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KommentarIn Rhein-Sieg kommen spannende und herausfordernde Zeiten für die Lokalpolitik

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Kommunalwahl in Troisdorf: Der grüne Bürgermeisterkandidat Thomas Möws schaut gebannt auf den Bildschirm mit den Wahlergebnissen. Hier wie nahezu überall im Rhein-Sieg-Kreis stürzten die Grünen ab und zog die AfD mit deutlichem Gewinn in den Stadtrat ein.

Kommunalwahl in Troisdorf: Der grüne Bürgermeisterkandidat Thomas Möws schaut gebannt auf den Bildschirm mit den Wahlergebnissen. Hier wie nahezu überall im Rhein-Sieg-Kreis stürzten die Grünen ab und zog die AfD mit deutlichem Gewinn in den Stadtrat ein.

Die Grünen verlieren, die AfD wird nahezu überall drittstärkste Kraft: Sandra Ebert über den Ausgang der Kommunalwahl im Rhein-Sieg-Kreis.

Es war die Überraschung des Wahlabends: Der amtierende SPD-Bürgermeister Mario Dahm aus Hennef gewann schon im ersten Wahlgang und sicherte sich eine zweite Amtszeit. Auch seine Partei legte deutlich zu. In Siegburg platzierte sich Stefan Rosemann mit deutlichem Vorsprung vor seinem Herausforderer Harry Schulz in der Stichwahl, in der Wahl zum Stadtrat legte auch hier die SPD zu. Und die Eitorfer SPD-Politikerin Sara Zorlu zwang Platzhirsch Sebastian Schuster bei der Landratswahl in die Stichwahl. Kreisweit aber verlor die SPD Stimmen.

Herbe Verluste mussten die Grünen hinnehmen. Nur Windecks grüne Bürgermeisterin Alexandra Gauß wurde in ihrer Arbeit bestätigt und holte mit Unterstützung der CDU und der FDP beachtliche 81 Prozent, im Gemeinderat stellen die Grünen weiter die zweitstärkste Kraft. In Lohmar reichte es im ersten Wahlgang nicht für die grüne Amtsinhaberin Claudia Wieja, die mit 45,9 Prozent der Stimmen in die Stichwahl gegen Matthias Schmitz (CDU) muss. Ihre Partei blieb zwar zweitstärkste Kraft, verlor jedoch deutlich.

Die CDU fuhr kaum Verluste ein – und ist dennoch nicht der Gewinner der Wahl

Auch im Kreistag stürzten die Grünen ab, müssen von 19 Sitzen sechs abgeben. Bundestrend, aber auch die Quittung für blasses Auftreten. Immerhin: Die CDU will die schwarz-grüne Koalition fortsetzen. Insgesamt bleibt der Rhein-Sieg-Kreis schwarz, die CDU fuhr kaum Verluste ein – und ist dennoch nicht der Gewinner der Wahl. In fast allen Städten und Gemeinden an Sieg, Rhein und Agger zog die AfD in die Gremien ein. Selbst bei der Landratswahl entfielen mit 13,6 Prozent die drittmeisten Stimmen auf Susanne Zimmer aus Much, die – wie fast alle AfD-Kandidaten – zuvor nicht in Erscheinung getreten ist.

In Troisdorf konnte die AfD bei den absoluten Stimmen ihr Ergebnis im Vergleich zu 2020 vervierfachen, in Much holte sie sieben Sitze im Gemeinderat, ebenso viele wie die SPD. In fast allen anderen Räten in den Rhein-Sieg-Kommunen konnte die AfD mehr als deutlich zulegen und die drittstärkste Kraft werden. Das ist nicht überraschend, dennoch stellt sich jetzt die Frage, wie die Zusammenarbeit mit den Vertretern der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei verlaufen wird.

Die Bildung von Mehrheiten ist schwieriger geworden: In den meisten Kommunen sind die Räte jetzt mächtig aufgebläht. Einen Antrag durchzubringen wird voraussichtlich das ein oder andere Mal zur Gewissensfrage: Nimmt man die Zustimmung der AfD in Kauf, oder versucht man den Schulterschluss mit den anderen Parteien – auch wenn dann Kröten zu schlucken sind?

Es wird spannend und herausfordernd werden.