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Zollpolitik und ArbeitskostenIHK: Rheinische Industrie unter Druck

Lesezeit 3 Minuten
Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln

Glauben die Unternehmen an einen Neustart? IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein sieht sie eher im Abwarte-Modus.

Die Konjunktur-Frühjahrsumfrage der Kölner IHK zeigt die Anspannung der Unternehmen. Sorgt der Regierungswechsel für Aufbruchsstimmung?

„Die Wirtschaft in der Region bleibt weiter im Abwarte-Modus. Man schaut sich das aktuelle Geschehen an und weiß nicht so recht, worauf man sich einstellen muss. Wir befinden uns im dritten Jahr in der Rezession und bislang ist es der neuen Bundesregierung noch nicht gelungen, eine Aufbruchsstimmung zu vermitteln. Zwei Drittel der Unternehmen glauben nicht an einen Neustart, damit bleibt die Vertrauenskrise weiter bestehen. Positiv ist nur, dass sich die Abwärtsspirale aktuell nicht noch weiter nach unten bewegt und dass sich die Erwartungen deutlich verbessert haben, wenn auch auf einen weiter sehr niedrigen Niveau.“

So fasst der Hauptgeschäftsführer der Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK), Uwe Vetterlein, die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Frühjahr zusammen, an der sich 651 Unternehmen aus dem Kammerbezirk beteiligt haben.

US-Zollpolitik: „Bremsklotz für die Wirtschaft“

Die Industrie spiele in Köln und der Region eine wesentliche Rolle – und diese sei weiter massiv unter Druck. So geben 47 Prozent der befragten Unternehmen aktuell eine problematische Finanzierungssituation an. „Für Verunsicherung sorgen gerade die stetig steigende Zölle und der Handelskonflikt der USA mit China, der dazu führt, dass Waren aus Fernost auf die Weltmärkte drücken und die Wettbewerbssituation verändern. Unser Wunsch wäre, dass die neue Bundesregierung jetzt Entschlossenheit zeigt und deutliche positive Signale setzt, die den Standort wettbewerbsfähiger machen“, sagt Vetterlein.

Wie sich das konkret auswirkt, dafür hat der Hauptgeschäftsführer ein Beispiel parat: „Wenn ein Maschinenbauer im Bergischen Land eine Anlage im Wert von zehn Millionen Euro in die USA verkaufen will, weiß er wegen der sich ständig verändernden Zollpolitik nicht, welchen Preis er anbieten soll und sein Kunde weiß nicht, welcher Preis auf ihn zukommt, weshalb er erst einmal abwartet. Diese Unsicherheit beim Planen ist der Bremsklotz für die Wirtschaft.“

Börsenbrunnen vor der IHK

Die IHK in Köln beobachtet wegen der Zollpolitik große Verunsicherung bei den Unternehmen. (Archivfoto)

Der Konjunkturklimaindex, der sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Erwartungen umfasst, sank um 5,2 auf jetzt 92,9 Punkte und ist noch weit entfernt vom langjährigen Mittelwert entfernt, der bei 105,8 Punkten liegt. 29 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer schlechten Geschäftslage, nur 21 Prozent beurteilen diese als gut.

Arbeitskosten und Politik als Hauptrisiken

Bei den Investitionsabsichten hat sich die Lage nur geringfügig verbessert – jedes dritte Unternehmen plant die Investitionen weiter zu senken. 59 Prozent der Unternehmen wollen zudem keine Veränderungen beim Personalbestand vorzunehmen. Ein Viertel der Betriebe will die Zahl der Beschäftigten sogar senken.

Die Geschäftserwartungen haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn um mehr als acht Prozentpunkte verbessert. 62 Prozent der Unternehmen erwarten keine Veränderungen, 23 Prozent befürchten eine Verschlechterung und 15 Prozent eine Verbesserung. „Die Abwärtsbewegung ist zwar vorerst gestoppt, aber das ist noch lange kein Grund zur Entwarnung. Es ist eine minimale Verbesserung auf einem sehr schwachen Niveau“, so Vetterlein.

Als Hauptrisiken werden aktuell vor allem die Inlandsnachfrage, die die Arbeitskosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt.

Unternehmer sehen die Lage mehrheitlich pessimistisch

In der Stadt Köln ist die Geschäftslage der Unternehmen nahezu unverändert, nur zwölf Prozent der Unternehmen geht hier von einer Verbesserung der Situation aus. So bleiben die Investitions- und die Beschäftigungsabsichten deutlich im negativen Bereich. Ähnlich ist das Ergebnis in Leverkusen. Im Rheinisch-Bergischen Kreis bewerten die Befragten ihre Lage als besser, bleiben aber trotzdem mehrheitlich im negativen Bereich. Die Erwartungen haben sich hier deutlich verbessert.

Im Oberbergischen Kreis hat sich bei der Geschäftslage nur wenig verändert, dagegen gibt es eine deutliche Verbesserung bei den Erwartungen. Hier ist auch die Investitionsbereitschaft deutlich gestiegen. Im Rhein-Erft-Kreis gibt es bei der Geschäftslage eine minimale Verbesserung. Auch die Erwartungen sind gestiegen, bleiben aber mehrheitlich weiter pessimistisch. Hier gibt es keine Veränderung bei den Investitionen, dafür aber bei den Beschäftigungsabsichten.