Corona und kein EndeWas die steigenden Fallzahlen für Köln bedeuten

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PCR Tests 2

Symbolbild 

Köln – Oliver Niesen war am Sonntag erstmal einfach nur „durch den Wind“. „Mir blutet das Herz“, fasste er seine Stimmung in Richtung seiner Fans zusammen. Soeben hatte der Frontmann der kölschen Band Cat Ballou das Ergebnis seines positiven Corona-Schnelltests bekommen. Nachdem die Gruppe am Vortag gleich zwei Mal im Tanzbrunnen auftrat, musste das dritte Konzert am Sonntag ausfallen. Nach über zwei Jahren Vorverkaufszeit waren die Fans heiß auf den Auftritt – auf Normalität. Eine Normalität, die zwar in vielen Bereichen wieder zurück ist.

Die kurzfristige Absage zeigt aber, dass dies keinesfalls selbstverständlich ist. Angst vor einer Infektion hat zwar kaum jemand mehr. Nicht alle, aber doch viele Infektionen verlaufen schließlich mild. Doch gerade die Ausfälle im Kulturbereich zeigen: Das Virus, das uns nun schon seit über zwei Jahren begleitet, hat noch immer eine gewisse Macht über uns. Auch die Band Querbeat sprach zuletzt über die Angst vor Ausfällen vor dem Festival-Reigen. Die Bläck Fööss hoffen, dass eine Infektion nicht auch dem dritten Anlauf für ihre Jubiläumskonzerte im August in die Quere kommt. „Corona spukt noch immer als Geist durch den Raum und begleitet uns“, fasste Sänger Campino kurz vor dem Tour-Auftakt seiner Toten Hosen in Köln treffend zusammen.

Hohe Dunkelziffer gilt als wahrscheinlich

Diese Beschreibung passt auch außerhalb der Konzert- und Kulturlandschaft zur aktuellen Situation in diesem Sommer. Anders als im Vorjahr, als die Fallzahlen sich mit steigenden Temperaturen in die entgegengesetzte Richtung entwickelten, schießen die Zahlen nun wieder nach oben. Das lässt sich aktuell vor allem im eigenen Bekanntenkreis beobachten, wo der Geist nun immer häufiger aus der Unsichtbarkeit hervortritt. Bei manchen ist es die erste Infektion, bei nicht wenigen trotz Impfung die zweite. Die offiziellen Werte sollten zwar nur mit Vorsicht bewertet werden, der klare Trend ist dort aber auch zweifelsfrei zu erkennen. Die Kölner Sieben-Tage-Inzidenz lag am Dienstag bei 541, mehr als doppelt so hoch wie Anfang Juni. Eine hohe Dunkelziffer gilt als wahrscheinlich. Unter anderem, weil nur noch positive PCR-Tests in die Statistik einfließen. Der wiederum ist als Kontrolltest nach einem positiven Antigen-Schnelltest schon lange nicht mehr verpflichtend.

Corona: Stadtsprecherin spricht von einem Warnzeichen für Köln

Die aktuell steigende Inzidenz sei „ein Warnzeichen“, teilte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit. Die PCR-basierte Inzidenz sei wohl eine deutliche Unterschätzung der tatsächlichen Inzidenz. Aber: „Aufgrund der erheblich besseren Immunlage durch Impfungen und überstandene Infektionen ist die aktuelle Inzidenzlage hinsichtlich der Gefahr nicht mit der vor einem Jahr vergleichbar“, so die Sprecherin. Die aktuell vorherrschende Virus-Variante zeichne sich zwar durch eine geringere Krankheitslast aus, leicht ansteigende Krankenhausaufnahmen wiesen aber daraufhin, dass auch die aktuelle Krankheitsausbreitung nicht harmlos sei. Am Dienstag behandelten die Kölner Krankenhäuser laut Stadt 155 Corona-Patienten stationär, Anfang Juni waren es noch zwischen 80 und 90. Die Zahl der Intensivpatienten (Dienstag: 20) ist seitdem etwa konstant. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte bereits in der vergangenen Woche an alle Kölnerinnen und Kölner appelliert, doch bitte wieder eine Maske zu tragen, wann immer das möglich sei. Wie berichtet, hatte sie auch die Fortsetzung der kostenlosen Bürgertests gefordert. Nach aktuellem Stand würden diese Ende Juni auslaufen.

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Auswirkungen bereits spürbar

Auch wenn die individuellen Sorgen über eine Infektion bei den meisten trotz steigender Zahlen eher klein sind – die Entwicklung hat auch an weiteren Stellen bereits Auswirkungen. Zum Beispiel auf den Krankenstand beim Personal in Kölner Krankenhäusern. „Die Zahl der Beschäftigten in Quarantäne und der positiv auf das Coronavirus getesteten Beschäftigten der Uniklinik Köln steigen in den letzten Wochen wieder an“, teilt ein Sprecher mit. Kritisch seien die dadurch entstehenden Personalausfälle anders als etwa in den Wochen nach Karneval bisher aber nicht. Das ist auch in den Kliniken der Stadt Köln so. Die Patientenversorgung sei gewährleistet, erklärt eine Sprecherin. Steigende Infektionszahlen sowohl bei Patienten als auch bei Beschäftigten beobachteten die Kliniken dennoch. „Und wir rechnen mit weiterhin steigenden Zahlen“, so die Sprecherin.

Was ist, wenn der Corona-Test positiv ausfällt?

Die Corona-Fallzahlen steigen wieder. Eine Erinnerung, was es zu beachten gilt, wenn der Test plötzlich positiv ist.

Was mache ich bei einem positiven Test?

Eine positiv getestete Person muss sich nach Erhalt des Ergebnisses sofort in Isolation begeben. Individuelle Anordnungen durch das Gesundheitsamt gibt es nicht mehr. Für einen PCR-Kontrolltest rauszugehen, ist noch erlaubt. Verpflichtend ist ein solcher Kontrolltest allerdings nicht mehr. Der Hausarzt kann den PCR-Kontrolltest vermitteln.

Wo teste ich mich mit Symptomen?

Offiziell führen viele Bürgerteststellen keine Tests symptomatischer Personen durch. Viele Menschen würden ihre Symptome mittlerweile aber bei der Anmeldung verschweigen, sagte eine Teststellen-Betreiberin der Rundschau. Sie habe den Eindruck, der Großteil der Menschen würde sich nur noch testen lassen, wenn sie sich krank fühlten oder Kontakt zu Infizierten gehabt hätten. Die Stadt empfiehlt bei Symptomen, die Hausarztpraxis zu kontaktieren. Die kann dann entweder selbst testen oder kennt Stellen, an denen dies möglich ist.

Wie lange dauert die Isolation?

Die Isolation endet spätestens zehn Tage nach den ersten Symptomen. Frühestens ab dem fünften Tag ist ein vorzeitiges Ende der Isolation möglich. Dazu ist ein negativer Test einer offiziellen Teststelle nötig. Das kann ein Antigen-Schnelltest oder ein PCR-Test sein. Auf dem Weg zum Test empfiehlt die Stadt eine FFP2-Maske und 1,5 Meter Mindestabstand. Wer noch Symptome hat, sollte die Isolation nicht vorzeitig beenden.

Gibt es noch Kontakt zum Gesundheitsamt?

Positive PCR-Testergebnisse werden automatisiert an das Gesundheitsamt übermittelt. Von alleine meldet sich das Gesundheitsamt aber in der Regel nicht bei Infizierten. Der Draht ins Gesundheitsamt ist das freiwillige digitale Kontaktmanagement (DiKoMa). Infizierte Personen mit Kölner Wohnsitz können sich dort online anmelden. In dem Portal können Infizierte täglich ihre Symptome eintragen. Je nach Alter und Symptomen meldet sich das Gesundheitsamt telefonisch. Das passiert vor allem, wenn der gemeldete Zustand sich verschlechtert.

Müssen Kontaktpersonen informiert werden?

Positiv getestete Personen müssen ihre engen Kontaktpersonen, mit denen sie ab zwei Tage vor Symptombeginn oder Testdatum Kontakt hatten, schnellstmöglich selbstständig informieren. Dazu zählen Angehörige des eigenen Haushalts und Menschen, mit denen die positiv getestete Person mehr als zehn Minuten mit einem Abstand von weniger als 1,5 Metern ohne Maske Kontakt hatte. Auch ein gemeinsamer Aufenthalt über einen längeren Zeitpunkt in einem schlecht belüfteten Raum, führt dazu, dass Kontakte als eng eingestuft werden.

Was mache ich, wenn ich Kontaktperson bin?

Eine Quarantäne ist nicht mehr verpflichtend, empfohlen wird aber eine Kontaktreduzierung für fünf Tage, das Arbeiten im Homeoffice und regelmäßige Selbsttests. (sim)

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