Die Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst sieht die Kölner Tat in internationalem Zusammenhang. Sie will das Thema Kunstraub nun aktiv thematisieren.
Ostasiatisches MuseumEinbruch als „Weckruf“ für die Kölner Kunstwelt
Shao-Lan Hertel, Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, hat sich für die Offensive entschieden. Als „Weckruf“ müsse der Einbruch in das Museum verstanden werden, der vor exakt einem Monat zunächst Empörung über den Verlust wertvoller Porzellane und dann Entsetzen über die eher laxen Sicherheitsvorkehrungen auslöste. Dem Phänomen des Kunstraubs will sie einen Bereich auf der Internetseite des Museums widmen oder auch einen Sonderbereich in der Ausstellung. Das Ziel müsse es sein, „den unglücklichen Vorfall“ für das eigene Haus und „die Museumswelt sinnvoll und nachhaltig nutzbar zu machen.“
Gitter sollen vor Einbruch schützen
In den 1970er Jahren waren nahezu alle Fenster im Erdgeschoss des Museums am Aachener Weiher mit stabilen Gitterstäben versehen worden, ausgespart wurden lediglich einige schmale Fenster - durch eines waren die Täter eingedrungen. Nach dem Einbruch hatten vor allem das Image des Hauses und der Kulturverwaltung gelitten, denn nach einer Beschädigung im Juni war das Fenster lediglich durch eine Holzplatte gesichert worden. Dennoch sei die Tat „mit großem Aufwand und massiver Gewalteinwirkung vollzogen worden“, so die Direktorin. Nun werde geprüft, wie die Sicherheitsmaßnahmen ausgebaut werden können.
In die Ermittlungen sei nun wegen der internationalen Dimension das Bundeskriminalamt involviert, die gestohlenen Objekte seien allesamt von Interpol auf Fahndungslisten gesetzt worden. Entwendet wurden neun Objekte, acht davon zählten zum Gründungsbestand des Hauses, den das Ehepaar Frieda und Adolf Fischer zwischen 1906 und 1911 für das Museum in China erworben hatten. Ebenfalls gestohlen wurde ein Teller der Ming-Dynastie, eine Schenkung des Förderkreises des Museums aus dem Jahr 2015.
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Nicht der erste Einbruch
Bereits im Januar hatte sich ein Einbruch in das Museum ereignet. Der oder die Täter waren über das Flachdach des Mseums in den Innenhof gelangt, hatten eine Scheibe eingeschlagen und waren so ins Gebäude gelangt. Sie waren damals gestört worden, bevor sie mit Beute entkommen konnten. Im Juni war schließlich jenes Fenster beschädigt worden, durch das im vergangenen Monat der Einbruch erfolgte. Bereits nach der ersten Tat seien „bauliche“ und „personelle“ Maßnahmen ergriffen worden, nun soll ein neues Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit einem Sicherheitsberater des Museums, der Kriminalpolizei und dem Kulturdezernat der Stadt umgesetzt werden.
Shao-Lan Hertel sieht den Einbruch im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Kunstdiebstählen der jüngeren Vergangenheit. Hertel spricht von „professionalisierten kriminellen Aktivitäten“, die sich zuletzt in Europa ereignet haben. Ihr sei es nun ein Anliegen, „die Relevanz systematischen Kunstraubs“ sichtbarer zu machen.
Eine Metallplatte markiert noch immer jenes Fenster, durch das die Täter eingedrungen waren. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hatte in seiner Vernehmung von zwei Tätern gesprochen, von ihnen fehlt jede Spur.