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Fehlbildungen bei NeugeborenenAuch in Euskirchen Fälle von Kindern ohne Hände

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Symbolbild Hand Baby

Symbolbild

  1. Nachdem in einer Klinik in Gelsenkirchen drei Säuglinge mit Handfehlbildungen auf die Welt gekommen sind, haben die Ärzte Experten in der Berliner Charité kontaktiert.
  2. Es war eine Kölner Hebamme, die die Fälle in Gelsenkirchen an die Öffentlichkeit gebracht hatte.
  3. Nach Recherchen der „Kölnischen Rundschau” sind aber auch im Kreis Euskirchen Fälle aufgetreten.

Gelsenkirchen/Kreis Euskirchen – In einem Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen hat es eine ungewöhnliche Häufung von Neugeborenen mit Handfehlbildung gegeben. Im Sankt Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen waren zwischen Juni und Anfang September drei betroffene Kinder auf die Welt gekommen, wie die Klinik auf ihrer Homepage mitteilte.

„Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein. Wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig.“ Fehlbildungen dieser Art habe man in der Klinik viele Jahre nicht gesehen, hieß es weiter. Hebammenvertreterinnen hatten auf die Fälle aufmerksam gemacht.

Auch in Datteln soll es einen Fall geben

Auch im rund 25 Kilometer von Buer entfernten Datteln soll im Sommer ein Kind mit fehlgebildeter Hand zur Welt gekommen sein, wie die Online-Ausgabe der „Recklinghäuser Zeitung“ berichtet. Es handele sich nach Angaben der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln um die gleiche Fehlbildung, wie sie in Gelsenkirchen aufgetreten sein soll. Chefärztin Claudia Roll findet der Zeitung zufolge vier Fälle in so kurzer Zeit verdächtig.

Im Kreis Euskirchen scheint es vergleichbare Fälle zu geben, bestätigt der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif. Auch im Kreis Euskirchen gebe es solche Fälle, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif. „Ich weiß von drei Fällen aus den letzten Monaten, in denen Kinder mit nur einer Hand geboren wurden“, schreibt Seif an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und bittet ihn, ein Frühwarnsystem auf Bundesebene anzustoßen.

Feststellung von äußeren Einflüssen möglich

So könne möglicherweise festgestellt werden, ob bestimmte äußere Einflüsse verantwortlich seien, auch wenn nicht immer die Ursache ermittelt werden könne. Bei seinen Nachforschungen vor sechs Monaten habe sich keine öffentliche Stelle verantwortlich gesehen, so Seif. Statistisch werde bundesweit und kreisweit lediglich ermittelt, wie viele Menschen mit Behinderungen es gibt.

Darüber hinausgehende individuelle statistische Erhebungen, ob bei Neugeborenen eine Behinderung vorliegt und um welche Art von Behinderung es sich handelt, erfolgten nicht. „Weder bundesweit, noch kreisweit ist eine signifikante Zunahme an Behinderungen zu verzeichnen“, stellt Seif fest.

Kreisgesundheitsamt teilte keine Häufung der Fälle mit

Das erkläre, dass das Kreisgesundheitsamt vor sechs Monaten auf seinen Hinweis hin mitteilte, dass eine Häufung dieser Fälle nicht vorläge. Der Kreis Euskirchen bewertete damals die Fehlbildungen an der Hand deshalb als Einzelfälle, schreibt Seif: „Diese Einschätzung ist offensichtlich falsch. Die Häufung kann nicht mehr als Zufall und Schicksal abgetan werden.“

Es bedürfe einer fundierten Datenlage und Erforschung der Ursachen. Wenn bestimmte Behinderungen verstärkt aufträten, müsse dem nachgegangen werden, fordert Seif: „Gegebenenfalls einheitliche Ursachen müssen ermittelt werden.“ So könnte zukünftig bei Neugeborenen möglicherweise eine Behinderung vermieden werden.

Ein bis zwei Prozent der Neugeborenen haben Fehlbildungen

Statistisch würden etwa ein bis zwei Prozent aller Neugeborenen mit einer Fehlbildung unterschiedlicher Ausprägung geboren, wie die Gelsenkirchener Mediziner erläuterten. Extremitätenfehlbildungen könnten während der Schwangerschaft unter anderem durch Infektionen auftreten, seien aber selten. Bei allen drei Kindern ist jeweils eine Hand betroffen. An dieser seien Handteller und Finger nur rudimentär angelegt. Der Unterarm sei normal. In der Klinik wurden 2018 nach eigenen Angaben mehr als 800 Kinder geboren.

Alle Familien wohnten im lokalen Umfeld, hieß es weiter. „Wir konnten keine ethnischen, kulturellen oder sozialen Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien sehen.“ Nach Angaben der Klinik gibt es kein bundesweites Melderegister für Fehlbildungen. Die Klinik will die Fälle jetzt in regionalen Qualitätszirkeln der Kinder- und Jugendärzte thematisieren. Auch habe man Kontakt mit Fachleuten der Berliner Charité aufgenommen. Die Charité wollte sich am Freitag zu dem Fall nicht äußern. Auch der Deutsche Hebammenverband wollte sich am Freitag nicht zu dem Thema äußern. (dpa/EB)