Abo

Bücherei in KölnProminente appellieren in offenem Brief für Erhalt der Bibliothek am Neumarkt

Lesezeit 3 Minuten
Sanierungsbedürftig ist die Zentralbibiliothek

Sanierungsbedürftig ist die Zentralbibiliothek in Köln

Ein offener Brief bringt neue Fahrt in die Debatte um einen möglichen Abriss der Bibliothek. Die Bibliothek gehöre „ins Herz der Stadt, in die Mitte unserer Gesellschaft“, heißt es in dem Schreiben.

In einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker haben sich das Literaturhaus Köln und prominente Unterstützer wie der FDP-Politiker Gerhart Baum und andere Akteure der Kulturszene für einen Erhalt der Zentralbibliothek am Neumarkt ausgesprochen. Die Bibliothek mit ihren vielfältigen Angeboten gehöre „ins Herz der Stadt, in die Mitte unserer Gesellschaft“, heißt es in dem Schreiben.

Das Haus gehöre zu den renommiertesten Bibliotheken des Landes und genieße auch international einen herausragenden Ruf. In den vergangenen Jahren sei mit Hilfe des Architekten Aat Vos eine Sanierung geplant worden, die einen zeitgemäßen Ort entstehen lasse. Ein Abriss widerspreche auch ökologischen Zielen. „Die Sanierung im Bestand – trotz wachsender Kosten – ist die kostengünstigste und schnellste Option, um den Kölnern eine Zentralbibliothek zu bieten.“ Unter anderem Hermann Hollmann, Vorsitzender des Kulturrates, und lit.Cologne-Chef Rainer Osnowski haben unterzeichnet.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Joisten spricht von einer „Phantomdebatte“: „Die Kölner SPD steht uneingeschränkt zum Beschluss des Stadtrates, die Zentralbibliothek an ihrem Standort zu sanieren! Und dies so schnell wie möglich!“ Medienberichte, die SPD wolle bei diesem Thema abwarten, nannte er „blanken Unsinn“. Joisten spricht von „Stimmungsmache“ gegen die Sanierung. „Diese Debatte über angebliche Statik- beziehungsweise Konstruktionsprobleme, die jeder Grundlage entbehrt“, müsse sofort beendet, und das Projekt   mit voller Kraft vorangetrieben werden. Joisten forderte die CDU auf, „nicht die Profitinteressen einiger weniger zu bedienen“.

Alles zum Thema Henriette Reker

Christiane Martin, Fraktionschefin der Grünen, teilte auf Anfrage mit: „Aus aktueller Sicht sehen wir keinen Grund, am getroffenen Sanierungsbeschluss für die Zentralbibliothek zu rütteln.“ Weiter wollte sie sich dazu nicht äußern. Zuletzt hatten die Grünen eine Diskussion über Abriss und Neubau zu führen als verfrüht bezeichnet. Man müsse abwarten, welche Fakten und Argumente die Verwaltung in ihrer angekündigten neuen Beschlussvorlage präsentiere. Mit einer Entscheidung im Rat ist frühestens am 16. Mai zu rechnen.

CDU sieht „städtebauliche Dynamik“ im Quartier

Die CDU will die Zahlen neu bewerten und prüfen, ob die Grundvoraussetzung für eine Sanierung noch gegeben sind. Wie berichtet, wurden im Sommer 2021 81,5 Millionen Euro für die Sanierung kalkuliert. Die Kostenkalkulation werde nicht mehr zu halten sein, vermutet Parteichef Bernd Petelkau. Ohnehin komme die Sanierung einer Komplettentkernung und damit einem Neubau sehr nahe. Man müsse „die städtebauliche Dynamik“ in dem Quartier zur Kenntnis nehmen. Die Stadtverwaltung werde künftig die alte Kaufhofzentrale nutzen, möglicherweise finde man neue städtebauliche Lösungen. Eine dichtere Bebauung sei am Neumarkt möglich. Damit habe man die Möglichkeit zu einer Neugestaltung des südlichen Neumarkts und könne Winkel und Ecken beseitigen, in denen Drogensüchtige Unterschlupf fänden.

Es sei „ganz offensichtlich, dass es den CDU-Querschlägern darum geht, das Filetgrundstück am Neumarkt freizubekommen, damit sich ihnen nahestehende Investoren dort eine goldene Nase verdienen können“, entgegnet Joisten. Dafür stehe die SPD in keinem Fall zur Verfügung. „Denn selbst wenn, allen bisherigen Erkenntnissen zum Trotz, ein Neubau notwendig würde, dann nur genau am bisherigen Standort!“ Bei den Grünen hieß es, die Vorstöße aus der CDU für Abriss und Neubau seien „Einzelmeinungen“. Im Bündnis gebe es dazu keinen neuen Sachstand.

Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP, findet die Debatte „irrational“. Die anfangs anvisierte Sanierung im Bestand sei nicht mehr möglich. Nun müssten neue Zahlen auf den Tisch. Es gehe aber auch um die Zeitschiene. Mit einer Neubauplanung vergehe erneut wertvolle Zeit, auch das werde zu weiteren Kostensteigerungen führen. Den Sitz am Neumarkt will Sterck nicht in Frage stellen. „Der Standort ist optimal. Es gibt keinen Grund, das zu ändern.“

Rundschau abonnieren