Nach 30 Jahren LeerstandFrisch saniertes Rheinparkcafé öffnet in Köln

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Noch arbeiten Handwerker im Rheinparkcafé, das bald wieder öffnet. Der Verkaufspavillon aus Holz davor wird nach Pfingsten abgebaut.

Köln – Diese Geschichte hat etwas von einem Märchen. Es gibt die „gute alte Zeit“, mit vielen glücklichen Menschen und schönen Erlebnissen in einem wunderschönen Haus. Dann beginnen die Probleme, irgendwann wird das Haus aufgegeben, fällt in einen langen Dornröschenschlaf und droht völlig unterzugehen. Doch am Ende wird das „Märchenschloss“ wachgeküsst und zu neuem Leben erweckt.

Rheinparkcafé stand mehr als 30 Jahre leer

So könnte man die Entwicklung des Rheinparkcafés beschreiben, das in wenigen Wochen wiedereröffnet wird. Mehr als 30 Jahre stand der elegante Bau von 1957 leer, wurde zu dem, was man heute „Lost Places“ nennt, vergessene Orte. „Im Keller stand das Wasser 40 Zentimeter hoch, als ich 2005 das erste Mal mit meiner Frau hier war“, erinnert sich der neue Betreiber Roberto Campione, dem Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Donnerstag symbolisch den Schlüssel zum Gebäude überreichte.

Eine starke Aussicht hat man von der Dachterrasse auf die farbenfrohen Blumenbeete, die dieses Jahr auch eine Friedenstaube (M.) ziert.

Eine starke Aussicht hat man von der Dachterrasse auf die farbenfrohen Blumenbeete, die dieses Jahr auch eine Friedenstaube (M.) ziert.

Architekt Bodo Marciniak, der mit seinem Team die 2015 begonnene Sanierung geleitet hat, sagte zu Herausforderungen des Projekts, das Bauwerk sei konzipiert „wie eine Blume, die einmal im Jahr blüht“. Gemeint ist: Der Bau sei zwar schön, wegen der fehlenden Heizung aber nur im Sommer nutzbar gewesen.

Geschichte des Rheinparkcafés

1957

wird das Parkcafé zur Bundesgartenschau (Buga) eröffnet. Rund 4,3 Millionen Menschen besuchen zwischen 29. April und 24. Oktober das weitläufige Rheinpark-Gelände, die Post gibt zur Buga eine Sonderbriefmarke heraus.

Entworfen hat den eleganten nierenförmigen Stahlbetonbau der Grazer Architekt Rambald von Steinbüchel-Rheinwall (1902-1990), errichtet wird er auf den Grundmauern des preußischen Fort XII. Laut Architekt Bodo Marciniak, der die Sanierung geplant hat, kostet das Gebäude damals 300 000 D-Mark – so viel wie zehn bis zwölf Einfamilienhäuser. Doch das Café kann nur im Sommer betrieben werden, es hat keine Heizung. Dachgeschoss und Dachterrasse werden schon Ende der 50er-Jahre geschlossen.

1989

werden der Rheinpark und das Café unter Denkmalschutz gestellt. Doch das Café findet keine Betreiber mehr und bleibt dauerhaft geschlossen. 2012 gibt auch der Kiosk im Erdgeschoss auf, das Gebäude steht nun komplett leer und verfällt weiter. Drei Jahre später erhält der Hotelier und Gastronom Roberto Campione den Zuschlag, das Lokal wiederzuleben. Die Stadt kommt für die Sanierung auf, die anfangs auf 2,7 Millionen Euro veranschlagten Kosten steigen auf rund sechs Millionen Euro. (fu)

Eine verschachtelte Raumaufteilung, außenliegende Treppen und fehlende Barrierefreiheit erforderten erhebliche Umbauarbeiten, neben Aufzug und Heizung musste neue Technik für den Gastronomiebetrieb eingebaut werden.

Projekt hilft Menschen mit Vermittlungshemmnissen

Das alles ist für rund sechs Millionen Euro aus der Stadtkasse gelungen, bis auf einige Restarbeiten erstrahlt das Parkcafé in neuem Glanz. Bei der Übergabe an Campione, der auch das Hotel Monte Christo in der Altstadt führt, berichtete die OB, sie sei als Kind selbst schon Gast im Parkcafé gewesen und freue sich, dass dieses „Kleinod“ endlich wieder genutzt werden könne. „Ich bin sicher, das Café wird den Rheinpark sehr bereichern und noch beliebter machen.“

Betreiber Roberto Campione will das Parkcafé in rund vier bis sechs Wochen eröffnen, sucht momentan noch weiteres Personal.

Betreiber Roberto Campione will das Parkcafé in rund vier bis sechs Wochen eröffnen, sucht momentan noch weiteres Personal.

Besonders wird die märchenhafte Geschichte durch den Umstand, dass sowohl bei der Kernsanierung als auch beim künftigen Betrieb von Café, Restaurant und Biergarten erwerbslose Jugendliche, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderungen Arbeit fanden und künftig finden werden.

Das Projekt ist Teil des städtischen „Win-Win-Programms“, das Menschen mit Vermittlungshemmnissen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen soll. So wurden bei der Sanierung zahlreiche Arbeitslose in Baugewerken wie Schlosser-, Schreiner-, Maler- und Gartenbauarbeiten qualifiziert und beschäftigt.

Elegant und funktional ist das Treppenhaus gestaltet.

Elegant und funktional ist das Treppenhaus gestaltet.

Bis zu 1000 Gäste können hier künftig bewirtet werden

Roberto Campione will künftig bis zu 1000 Gäste bewirten. Im Erdgeschoss ist ein Bistro/Café mit Selbstbedienung geplant, im ersten Stock gibt es einen Restaurant- und Eventbereich mit Terrasse und separatem Raum für 24 Personen. Daran schließt sich ein großer Biergarten mit bis zu 400 Plätzen an, an dem derzeit noch gebaut wird.

Ein Lounge-Bereich findet sich auf dem Sonnendeck.

Ein Lounge-Bereich findet sich auf dem Sonnendeck.

Im zweiten Stock befindet sich die „Sonnendeck“ genannte große Dachterrasse mit Lounge-Bereich und großartiger Aussicht auf den Rheinpark samt Domblick. In vier bis sechs Wochen wolle man öffnen, so Campione, spätestens aber zum Rheinparkfest Ende Juli. Er sucht noch weiteres Personal. 25 festangestellte und 40 Aushilfskräfte will er beschäftigen, darunter auch Menschen mit Behinderungen.

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Für Kritik sorgt die Ankündigung auf der Website, auf dem Sonnendeck werde es einen Mindestverzehr von 60 Euro für zwei Personen geben. „Ich sehe das sehr kritisch. Das Rheinparkcafé muss ein Café des Volkes bleiben, wo sich jeder Kaffee und Kuchen leisten kann“, betont Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Campione sagt, das Sonnendeck sei als Premiumbereich mit Clubcharakter gedacht, man sei aber noch in den Überlegungen. Auch dort werde es Angebote für jedermann geben.

Adresse Online: www.parkcafe.koeln

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