, rät Jana Thomas. Ebenso die Ordnungsgewohnheiten sollten Studierende vorher kennen und überlegen, ob die zu ihnen passen oder sie sich gegebenenfalls anpassen würden. Außerdem wichtig: „Raucht ihr? Macht ihr oft Party?“

Alleine kommen

Ein No-Go beim Casting: Eltern und Freunde mitbringen. „Der Schritt ins Studium ist definitiv einer, in dem man selbstständig werden muss“, betont Grob. Was ebenso vermieden werden sollte, sind falsche Versprechungen wie „Ich koche jeden Freitag für euch“. Daran müsse sich der neue Bewohner später halten. Das gelte ebenso für eine Kaffeemaschine, die beim Einzug in Aussicht gestellt wird.

Vertrag prüfen

„Empfehlenswert ist, sich nach der Form des Mietvertrages zu erkundigen“, sagt Claus O. Deese, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes. Er kennt aus der Praxis drei Varianten bei Wohngemeinschaften: Bei der ersten gibt es einen Studierenden als Hauptmieter, der die freien Zimmer in seiner Wohnung untervermietet. Besser sei, wenn die Studierenden die Wohnung gemeinsam vom Eigentümer mieten. Der Nachteil: Die Bewohner haften für Mietausfälle der anderen. Dies passiert nicht bei der dritten Möglichkeit, wenn in der WG jeder einen eigenen Vertrag mit dem Vermieter abschließt.

Wenn es nicht klappt

Die Bewohner werden sich mehrere Bewerber anschauen. Eine Zu- oder Absage kommt daher erst ein paar Tage nach dem Termin. Falls es nicht klappt, sollte dies nicht zu sehr belasten. „Das liegt oft nicht an einem selber, sondern daran, dass sich so viele auf das Zimmer bewerben“, sagt Jana Thomas. Wer Alternativen sucht, kann ein Gesuch aufgeben. „Damit haben Studenten mehr Erfolg, als viele denken“, betont sie.