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Designer-Stühle49 Exemplare für Waldfriedhof-Kapelle in Rhöndorf

Lesezeit 3 Minuten
Übergabe der „Santos“-Stühle (v.l.): mit den Organisatoren Friedhelm Saffé, Tizian Rein, Christine Lutz, Bürgermeister Otto Neuhoff und Patrick Pieper.

Übergabe der „Santos“-Stühle (v.l.): mit den Organisatoren Friedhelm Saffé, Tizian Rein, Christine Lutz, Bürgermeister Otto Neuhoff und Patrick Pieper.

Architektin Christine Lutz findet die Santos-Stühle in Berlin und Architektur-Student Tizian Rein holt sie ab.

„Die 49 Stühle stehen bei mir in der Werkstatt. Sie sind gut stapelbar und nehmen vielleicht nur drei mal vier Meter Platz ein“, sagt Tizian Rein, Enkel des Architekten Hans-Uwe Rein, der die Friedhofskapelle auf dem Rhöndorfer Friedhof im Jahr 1968 entworfen hat.

Stadt Bad Honnef entfernt 42 vom Schimmel befallene Stühle

Es ist das versöhnliche Ende der „Stuhlaffäre“, die im März diesen Jahres mit 42 weggeworfenen Designer-Stühlen begann (wir berichteten). Im Rahmen der beschlossenen Sanierung der Kapelle hatte sich die Stadt dazu entschlossen, die Stühle zu entsorgen. Ein Gutachter hatte bereits 2017 festgestellt, dass die Neue Kapelle von erheblichen Schimmelbefall betroffen ist.

Da insgesamt 42 Stühle der Modellreihe „Santos“ des schwedischen Designers Edlef Bandixen jahrelang in dem Gebäude gestanden hatten, ging die Stadtverwaltung davon aus, dass sie durch die lange Lagerung in den betroffenen Räumen ebenfalls von Schimmelpilzen befallen waren.

Dem Architekturstudenten Tizian Rein blutete schon damals das Herz und aus ein paar geretteten Elementen aus dem Müllcontainer baute er einen Stuhl als Erinnerung wieder zusammen. Ihm war bewusst, dass es Eigentum der Gemeinde war und hätte grundsätzlich den Stuhl gerne wieder in der Kapelle stehen gesehen.

Die 49 Exemplare passten gestapelt in den Transporter.

Die 49 Exemplare passten gestapelt in den Transporter.

Doch wie kommen nun 49 „Santos“-Modelle in seine Werkstatt? Die Bad Honnefer Architektin Christine Lutz wurde über die Medien auf die Vorkommnisse aufmerksam. „Als Architektin beschäftige ich mich intensiv mit Denkmalschutz. Daher war es mir ein besonderes Anliegen, ersatzweise das gleiche Stuhlmodell wieder nach Rhöndorf zu holen“, erklärte Lutz. Ihr gelang es, über ein Versteigerungsportal im Internet an gebrauchte Designerstühle von Edlef Bandixen zu kommen.

Von einer Berliner Schule wurden die 49 „Santos“-Exemplare angeboten, die vormals im Berliner Dom gestanden haben sollen. Sie ersteigerte die Stühle und stellte sie dem Bürger- und Ortsverein Rhöndorf zur Verfügung, der sie wiederum an die Stadt überreichte. Zuvor hatte sie bereits Kontakt zu Tizian Rein aufgenommen, der als Kenner der Kapelle sofort bereit war, die Stühle in Berlin abzuholen und bis zum Ende der Sanierung der Kapelle in seiner Werkstatt zwischenzulagern.

Entsorgt wurden die Stühle im März bei Start der Renovierungsmaßnahmen.

Entsorgt wurden die Stühle im März bei Start der Renovierungsmaßnahmen.

„Die Stühle waren in Berlin in einer Turnhalle eingelagert, weil die Schule derzeit saniert wird. Aus Nachhaltigkeitsgründen hat sich die Schule dazu entschieden, die Stühle im Internet anzubieten“, berichtet der 28-Jährige. Sie seien etwas heller, würden aber dann irgendwann in der sanierten Kapelle sicherlich sehr gut wirken, fügt er an. „Der eine oder andere Stuhl muss etwas aufgearbeitet werden und hier und da kleben Kaugummis unter der Sitzfläche“, sagt er.

Dieser Tage überreichten die Organisatoren zwei der Stühle symbolisch an die Stadt. „Wir sind sehr froh über diesen engagierten Einsatz für das kulturelle Erbe unserer Stadt und die originalgetreue Erhaltung dieser besonderen Kapelle“, dankte Bürgermeister Otto Neuhoff den Initiatoren Christine Lutz und Tizian Rein.

Auch dabei waren die Vertreter des Rhöndorfer Bürger- und Ortsvereins Patrick Pieper (Vorsitzender), Peter Profittlich und Friedhelm Saffé. Dabei zeigte sich der Bürgermeister zuversichtlich, dass die Stühle spätestens zum 150. Geburtstag von Konrad Adenauer im kommenden Jahr ihren Ehrenplatz in der Kapelle bekommen werden. Der erste deutsche Bundeskanzler hat auf dem Waldfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden.