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„Ein Paradies“Warum ein Kalifornier nach Troisdorf auswanderte – und wie er auf die USA blickt

4 min
Ein Mann steht vor einem Hintergrund aus Bäumen in einem Park.

Robert Moxley aus Kalifornien schätzt an Deutschland die grüne Natur ebenso wie die tiefe und vielfältige Kultur.

Robert Moxley ist von Kalifornien nach Troisdorf gezogen. Für den 66-Jährigen ist das Rheinland, wo er aus beruflichen Gründen schon viele Male war, ein Paradies.

„Haben Sie sich das auch gut überlegt?“, wurde Robert Moxley im Ausländeramt des Rhein-Sieg-Kreises gefragt – nur halb im Scherz, wie er meint. Dass jemand aus Kalifornien seinen Wohnsitz ins Rheinland verlegen wollte, schien den Beschäftigten doch gar zu unwahrscheinlich. Aber, so betont der 66-Jährige: „Für mich ist das Rheinland ein Paradies.“ Die Natur sei schön, die Kultur tief und vielfältig. Ein Ort zum Leben.

Viele Male war der Kalifornier schon zuvor hier: Nachdem er zunächst Kunst studiert hatte, qualifizierte er sich an einer Fachhochschule als Programmierer. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre arbeitete er in seinem Heimatstaat für die GMD – heute Fraunhofer-Gesellschaft – mit Sitz in Sankt Augustin-Birlinghoven.

Arbeitgeber aus Sankt Augustin ermöglichte Sprachkurse

„Mein Deutsch war viel besser damals“, erzählt er, bis heute spricht er es fließend. Der Arbeitgeber GMD bot den Beschäftigten damals Sprachkurse an, außerdem bekam Moxley viel Gelegenheit zum Üben. Die Hälfte der Kollegen kam schließlich aus Deutschland. Lebenslange Freundschaften habe er in dieser Zeit geschlossen.

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Später gründete er eine Spezialbäckerei, die sich auf die Belieferung von Gastronomie und Firmenkunden spezialisierte. 25 Beschäftigte produzieren inzwischen in der Stadt Sebastopol nördlich von San Francisco Frühstücksburritos oder Muffins, die in speziellen Öfen binnen 60 oder 70 Sekunden aufgebacken werden. In der nahen Großstadt Santa Rosa lebte Moxley. 

Bis 2022 war er jeden Tag in der Firma, inzwischen arbeitet er noch an einem Tag in der Woche für sein Unternehmen „Sonoma made foods“. Nach wie vor ist er Eigentümer, sieht sich aber eher als eine Art Berater oder Mitglied des Vorstands. Wenn es um die Finanzen geht oder um große Entscheidungen, dann ist er vor allem gefragt. Und zweimal im Jahr reist er selbst an die Westküste: wenn es neue Maschinen gibt oder die Steuererklärung ansteht.

Tiefstehende Sonne über einer idyllischen Landschaft.

Das Sonoma County nördlich von San Francisco, ein bedeutendes Weinanbau-Gebiet in Kalifornien. Hier lebte Robert Moxley vor seiner Übersiedelung nach Deutschland.

Was das Rheinland heute für Moxley ist, war in seiner Kindheit das heimische Kalifornien: ein Paradies. „Wir waren ‚free range kids‘“, erinnert er sich. Kinder, die viel Freiheit genossen, auf der Straße spielten, bis sie zum Abendessen nach Hause gingen. In der Nachbarschaft lebten die alleinerziehende Mutter zweier Söhne und der erfolgreiche Architekt nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Die Gesellschaft ist viel härter geworden
Robert Moxley über seinen Heimatstaat Kalifornien

Inzwischen habe sich viel geändert. Extrem reiche Menschen lebten in geschlossenen Wohnanlagen mit Wachpersonal, am anderen Ende der Wohlstandsskala sind ganze Siedlungen von Obdachlosen entstanden. Für viele Menschen sei es inzwischen fast unmöglich, in Kalifornien zu leben; „die Gesellschaft ist viel härter geworden“, stellte er fest. Allgemein nennt er die Lebenshaltungskosten in den USA „wirklich brutal“.

Gleichwohl betont er, dass er weniger vor etwas geflüchtet sei, als dass er etwas Neues habe kennenlernen wollen. „Es war ein Traum für mich, einen Wohnsitz in Deutschland zu haben.“ 

Als er sich entschied, diesen Traum wahrzumachen, war die erste Amtszeit von Donald Trump vorbei, „ich glaubte nicht, dass er noch einmal an die Macht kommen würde“. Gab es auch vor allem persönliche Gründe für seine Übersiedelung, so ist er heute doch „froh, hier zu sein“. Als er unlängst durch die Neuenglandstaaten und ins kanadische Quebec reiste, „fühlte ich mich in Kanada mehr zu Hause als in meinem eigenen Land“. Es sei erleichternd gewesen, über die Grenze zu den nördlichen Nachbarn zu fahren.

Für die Zukunft der USA ist der Neu-Troisdorfer zuversichtlich

Eine besondere Sicht auf die Lage in den Vereinigten Staaten hat der Neu-Sieglarer Robert Moxley vielleicht auch aufgrund der eigenen Vita: Geboren ist er im mexikanischen Mazatlán, wo der aus Oregon stammende Vater im Tourismus sein Geld verdiente. Dort ging Robert auf eine Privatschule mit fast ausschließlich mexikanischen Kindern, lernte gleichzeitig Spanisch und Englisch. Nach Mexiko waren aber auch Menschen aus allen anderen Ländern Lateinamerikas eingewandert, Geflüchtete aus Spanien während des Bürgerkriegs und europäische Juden, die auf der Flucht vor den Nazis über Indien nach Mittelamerika entkommen waren. 

Für die Zukunft seines Heimatlandes ist Robert Moxley gleichwohl optimistisch. „Ich sehe viel Widerstand im Moment“, sagt er, gefragt nach dem Grund für seine Zuversicht. Ein Argument ist für ihn auch der Personenkult um den US-Präsidenten, einen Nachfolger könne er nicht erkennen. Und Trump werde schließlich bald 80. Darüber hinaus verärgere der Präsident immer wieder Unterstützer, seien es die Produzenten von Sojabohnen, die nun reihenweise pleitegingen, oder die Zulieferer für die USAID-Hilfsprogramme, die die Trump-Administration eingestellt hat.

Um die Preise für Rindfleisch zu senken, lasse Trump das in Argentinien einkaufen – und die Züchter in den USA schauten in die Röhre. Schließlich seien viele Unterstützer des Republikaners auch auf die Krankenversicherung Medicare oder Obamacare angewiesen, doch stiegen da gerade die Prämien enorm an. Zuversicht zieht Robert Moxley auch aus der Geschichte der USA. „Schwierige Phasen“ habe es mehrfach gegeben, aber: „Wir haben das überlebt.“