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Ökumenischer Kirchentag in KölnWeihbischof Steinhäuser über die Zukunft der Kirchen

3 min
Eucharistiefeier

Die Eucharistiefrage bestimmt die Diskussion in der Ökumene  – und das wohl noch auf Jahre.

  1. Zu Christi Himmelfahrt beginnt in Frankfurt der ökumenische Kirchentag.
  2. Weihbischof Steinhäuser ist im Erzbistum Köln Bischofsvikar für die Ökumene.
  3. Mit ihm sprach Ingo Schmitz.

Wie bewerten Sie die Lage der Ökumene?

Die Zeit, in der es in jeder Gemeinde eine Ökumenegruppe gab, die geht zu Ende. Diese Gruppen kommen aus einer Zeit, in der die Gesellschaft weit mehr als heute konfessionell getrennt war. Heute ist da vieles schon selbstverständlicher, aber auch pragmatischer geworden. Die Trennlinie verläuft nun eher an einer anderen Stelle, nämlich bei der Frage: Bist du Christ oder hast du mit dem Glauben gar nichts mehr zu tun?

Was Sie beschreiben, mag auf die Basis zutreffen. Auf der Ebene der Bistumsleitung werden hingegen wieder vermehrt die Unterschiede betont. Gerade in der Frage einer Abendmahlsgemeinschaft gibt es doch kaum Bewegung.

Ich glaube schon, dass wir auch in der Eucharistiefrage eine Entwicklung haben. Zugegeben, die ist nicht glatt und zügig, da hakt es auch mal. Aber allein das Ringen darum zeigt doch schon, dass es Bewegung gibt. Die Diskussion darüber wäre doch vor zehn, zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen.

Aber es bleibt dennoch eine Diskussion, in der das Trennende mehr als das Verbindende betont wird.

Auch das hat einen positiven Aspekt: Wir gucken jetzt auf beiden Seiten genauer hin, wir werden uns gegenseitig unserer eigenen Traditionen bewusster. Und Sie dürfen nicht den Hintergrund vergessen, vor dem das geschieht: Wir hatten im Jahr 2017 mit dem Reformationsjubiläum schon eine große, gemeinsame Erfahrung, die noch nachwirkt. Ich spüre seitdem deutlich, es zieht uns stark zueinander. So stark, dass einige Beteiligte auf katholischer Seite etwas auf die Bremse treten. Ihnen ist die Entwicklung zu undifferenziert, mehr eine Ökumene des Gefühls als des genauen Hinschauens. Darum haben wir unter anderem mit der evangelischen Landeskirche im Rheinland vereinbart, über die Eucharistiefrage nochmals in die Diskussion zu treten. Das ist nichts, was schon morgen Ergebnisse bringt. Aber wir wollen uns austauschen.

Wie halten Sie es denn ganz persönlich mit der Abendmahlsgemeinschaft?

Abendmahlsgemeinschaft setzt für mich Kirchengemeinschaft voraus. Und da sind wir halt noch nicht. Die Themen Eucharistie, Amts- und Kirchenverständnis werden uns sicherlich noch die nächsten zehn Jahre beschäftigen. Ich persönlich wünsche mir aber sehr, dass wir da weiter kommen.

In zehn Jahren werden beide Kirchen nochmals deutlich an Mitgliedern verloren haben. Wäre es da nicht wichtig, vermehrt mit einer Stimme zu reden und gemeinsam zu handeln, um in den gesellschaftlichen Debatten weiterhin Gewicht zu haben?

Das würde unsere Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft deutlich stärken. Dass es noch zu wenig Kooperation gibt, hat vor allem mit der Schwerkraft der Systeme zu tun. Auf ganz vielen Ebenen wäre viel mehr Kooperation sinnvoll und auch möglich.

An welche Ebenen denken sie?

Es gibt viele Bereiche, wo wir noch zu sehr nebeneinander her leben. Nehmen Sie allein den Bildungsbereich, nehmen Sie die Caritas und die Diakonie. Auch bei der gemeinsamen Nutzung von Gebäuden werden wir bei sinkenden Mitgliederzahlen noch Schritte aufeinander zu machen.

Wegen Corona wurden viele Veranstaltungen abgesagt, oder ins Internet verlagert. Erwarten Sie sich trotz der schwierigen Umstände ein positives Zeichen vom ökumenischen Kirchentag?

Ich wünsche dem Kirchentag, dass etwas in Schwung kommt. Wenn es solche Bilder und Impulse geben könnte wie vom Reformationsjubiläum, das wäre schon was.