Abo

Etwas tun für unsere DemokratieWahlhelfer bei der Bundestagswahl

Lesezeit 4 Minuten
Ohne ehrenamtliche Helfer geht bei Wahlen gar nichts.

Ohne ehrenamtliche Helfer geht bei Wahlen gar nichts.

Bergisch Gladbach – Eine Demokratie lebt davon, dass Menschen sie mitgestalten. Cedric Laudenberg, Laura Pettrich, Claudia Fritz und Joshua Bilstein sind vier von 900 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die bei der Bundestagswahl am 26. September in 119 Wahllokalen in Bergisch Gladbach sitzen werden.

Stimmzettel ausgeben, Namen abhaken, den Urnengang beobachten, Wahlzettel auszählen: Ohne ehrenamtliche Hilfe würde bei Wahlen nichts gehen. „Ich habe mitbekommen, dass Helfer fehlen. Das sollte bei so einer wichtigen Sache wie einer Wahl nicht sein“, sagt Joshua Bilstein (22). Er habe sich gemeldet, um als Bürger aktiv etwas zur Demokratie beizutragen. „Für mich ist das komplettes Neuland“, sagt der Student. Er ist bei seinem ersten Einsatz dem Stadtteil Heidkamp als Beisitzer zugeteilt. Er sei schon gespannt, zu erleben, wie so eine Wahl von vorne bis hinten ablaufe.

„Jeder kann sich melden"

Wahlhelfer kann jeder werden, der mindestens 18 Jahre alt ist und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. „Jeder kann sich melden,“ sagt Frank Bodengesser, Leiter des städtischen Wahlbüros. Der älteste Wahlhelfer ist 87, der jüngste 18 Jahre alt. 56 Prozent der Wahlhelfer sind Frauen, 43 Prozent sind Männer, ein Prozent divers.

Alles zum Thema Bundestagswahl

Wie so ein Wahltag hinter den Kulissen abläuft, weiß Claudia Fritz, 56, ganz genau. Auch nach Jahrzehnten ist sie noch mit Leidenschaft dabei. Als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung sei es für sie gar keine Frage gewesen, mitzuhelfen. Eingesetzt war sie bisher immer zusammen mit ihrer Mutter im Wahllokal im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in ihrem Wohnviertel: „Das war ein Heimspiel für uns. Es ist schön, Bekannte wiederzusehen.“ Hauptmotiv für ihre 82-jährige Mutter sei, sich ehrenamtlich einzubringen. Wegen Corona wechselt das Duo aber diesmal ins Briefwahl-Auszählzentrum im Schulzentrum Kleefeld, wo die 43 Briefwahlbezirke untergebracht sind: „Da ist nicht so viel Publikumsverkehr.“

Bodengesser rechnet mit einer großen Nachfrage nach Briefwahlunterlagen. 50 000 Unterlagen hat er bestellt. 30 000 waren es vor vier Jahren.

Selbst für die alten Hasen ist es immer wieder aufregend

„Ich habe mich schon immer für Politik interessiert“, sagt Cedrik Laudenberg, 28, „diesmal ist es ja besonders spannend, weil es in jedem Fall eine neue Kanzlerin oder Kanzler geben wird.“ Laudenberg hat 2013 als Beisitzer angefangen, jetzt ist er Vorsteher in seinen Stimmbezirk in Bensberg und übernimmt damit mehr Verantwortung. Zu seinen Aufgaben gehört zum Beispiel, dass er schon am Samstag den Wahlkoffer mit Stimmzetteln, Stiften und Taschenrechnern in den zum Wahllokal l umfunktionierten Ratssaal bringt. Abends gibt er die Stimmen durch. „Auch wenn man seit Jahren alles gut kennt, passiert meist trotzdem irgendetwas Aufregendes“, erzählt Laudenberg. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr wollte ein Wähler keine Maske tragen: „Wir mussten das ganze Lokal räumen und hinterher alles desinfizieren.“

„Die Wahlräume sind alle Corona-konform ausgestattet“, betont Bodengesser. Einen Teil der zusätzlichen Kosten kann der Leiter des Wahlbüros schon beziffern: 30 000 Euro für Spuckschutz zwischen Wahlhelfer und Wähler, 10 000 Euro für Klebeband, um auf dem Boden Abstände auszuweisen, 42 000 Euro für die Aufwandsentschädigung für Wahlhelfer. Für ihren Einsatz zahlt die Stadt einen erhöhten Satz, „um die ehrenamtlichen Helfer zu motivieren und ihren Stellenwert in einer Demokratie zu würdigen.“ Wahlvorsteher bekommen 60 Euro, Beisitzer 50 Euro. Der Bund erstattet den gesetzlich festgelegten Satz von 25 Euro. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes erhalten für die ehrenamtliche Tätigkeit einen freien Tag. „Aber auch andere Arbeitgeber können im eigenen Ermessen Wahlhelfern einen Tag Sonderurlaub gewähren“, betont Bodengesser.

Das könnte Sie auch interessieren:

Obwohl Laura Pettrich, 24, längst nach Köln umgezogen ist, hilft die Biologie-Studentin immer noch bei der Briefwahl. „Das ist seit 2017 eine gemeinsame Aktion mit meiner Freundin“, erzählt die Biologie-Studentin. „Außerdem interessiert es mich, wie sich die Politik in meiner Heimatstadt entwickelt.“

Bodengesser erhofft sich auch in diesem Jahr wieder eine hohe Wahlbeteiligung. Vor vier Jahren lag sie bei 80,3 Prozent. Zur Zeit ist es aber noch ruhig“, so sein Eindruck, „viele sind noch mit anderen Dingen beschäftigt“, glaubt er.

Interessenten für die Tätigkeit als Wahlhelfer können sich unter (0 22 02) 14 24 14 oder per E-Mail melden (wahlhelfer@stadt-gl.de). Noch neun Wahlbezirke sind offen. Außerdem steht im Mai 2022 die Landtagswahl schon vor der Tür.

Rundschau abonnieren