Dreigestirn im zweiten AnlaufKölner Prinzenproklamation als reine Fernsehshow

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Prinz Sven Oleff (45) und Bauer Gereon Glasemacher (32) auf der Bühne 

Köln – Es gibt sie wirklich, Prinz, Bauer und Jungfrau aus dem Traditionskorps der Altstädter, auch wenn sie bislang kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Auf den Karnevalsauftakt am 11. November hatte das Trifolium wegen einer Coronainfektion des Prinzen verzichten müssen, am Freitagabend folgte der erste öffentliche Auftritt  – hinter verschlossenen Türen im Gürzenich.

Erstmals in der Geschichte des Kölner Karnevals proklamtierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Dreigestirn zum zweiten Mal. Für Prinz Sven Oleff (45), Bauer Gereon Glasemacher (32) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun/39) steht erneut eine Session als weitestgehend unsichtbares Phantom-Dreigestirn an, das pandemiebedingt nur kleine karitative Auftritte absolvieren darf.

Studioatmosphäre statt Saalveranstaltung

Der dritte Versuch klappt. Rein, raus, rein, raus. Und wieder rein. Bis der Regisseur des WDR zufrieden ist und Kinderdreigestirn und Dreigestirn auf der Bühne angekommen sind, vergeht reichlich Zeit. Aber im großen Saal wartet kein Publikum - nach dem Roadmovie des Vorjahres findet die Proklamation der Dreigestirne erneut als reine Fernsehproduktion statt. Das führt zum Teil zu abstrusen Situationen. „Es tut gut, mal wieder so einen Applaus zu hören“, bekennt Mirko Bäumer nach dem Auftritt der Bläck Fööss.

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Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) 

Dass der Beifall bloß vom Band kommt – geschenkt. Schließlich singen die Bands aus hygienischen Gründen auch  alle nur Playback. Mehrfach setzt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, der Moderator des Abends, nach kleinen Versprechern neu an. Doch bei der Ausstrahlung am Sonntagabend um 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen wird das nicht zu sehen sein. Die Fernseh-Proklamation  ist insgesamt eine zähe Angelegenheit mit vielen Pausen und Unterbrechungen. Irgendwie passend zur nächsten Pandemie-Session.

Das sagt das Kölner Dreigestirn

Viel Optimismus, ein wenig Bedauern und klare Worte – so präsentiert sich das Dreigestirn. „Wieder sitzen die Jecken zu Hause. Das tut uns weh. Wir hatten uns vor Kurzem noch auf ein bisschen Karneval gefreut. Wir täten nichts lieber als mit Euch zu feiern“, ruft Prinz Sven I. in den Saal.

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Im großen Saal wartet kein Publikum - nach dem Roadmovie des Vorjahres findet die Proklamation der Dreigestirne erneut als reine Fernsehproduktion statt.

Für alle Ehrenamtler sei „die Enttäuschung groß“, fügt er hinzu. Bauer Gereon ergänzt, der Kölner Karneval sei nicht die Zülpicher Straße, „wo Frauen Freiwild sind“. Außerdem lasse sich der Karneval nicht in den Sommer verlegen, ein Seitenhieb in Richtung Düsseldorf. Melancholisch ist das Lied der Tollitäten, komponiert von Norbert Wielpütz – vortragen wird  es wohl  nur selten.

Die Höhepunkt des Bühnenprogramms

Jörg Runge hält als „Tuppes vum Land“ den Prolog auf das Dreigestirn, natürlich in Reimform und auf Kölsch. „Et Dreijesteen däät Karneval fiere, um abzulenke vun Sorje und Vire“, lautet einer seiner Reime. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht ausschließlich Kölsch und wirkt ziemlich souverän. Redner Jens Singer bewirbt sich nach dem Amtsende von Angela Merkel humoristisch als Chauffeur des Dreigestirns.

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Neben den Bläck Fööss schickt Programmgestalter Dr. Joachim Wüst, Vize des Festkomitees, auch Cat Ballou ins Rennen, ebenso die Höhner, die mit „Echte Fründe“ einen Klassiker auspacken. Am Ende singen sie gemeinsam mit dem Trifolium  „Irgendwann sin mer uns widder“.

Viel Karneval wird in Köln nicht stattfinden. Das Dreigestirn hat bislang Anfragen für rund 30 Auftritte in Seniorenheimen und Krankenhäusern erhalten, hierfür steht wieder ein zur Bühne umgebauter Lastwagen zur Verfügung. Zwei Karnevalssitzungen in ARD und ZDF sollen jedoch stattfinden.

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