„Muss wohl erst etwas passieren“Bürger in Köln-Poll fordern Handeln nach Raser-Unfällen

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Vor wenigen Tagen kam es auf der Straße am Rheinufer zu einem Unfall infolge überhöhter Geschwindigkeit.

Vor wenigen Tagen kam es auf der Straße am Rheinufer zu einem Unfall infolge überhöhter Geschwindigkeit.

Erst am Freitag gab es hier einen schweren Unfall, nun soll die Alfred-Schütte-Allee schnell entschärft werden. Zumindest nach dem Willen der Bürger dort. Die Debatte nimmt Fahrt auf.

Wieder Alfred-Schütte-Allee: Der neue „Raser-Unfall“ in Poll am Freitagabend mit einem   schwer verletzten 20-Jährigen  bestärkt die Poller Bürger in ihren Sorgen. Mehrfach haben sich die Anwohner in den vergangenen Monaten über die Raser-Szene und die unhaltbaren Zustände beschwert – nun ein neuer Fall. Die Straße am Rheinufer ist beliebt bei der Raser- und Tuning-Szene.

Am Freitagabend war ein 18-Jähriger mit überhöhter Geschwindigkeit über die Straße gefahren und hatte den Insassen (20) eines Ford verletzt, der gerade ausgeparkt hatte. Der 18-Jährige ist nach Erkenntnissen der Polizei kein Mitglied der Raser-Szene. „Er ist in dieser Hinsicht bei uns noch nicht aufgefallen“, sagte eine Polizeisprecherin der Rundschau. Die Ermittlungen seien allerdings noch im Gange.

Bürger richten sich mit Petition an OB Reker

Dennoch nimmt die Diskussion um die Rennen am Rheinufer neue Fahrt auf. In einer Petition an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die Polizei und Mitglieder des Rates heißt es: „Seit mehreren Jahren entwickelt sich die Alfred-Schütte-Allee zum Epizentrum einer Raser- und Partyszene, die auch vor den umliegenden Gebieten keinen Halt macht.“ Es werde mit lauter Musik, quietschenden Reifen, kreischenden Insassen durch unsere Stadtteile gerast. „Es beginnt tagsüber und steigert sich besonders nachts, ohne Rücksicht auf Verluste“, betonen die Bürger. An Schlaf sei nachts nicht zu denken. So gebe es auch Luftschüsse aus fahrenden Autos. Die betroffenen Menschen in Poll fordern seit Monaten speziell an der Alfred-Schütte-Allee Fahrbahnverengungen sowie eine Sanktionen gegen die zunehmende Umweltverschmutzung und eine Eindämmung der nächtlichen Ruhestörungen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Über 2000 Unterstützer  hat die Initiative mittlerweile. Am Donnerstag trifft sich die Initiative „gegen die Raser- und Poserszene und die Verwahrlosung der Poller Wiesen“ dazu mit Verkehrsdezernent Ascan Egerer und weiteren Politikern und diskutiert über Verbesserungen.

Es soll zwei Blitzer geben – aber wann?

Die Stadt Köln macht den Bürgern in einer Beschlussvorlage von Anfang März indes nicht viel Hoffnung auf eine rasche Besserung oder eine schnelle bauliche Veränderung. Es würden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt, heißt es dort. Außerdem sei zur Bekämpfung der Szene der Aufbau von zwei festen Blitzer geplant   – aber einen genauen Zeitpunkt für den Bau der Messanlagen gibt es noch nicht.   Die Stadt teilte mit, dass das Vorhaben aller Voraussicht nach im dritten Quartal 2023 angegangen werde.

Die Initiative hält die derzeit geplante Veränderung in Poll für „läppisch“ , sagte Sprecher Gerald Diepolder der Rundschau am Montag. Er sagt weiter: „Es muss wohl erst etwas passieren, bis gehandelt wird“. Damit erinnert der Sprecher an den tragischen Verkehrsunfall mit einer 19-Jährigen auf dem Auenweg im Jahr 2015. Bei einem Wettrennen zwischen zwei Autos war die junge Frau erfasst und tödlich verletzt worden.

Danach ist der Auenweg mit „Buckel-Überfahrten“ entschärft worden.         Diepolder sagt weiter: „Es geht in Poll um die Gefährdung von Menschen. Die schnurgerade Strecke am Rheinufer muss ebenfalls entschärft werden“. Ein Tempolimit würde nicht helfen.   Dies würde die Raser nicht interessieren. Feste Blitzer müssten aktuell eingebaut werden und nicht erst später. „Jetzt ist Handlungsbedarf. Das zeigt der Unfall vom Freitagabend“, betont Diepolder.

Gerade im Blick auf das Frühjahr und dem Sommer schwant dem Sprecher Böses. Erwartet werden   wieder Rennen, nächtliche Störungen und möglicherweise wieder Unfälle. Im Sommer treffen sich regelmäßig etwa 100 Autoposer und zeigen ihre gefährlichen Fahrkunststücke.

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