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Kölner Expansionspläne in der KritikSoll die HGK mitten in der Krise investieren?

Lesezeit 3 Minuten
Tankschiffe im Godorfer Hafen. Mit dem Kauf der Imperial-Reederei wäre  die HGK zum größten Binnenschiffanbieter Europas geworden.

Tankschiffe im Godorfer Hafen. Mit dem Kauf der Imperial-Reederei wäre  die HGK zum größten Binnenschiffanbieter Europas geworden.

Köln – Der Plan der Stadtwerke-Tochter Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), das europäische Binnenschiffsgeschäft des Imperial-Konzerns zu übernehmen, stößt bei FDP und Linken auf massive Kritik. Während die Investition in der Logistikbranche als Coup und gute Nachricht für die 910 Mitarbeiter der Imperial-Reederei begrüßt wird, kündigte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck an, den Kauf im Stadtrat abzulehnen. „Es kann ordnungspolitisch nicht Aufgabe einer Tochter des Kölner Stadtwerkekonzerns sein, größter Binnenschiffer auf dem Rhein zu sein. Das geht über die Daseinsvorsorge, auf die sich die wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt beschränken sollten, weit hinaus.“

Kauf sei hochriskant, so Sterck

Der für Ende Juni avisierte Vertragsabschluss komme „absolut zur Unzeit“, so Sterck. Keiner wisse, wie es nach der Corona-Krise um die Finanzen der Stadt und der Stadtwerke stehe. Der Kauf sei hochriskant, er binde Gelder, die womöglich für andere Aufgaben benötigt würden.

Die Imperial-Reederei mit Sitz in Duisburg transportiert pro Jahr mit mehr als 400 eigenen, gemieteten und gecharterten Schiffen rund 45 Millionen Tonnen Güter auf Rhein, Main, Donau, Neckar und Elbe. Im Geschäftsjahr 2018/2019 (30. Juni) erzielte sie 350,8 Millionen Euro Umsatz und 19,5 Millionen Euro operativen Gewinn. Der Imperial-Konzern mit Sitz in Südafrika will sich aus dem europäischen Markt zurückziehen und verkauft seine Schiffssparte in einem Bieterverfahren. Dass sich dabei nicht Branchenkonkurrent Rhenus oder ein Finanzinvestor, sondern die HGK durchsetzte, gilt als Überraschung.

Alles zum Thema Henriette Reker

Kaufpreis enthält „Corona-Abschlag“

Der Unternehmenswert wurde auf 225 Millionen Euro taxiert, im Kaufpreis von rund 176 Millionen ist bereits ein „Corona-Abschlag“ enthalten. Sollte die HGK also die Gelegenheit nutzen, „ein sehr renditeträchtiges Unternehmen“ zu kaufen, wie es im Aufsichtsrat heißt? Oder müssen sich die Stadtwerke in der Krise zurückhalten – zumal Oberbürgermeisterin Henriette Reker Hilfen von Bund und Land auch für kommunale Unternehmen wie die KVB fordert, die unter der Corona-Krise leiden? Während CDU, Grüne und SPD die Expansionspläne begrüßen, nannte Linken-Fraktionschef Jörg Detjen sie „fahrlässig“. Sein Pendant im Kreistag des Rhein-Erft-Kreises, Hans Decruppe, erklärte, der Kauf habe „mit kommunaler Daseinsvorsorge nichts zu tun“ und sei durch die Gemeindeordnung NRW nicht gedeckt.

Noch keine Entschiedung gefallen

Kölns Kämmerin Dörte Diemert sagte der Rundschau, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Der Kauf biete aber Chancen für ökologischere Transportketten und die Versorgungssicherheit in der Region. „Momentan ist die Unsicherheit groß, doch deshalb dürfen wir Investitionen in die Zukunft nicht aus den Augen verlieren.“ Vor einer Entscheidung gelte es, alle Chancen und Risiken sorgsam abzuwägen. Zudem seien noch viele offene Fragen mit der Bezirksregierung zu klären.

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Stadtwerke-Chef Dieter Steinkamp sagte auf Anfrage: „Die geplante Stärkung der HGK wird für die Industriestandorte in und um Köln herum einen wichtigen Beitrag im Bereich Güter-Verkehrslogistik leisten, den Wirtschaftsstandort Köln nach der Corona-Krise zügig und langfristig zu stabilisieren.“

Im Geschäftsjahr 2019 haben die Stadtwerke (SWK) 73,97 Millionen Euro Gewinn erzielt (Vorjahr: 77,14 Millionen), das Ergebnis lag laut Steinkamp über Plan. 48,8 Millionen (2018: 48,3 Millionen) werden an die Stadt Köln ausgeschüttet. Den Rest dürfen die SWK für Investitionen ausgeben – in Mobilität, Klimaschutz, Energieversorgung, Logistik und andere Bereiche.

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