Macher der „Lachenden Kölnarena“Interview mit Veranstalter Eberhard Bauer-Hofner

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Nah dran an den Stars: Eberhard Bauer-Hofner erinnert sich gerne zurück an viele denkwürdige Begegnungen.

Nah dran an den Stars: Eberhard Bauer-Hofner erinnert sich gerne zurück an viele denkwürdige Begegnungen.

Köln – Die Gastspieldirektion Otto Hofner residiert in einem schicken Haus nahe des Wiener Platzes. Sein Büro hat Eberhard Bauer-Hofner (79) mit den Porträtfotografien diverser Showgrößen geschmückt – von Curd Jürgens bis Zarah Leander.

Wie nah sind Sie den Showgrößen denn durch Ihren Job gekommen?

Bauer-Hofner: Mitunter sehr nah. Ich erinnere mich an das Ein-Personen-Stück „Im Zweifel für den Angeklagten“, das Curd Jürgens im Millowitsch-Theater aufführte. Er rief mich in die Garderobe, weil ich ihn ins Hotel fahren sollte, da stand er dann in Unterhose. Ich bekam einen roten Kopf, ihm hat das aber nichts ausgemacht. Auch Zarah Leander war im privaten Kreis sehr unkompliziert.

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Erzählen Sie mal.

Wir waren 1973 während der Ölkrise in Wien und mussten mit dem Auto weiter zum nächsten Auftritt nach Graz. Aber der Sprit reichte nicht mehr für die Strecke. Auf der Bühne sagte Zarah schon: Ich möchte keine Blumen, ich brauche Benzin. Als ich an der Tankstelle sagte, ich bräuchte Sprit, um Zarah Leander zu chauffieren, glaubte man mir nicht und es hieß: Kommen Sie mit ihr zusammen zurück. Dann sind wir tanken gefahren. Der Tankstellenbesitzer hat ein Autogramm bekommen.

Sie hatten sich für eine Kaufmannsausbildung entschieden. Wie sind Sie in die Veranstaltungsbranche gerutscht?

Anfang der 1970er Jahre habe ich Otto Hofner kennengelernt. Er war damals auf der Suche nach einem Nachfolger, weil er ans Aufhören dachte. Ein Jahr haben meine Überlegungen gedauert, dann habe ich zugesagt. Aber die Entscheidung, ob ich für den Job geeignet bin, hat er auch Marika Rökk und Zara Leander überlassen. Ich sollte beide am Bahnhof abholen und vorher noch einen Blumenstrauß besorgen. Wir haben uns dann später unterhalten. Und ihr Urteil über mich war Otto Hofner wichtig.

Sie scheinen einen guten Eindruck hinterlassen zu haben.

Marika Rökk meinte: „Otto, das ist ein netter junger Mann. Ich glaube, den kannst Du gut gebrauchen“. Anschließend habe ich viele Tourneen begleitet, um Kontakte zu knüpfen. Von da an hatte ich kaum noch ein freies Privatleben mehr. Ich musste überall dabei sein und lernte auch das Kölsche kennen. Otto Hofner hatte erreicht, dass im Millowitsch-Theater Gastspiele stattfinden konnten, wenn kein Theaterbetrieb herrschte. Das war der Kern des Betriebs, es sind enge Bindungen zu Trude Herr entstanden, aber beispielsweise auch zum Don Kosaken Chor.

Gab es Momente, in denen Sie ein Privatleben vermisst haben?

Es gab auch schwierige Zeiten. Aber Otto Hofner war als Chef sehr dominant – auch bei Meinungsverschiedenheiten. Da musste ich zurückstecken und habe mit dem Job gehadert. Aber ich habe weitergemacht, und das war auch gut so.

Was für ein Chef waren Sie?

Ich war nicht ganz so impulsiv wie er. Mein Bestreben war Harmonie. Die Künstlerinnen und Künstler sollten mit Freude auf die Bühne gehen. Was ich immer erwartet habe, waren Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

Reden Sie eigentlich wieder mit Bernd Stelter, den Sie 2017 bei der Lachenden Arena gekündigt hatten? Das Programm hatte Zeitverzug, er ist wegen Termindrucks zum nächsten Auftritt gefahren.

Es ist wie es ist. Keiner hat einen Gesprächsversuch unternommen. Bernd Stelter brauchte mich nicht, ich brauchte ihn nicht. Bei einer Begegnung würden wir uns sicherlich freundlich begrüßen. Ich war verärgert, weil er ohne ein persönliches Gespräch die Halle verlassen hatte.

Welche Rolle spielt die Lachende Kölnarena in ihrem beruflichen Lebenswerk? Der Bekanntheitsgrad ist groß.

Die Veranstaltungen haben in der Planungsphase viel Raum eingenommen. Ziel war es immer, das Beste aus dem Kölner Karneval abzubilden, und das zu volkstümlichen Preisen. Ein großes Plus ist die Selbstversorgung, die es ja schon in der Sporthalle gab. Früher hieß es: Bringt mit Wein und Bier, für Stimmung sorgen wir. Am Ende entscheidet das Publikum, ob es im Gürzenich oder Maritim an fein gedeckten Tischen Karneval feiern will oder bei uns.

Zur Person

50 Jahre lang war Eberhard Bauer-Hofner (79) für die Gastspieldirektion tätig. Aufgewachsen ist er in Berlin. Otto Hofner hatte ihn im Jahr 1972 ins Unternehmen geholt. Die Geschäftsführung hatte er 1996 übernommen. Sein Doppelname kam zustande, nachdem Otto Hofner ihn wegen des engen Verhältnisses adoptiert hatte.

1999 zog die Lachende Sporthalle in die Kölnarena. Sie ist das Aushängeschild des Unternehmens. Zwischenzeitlich fand die Veranstaltungsreihe auch in vielen Nachbarstädten und sogar im niederländischen Kerkrade (Lachende Rodahal) statt. Nun konzentriert sich das Unternehmen auf Köln, Bonn und Düsseldorf. (tho)

Das Festkomitee war nicht immer amüsiert über den Arena-Reigen, durch den viele Musikgruppen zeitlich gebunden waren und bei anderen Sitzungen fehlten.

Mitunter war das schwierig. Schon zu Sporthallen-Zeiten hieß es, wir machten den Karneval kaputt und seien viel zu kommerziell. Darauf ist die Abgabe des Zuggroschens ans Festkomitee entstanden, also die finanzielle Unterstützung des Rosenmontagszugs durch unseren Kartenverkauf.

Die Pandemie hat die Veranstaltungsbranche durchgerüttelt. War das die schwierigste Zeit für Sie?

Uns hat das stark getroffen, bis jetzt warten wir immer noch auf Geld aus dem Sonderfonds des Bundes. Mit der Pandemie und den Folgen hatte niemand gerechnet, ich auch nicht.

Bei jeder Großveranstaltung ist der Druck groß. Sind Sie froh, dass dies nun vorbei ist?

Ja, es drückt nicht mehr so. Mit jeder Unterschrift waren viele Pflichten verbunden, da geht es teilweise um Millionensummen. Da musste ich aufpassen, dass mir nicht die Hand zittert. Aber es ist gut gelaufen. Ich habe eine Wohnung im Bergischen. Wenn es mir schlecht ging, bin ich gerne mal in den Altenberger Dom gegangen. Manchmal war ich allein dort und konnte ungestört meinen Gedanken nachhängen. Das hat mir Kraft gegeben.

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Sie gehen mit 79 Jahren in den Ruhestand. Fällt Ihnen das Loslassen sehr schwer?

Ja, das ist sehr schwer, manchmal bin ich traurig. Ich träume manchmal sogar von der Arbeit. Aber ich habe gedacht: Wie viel Zeit bleibt Dir eigentlich noch. Du möchtest doch auch mal ein bisschen dein eigenes Leben wahrnahmen und spontan etwas unternehmen.

Was haben Sie vor?

Ich wollt immer mal den Jakobsweg laufen, aber das werde ich nicht mehr schaffen. Nepal ist noch so ein Traum von mir. Aber den habe ich auch abgehakt. Jetzt will ich Wellness machen und mich verwöhnen lassen. Als junger Mensch war ich mal auf Capri, eine Trauminsel. Da will ich unbedingt nochmal hin.

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