Banner-Aktion im StadionSo machen FC-Fans für den Erhalt des Geißbockheims mobil

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FC-Fans in der Südkurve des Rheinenergie-Stadions zeigen ein Banner mit der Aufschrift: „Geißbockheim als Heimat des 1. FC Köln erhalten“

FC-Fans in der Südkurve präsentierten beim Heimspiel gegen Werder Bremen ein Banner zum Erhalt des Geißbockheims.

Mit einem großen Banner haben sich die FC-Fanclubs der Südkurve in die Debatte um die Erweiterungspläne des 1. FC Köln eingeschaltet. Aber worum geht es genau? Wir geben einen Überblick.

Die treuesten Fans des 1. FC Köln stehen in Köln traditionell in der Südkurve. Und sie sind es auch, die dem Verein jetzt zur Seite stehen in der schier unendlichen Geschichte um die Erweiterungspläne des Bundesligisten. Beim Heimspiel gegen den SV Werder Bremen am Freitagabend zeigten die FC-Anhänger in der Südkurve ein großes Transparent mit der Aufschrift: „Geißbockheim als Heimat des 1. FC Köln erhalten“. Wie zu erfahren war, sollen weitere Aktionen folgen.

Im Stadion verteilten die Südkurven-Fans ein klares Bekenntnis zu dem traditionsreichen Standort des Bundesligisten im Äußeren Grüngürtel. „Der 1. FC Köln gehört ans Geißbockheim wie der Rosenmontagszug zum Karneval. Für uns gibt es nur einen Standort für unseren Verein: Das Geißbockheim an der Franz-Kremer-Allee“, heißt es in dem zweiseitigen Schreiben.

Darin machen die Fans ihrem Unmut darüber Luft, dass Verein, Stadt und Politik noch immer keine Lösung gefunden haben, wie der FC in Zukunft seine Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten erweitern und an heutige Standards anpassen kann. Man habe sich „schon zu lange von den Hinhaltetaktiken der Stadt Köln und des 1. FC Köln vertrösten lassen“, betonen die Fans, „das Treiben der Politik wirkt wie eine Farce“.

Keine Mehrheit im Stadtrat für die Pläne

Wie oft berichtet, will der Verein auf der Gleueler Wiese am Geißbockheim drei neue Trainingsplätze, vier Kleinspielfelder und ein Leistungszentrum bauen. Doch dafür gibt es seit der Kommunalwahl 2020 im Stadtrat keine politische Mehrheit mehr. Die Grünen als stärkste Kraft lehnen eine FC-Erweiterung im Landschaftsschutzgebiet Äußerer Grüngürtel ab. Sie wollen, dass der FC stattdessen auf einem Acker in Marsdorf neu baut.

Ihr Partner, die CDU, hatte sich früher wie SPD und FDP für einen Verbleib am Geißbockheim stark gemacht, verlor aber bei der Kommunalwahl viele Stimmen. Die Grünen, die jegliche Bebauung der Gleueler Wiese ablehnen, wurden stärkste Kraft im Stadtrat. Daraufhin einigte sich die CDU im Bündnis mit den Grünen und Volt auf ein Moratorium für sämtliche Ausbaupläne im Grüngürtel sowie Gespräche mit dem FC über die Nutzung eines Alternativstandortes. Die laufen seit Jahren ohne Ergebnis.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte ebenfalls eine Kehrtwende vollzogen, indem sie dem FC nahelegte, einen alternativen Standort zu akzeptieren. Ende 2021 kündigte sie eine Lösung für 2022 an, doch die gibt es bis heute nicht. Auch, weil ein Neubau in Marsdorf für geschätzte 120 Millionen Euro die finanziellen Möglichkeiten des Clubs übersteigt. Nach einer Klage gegen die Ausbaupläne im Grüngürtel hatte das Oberverwaltungsgericht Münster den Bebauungsplan als formal unzulässig verworfen, aber als „heilbar“ bezeichnet. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Revision des FC dagegen zugelassen – doch eine schnelle Entscheidung ist nicht in Sicht.

Ich habe absolutes Verständnis für die aufkommende Ungeduld der FC-Fans.
Karl Alexander Mandl, Vorsitzender der Kölner CDU

Kommentar der Südkurven-Fans zu der Hängepartie: „So kann die Sportstadt Köln keinen ernstzunehmenden zukunftsorientierten Kontrahenten im bundesweiten Vergleich darstellen. Traurig.“ Ab sofort werde man öffentlich für den Erhalt des Geißbockheims als Heimat des 1. FC Köln kämpfen.

Blick auf das Geißbockheim des 1. FC Köln im Landschaftsschutzgebiet am Decksteiner Weiher.

Das Geißbockheim, traditionsreiche Heimat des 1. FC Köln, liegt im Landschaftsschutzgebiet am Decksteiner Weiher.

Macht die CDU nun womöglich eine Rolle rückwärts – zurück zur alten Position? Im Mai hatte Kölns CDU-Vorsitzender Karl Alexander Mandl   bereits betont: „Das Geißbockheim ist gute Tradition am Standort.“ Nun sagte er der Rundschau: „Ich habe absolutes Verständnis für die aufkommende Ungeduld der FC-Fans. Schließlich wird schon seit mehr als zehn Jahren über die Erweiterungspläne des FC gestritten, ohne dass es eine Lösung gibt. Ich finde es gut, dass sich Betroffene lautstark äußern, wenn die Politik ihre Probleme nicht nachhaltig angeht.“

Das Moratorium, so Mandl, „sollte Zeit und Ruhe bringen, um eine gute Lösung trotz aller widerstrebenden Interessen zu erarbeiten. Doch die lässt weiter auf sich warten. Das bedauere ich zutiefst und kann nur alle Verantwortlichen in Politik, Stadtverwaltung und Verein auffordern, dass sie dieser Frage die höchstmögliche Priorität zuweisen. Die scheint sie nicht zu haben.“ Auf die Frage, ob die CDU-Fraktion gegen die Grünen für einen Ausbau im Grüngürtel stimmen würde, sagte Mandl: „Es ist die Aufgabe, mit Verwaltung und Verein eine Einigung herbeizuführen. Es scheint mir jedoch so zu sein, dass auf vielen Seiten der Mut fehlt, diese Frage zu klären.“

Für Grüne hat Verlagerung nach Marsdorf Priorität

Oliver Seeck, Fraktionsvize und Sportexperte der SPD, sagte, seine Fraktion sei weiterhin bereit, eine FC-Erweiterung am Geißbockheim zu unterstützen, „wenn der Verein dies möchte“. Die SPD sei gemeinsam mit der FDP die einzige Fraktion, die fest zu den Plänen des FC gestanden habe. Wenn man   Klimaschutz ernst nehme, sei eine Lösung am Geißbockheim „die schonendste Variante“, so Seeck, denn in Marsdorf solle viel mehr Fläche versiegelt werden.

Grünen-Geschäftsführer Lino Hammer sagte, das Moratorium gelte weiterhin. Seine Fraktion wolle die Verhandlungen zwischen Stadt und Verein abwarten. „Für uns hat die Verlagerung nach Marsdorf weiterhin Priorität.“

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