Kneipen, Tanzen, StraßenfeiereiWie die Kölner nun Karneval feiern können

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Auf der Zülpicher Straße wird auch Weiberfastnacht mit Besuch gerechnet.

Auf der Zülpicher Straße wird auch Weiberfastnacht mit Besuch gerechnet.

Köln – Karnevalsvereine, Gastronomen, ja im Grunde alle Menschen, die sich der Pflege des kölnischen Brauchtums verpflichtet fühlen, warten sehnsüchtig auf Klarheit, wie in der Session 2022 der Straßenkarneval aussehen wird.

Nun steht fest: Karnevalshochburgen sollen „räumlich begrenzte Brauchtumsgebiete“ ausweisen können. Dies hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Vertretern anderer Karnevalsstädte besprochen. Am Abend schloss sich dann im Rathaus der „Runde Tisch“ mit Stadtverwaltung, Wirten und Karnevalisten an. Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:

Wie könnte der Straßenkarneval laufen?

Hierzu soll es noch in dieser Woche Klarheit geben. „Es hat ein gutes und konstruktives Gespräch mit dem Gesundheitsminister in Düsseldorf gegeben. Mir ist wichtig, dass es noch diese Woche Planungssicherheit für alle Akteure gibt; das wurde uns zugesagt“, lautet das Fazit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach ihrer Rückkehr aus der Landeshauptstadt.

Wie erwartet hat das Land den Kommunen keine klaren Regeln für den Straßenkarneval vorgegeben. Die nächste Corona-Schutzverordnung, die ab Donnerstag gilt, dürfte kaum auf breitem Raum Beschränkungen lockern, sie wird aber wohl auch nicht restriktiver ausfallen. Es darf also in reduziertem Maß Karneval gefeiert werden. Die genaue Ausgestaltung der Regeln obliegt nun der Stadt, dabei bleibt es das Ziel, möglichst viele Feierlichkeiten ins Freie zu verlagern.

Dass die Menschen vor allem die Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht (24, Februar) feiern wollen, gilt als sicher. Die Idee, der Feierlust mit Verweilverboten zu begegnen, hat Stadtdirektorin Andrea Blome schnell wieder verworfen. Nun sind Feierzonen das Mittel der Wahl.

Darf in den Kneipen getanzt werden?

Die spannendste Frage, die es in der nächsten Corona-Schutzverordnung zu beantworten gilt, ist die nach dem Kneipenkarneval. Das aktuell geltende Tanzverbot würde ein jeckes Feiern in den Kneipen in bekannter Form unmöglich machen. In der „Bagatelle“ in der Südstadt plant Inhaber Daniel Rabe Weiberfastnacht, Freitag und Samstag die „kleinste Karnevalsfeierei der Stadt“ und hat ein Sitzungsprogramm entworfen. „Wir haben uns früh gegen Party entschieden. Die Karten waren schnell vergriffen“, erzählt Rabe.

Die IG Gastro, unter deren Dach zahlreiche gastronomische Betriebe versammelt sind, hat beim „Runden Tisch“ erneut einen kontrollierten Kneipenkarneval gefordert und angeregt, die Kneipen zum Tanzen für genesene oder geboosterte Menschen mit zusätzlichem Schnelltest zu öffnen.

Kommt Kneipenkarneval mit Tischen und Stühlen?

Als Alternative zur kompletten Öffnung der Kneipen gilt derzeit im Rathaus eine Art „Schunkelkarneval“. Heißt: Tanzen bliebe verboten, die Menschen müssten an festen Plätzen sitzen. In den Sitzungssälen ist dies schon erleben: abgespeckte Feiern, etwas ruhiger, durchaus stimmungsvoll. Doch klar ist auch: Wenn die Tische drin bleiben, wird im Zweifel auch jemand drauf tanzen.

„Völligen Unfug“ nennt deshalb Markus Vogt die Idee solcher Schunkelveranstaltungen. Der Vorsitzende des Vereins Gastro Kwartier Latäng befürchtet, dass dadurch noch mehr Verantwortung bei den Wirtinnen und Wirten landet. „Wir können nicht neben jeden Gast einen Aufpasser stellen, der darauf schaut, ob jemand tanzt oder nicht.“ Eine Veranstaltung mit fester Sitzplatzzuweisung heißt zudem: Deutlich weniger Gäste, deutlich weniger Umsatz. „In diesem Fall würde ich meine Kneipe – so wie viele andere Wirte auf der Zülpicher Straße – nicht öffnen. Das lohnt sich finanziell einfach nicht“, sagt er.

Auf der Studentenmeile hoffen die Wirte nun darauf, in ihren Kneipen unter Einlass-Bedingungen so feiern zu können wie immer. Die Gefährdungslage sei nicht mehr die gleiche wie in den vergangenen Jahren. Ansatzpunkte für Einschränkungen gebe es laut Vogt nicht mehr. „Je mehr Kneipen offen haben, desto mehr Abfluss gibt es für die Menschen auf der Straße“, argumentiert er.

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Für „Quatsch“ hält die Idee auch Alexander Manek, der unter anderem das Haus Unkelbach auf der Luxemburger Straße betreibt. Er wünscht sich nun klare Ansagen. Manek ist der Meinung: Mit vorab gekauften Tickets und den nötigen Einlassregeln müssten auch Feiern wie am Elften Elften möglich sein.

Welche Feiern sind bereits konkret geplant?

Die Altstädter werden Weiberfastnacht auf dem Alter Markt die Session eröffnen und wollen hierfür eine Bühne aufstellen lassen. Um die Kosten zu reduzieren, werden jetzt für die folgenden Karnevalstage Veranstalter oder Vereine gesucht, die ebenfalls Programm anbieten wollen. Der Vorteil: Es gäbe ein gewisses Gefüge. Der Zugang ließe sich über eine 2G-plus Regelung kontrollieren. „Wir können die Menschenmengen nicht verhindern, aber wir können Infektionen verhindern“, ist im Rathaus zu hören.

Auch die Nippeser Bürgerwehr will ihre traditionelle Feier auf dem Wilhelmplatz in Nippes durchführen. Geplant sind 750 bis 1000 Zuschauern. „Viele Menschen suchen sichere Räume, um ein wenig Karneval feiern zu können. Unsere Aufgabe ist es, diese Sicherheit zu bieten“, sagt Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr. Auch für den Dienstagszug will das Traditionskorps eine Alternative bieten

Auch andere Vereine planen Freiluftveranstaltungen. Die Kölnische KG wird ihren „Harlekin Danz“ im Außenbereich des Rheinenergie-Stadions mit rund 400 Gästen feiern. Die Roten Funken planen derzeit ihren „Funkenbiwak“ am Karnevalssamstag auf dem Neumarkt. „In angepasster Atmosphäre“, sagt Günter Ebert, Sprecher der Roten Funken.

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