Symbol für den RAF-TerrorInitiative für die „Landshut“-Unterbringung in Bonn

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Im Bodensee-Airport steht das demontierte Flugzeug in einem Hangar des Dornier Museums. Die 1977 entführte Maschine soll – so der bisherige Plan – restauriert und in einem neuen Museum in Friedrichshafen ausgestellt werden.

Im Bodensee-Airport steht das demontierte Flugzeug in einem Hangar des Dornier Museums. Die 1977 entführte Maschine soll – so der bisherige Plan – restauriert und in einem neuen Museum in Friedrichshafen ausgestellt werden.

Bonn – „Alle sagen: Es ist unmöglich. Bis einer kommt und es macht“, zitiert Heinz Wallow den verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer und späteren Präsidenten Nelson Mandela. Der vormalige SPD-Bundestagsabgeordnete Wallow hat „es“ 2018 als Einzelkandidat für den Parteivorsitz schon einmal „gemacht“: Sich mutig für eine wichtige Aufgabe zu bewerben. Er habe, zwar chancenlos, zeigen wollen, wie einfach Führung in der Demokratie praktiziert werden könne, sagt der 81-Jährige. Jetzt hat sich Wallow mit dem Verein Global Club ein neues Ziel gesetzt: Für die legendäre Lufthansa-Maschine „Landshut“ schlagen sie als Standort das ehemalige Bonner Regierungsviertel vor. So formuliert es Wallow in Briefen an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Die 1977 gekaperte „Landshut“ gilt als ein Symbol für den Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) im Deutschen Herbst, aber gleichzeitig für die Entschlossenheit der damaligen sozialliberalen Regierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Und nach der dramatischen Befreiung steht der Flieger auch für die Schlagkraft der damals in Hangelar trainierten Anti-Terror-Truppe GSG 9.

2017 ließ der damalige Außenminister Sigmar Gabriel den Flieger von einem brasilianischen Schrottplatz in einen Hangar am Bodensee bringen. Er fand, dass die Boeing 737 „für einen dramatischen und einschneidenden Teil der bundesrepublikanischen Geschichte“ stehe. Seither schwelt die Diskussion, wo und wie sie ausgestellt werden soll. Das „Dornier Museum Friedrichshafen“ wurde als Standort gehandelt, der Flughafen Tempelhof oder das Museum der Bundeswehr in Berlin oder St. Augustin-Hangelar. Staatsministerin Grütters schlug schließlich vor, den rostigen Vogel, in Teile zerlegt, an mehreren Orten auszustellen. Doch Ende 2020 stellte der Haushaltsausschuss im Bundestag 15 Millionen Euro für die Restaurierung, ein Museum in Friedrichshafen und als Ausgleich für zehn Jahre Betriebskosten bereit.

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Die Entführung

Auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt wurde die „Landshut“ am 13. Oktober 1977 von vier Terroristen entführt, um elf RAF-Häftlinge in Deutschland freizupressen. Nach einem Irrflug über Rom, Larnaka (Zypern), Dubai und Aden (Südjemen) landete die Maschine in Mogadischu, wo sie am 18. Oktober kurz nach Mitternacht gestürmt wurde. (dk)

Damit wollen sich Wallow und der Global Club jedoch nicht abfinden. „Das ehemalige Hauptstadt-Bonn hat einen weitaus größeren inneren Sachbezug zum Geschehen im Herbst 1977 als jeder andere Standort im Land“, sagt der Politiker. „Bonn ist nicht nur die Geburtsstadt Beethovens, sondern auch die Geburtsstadt der zweiten deutschen Republik.“ Hier habe der Staat 1977 eine schwere Belastungsprobe bestanden.

Wallow selbst war damals im Bundespresseamt ganz nah am Geschehen. „Meine Mitarbeiter und ich haben mit den Geiseln, der Flugzeugbesatzung sowie den Beamten der GSG 9 und deren Angehörigen mitgelitten.“ Für das Projekt hat er ein städtisches Grundstück in der Gronau im Blick. Darauf solle ein Museum entstehen, auf dessen Plattform die „Landshut“ unter einem Glasdach stehen könnte. „Die Entwürfe sollten nicht ohne Bürgerbeteiligung beschlossen werden“, betont Wallow, der sich für das Museum gerne auf das „Haus der Geschichte“ verlassen würde. Als Träger käme eine Bundesstiftung unter Beteiligung der Stadt Bonn oder eine GmbH in Betracht.

Die Finanzierung sieht Wallow beim Bund. Dass dessen Haushaltsausschuss 15 Millionen Euro für die Sanierung und ein Museum in Friedrichshafen auszugeben beschloss, wertet er als „Selbstbedienungsmentalität“: Diese Stadt liege just im Wahlkreis des Initiators. Bundesstadt zu sein, sei keine schmückende Dekoration, sondern beinhalte Rechte und Pflichten, argumentiert Wallow gegen „Geschichtsvergessenheit“. Es müsse Leuchtturmprojekte geben, die Bonn wieder in den Blick bringen. Von Armin Laschet hat Wallow inzwischen Antwort bekommen. Grundsätzlich stimme er der Initiative zu, schreibt der Ministerpräsident. Die Entscheidung liege jedoch in der Zuständigkeit des Bundes.

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