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Vorreiter mit Lolli-TestsPilotprojekt auf alle Kölner Schulen und Kitas ausgeweitet

Lesezeit 4 Minuten
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Wie ein Lolli wird der Abstrichtupfer 30 Sekunden lang gelutscht, wie hier Kinder einer Ehrenfelder Kita im „Kiko“-Pilotprojekt zeigen.

Köln – Trotz der Osterferien sind aktuell mehr als 300 Schüler mit dem Corona-Virus infiziert, in den Kitas sind es rund 90 Kinder. Am Montag geht die Schule wieder los – ein Grund mehr für die Stadt , alle Schulen und Kitas zunächst für sechs Wochen in ihre Teststrategie mit einzubeziehen. Dabei will Köln Vorreiter für andere Kommunen sein: Das flächendeckende, kostenlose Angebot für Schüler und Kitakinder ist bundesweit einzigartig.

Wer wird ab Montag getestet?

„Schoco“ (Schul-Observation auf Corona) und „Kiko“ heißen die beiden Pilotprojekte der Uniklinik Köln, bei denen vor den Osterferien an 22 Schulen und in 32 Kitas ausprobiert wurde, ob sich der eigens entwickelte „Lolli-Test“ bewährt. Die Resonanz, auch von anderen Städten bundesweit, sei enorm gewesen, heißt es. Was also bisher auf einen kleinen Kreis von Kindern und Jugendlichen beschränkt war, wird nun auf die ganz Köln ausgeweitet. Bisher haben sich von den knapp 300 Schulen 200 angemeldet, von den fast 700 Kitas sind es rund 650, sagt Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport. „Das ist auch nur eine erste Momentaufnahme.“ Gerechnet wird mit weit mehr als 100 000 Testpersonen. Eltern müssen eine Einverständniserklärung unterzeichnen, die Tests sind ausdrücklich freiwillig.

Zahl der Intensiv-Patienten steigt

99 Corona-Patienten liegen derzeit auf einer Intensivstation, 289 befinden sich im Krankenhaus in stationärer Quarantäne. Insgesamt sind 2626 Kölner mit dem Corona-Virus infiziert. Ein 65-Jähriger und ein 73-Jähriger, beide mehrfach vorerkrankt, sind im Zusammenhang mit dem Virus verstorben.

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133,0 ist die Inzidenzzahl am Donnerstag. Der R-Wert lag gestern bei 1,11. (hes)

Warum wird in Köln über das Landesangebot hinaus getestet?

Zwei Selbsttests sollen Schülerinnen und Schülern in NRW pro Woche zur Verfügung stehen. Köln geht einen Schritt weiter und bietet zusätzlich zwei Tests pro Woche mit der Lolli-Methode an – nicht nur für Schulen, sondern auch für Kindergärten und Großtagespflegeeinrichtungen. Auch alle Mitarbeitenden werden getestet. Durch den Unterricht im Wechselmodell sollen alle Schüler mindestens einmal pro Woche einen Test machen können. „Es geht darum, Infektionen frühzeitig zu erkennen um schnell die Infektionsketten zu unterbinden“, sagt Professor Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln.

Wie funktioniert der Lolli-Test?

Schüler und ältere Kitakinder lassen sich streng genommen nicht testen – sie testen sich selbst. Daher braucht es dafür auch kein extra ausgebildetes Personal. „Die Testmethode ist wesentlich angenehmer“, so Voigtsberger. Kinder und Mitarbeiter lutschen 30 Sekunden an einem herkömmlichen Abstrichtupfer und stecken ihn dann in ein Röhrchen, in dem alle Tests der Gruppe oder Klasse gesammelt werden. Sehr kleine Kinder können den Test zusammen mit ihren Eltern durchführen. Ein Labor holt die Proben in der Einrichtung ab. Der gesamte „Pool“ wird noch am selben Tag per PCR-Methode getestet und auf Mutationen untersucht. „Die Lolli-Methode ist weniger sensitiv als der Nasen-Rachen-Abstrich“, räumt Klein ein. „Aber sensitiver als ein Antigen-Schnelltest. Für ein Screening-Verfahren völlig ausreichend.“

Was bringen die Pool-Testungen?

Vor allem weil Ressourcen fehlen, kommen die Pool-Testungen zum Einsatz. Die Labore, so Professor Klein, hätten gar keine Kapazitäten, zusätzlich Hunderttausende Einzeltests aus Schulen und Kitas zu untersuchen. Ist ein Pool-Ergebnis positiv, müssen alle aus der jeweiligen Gruppe zu Hause bleiben und erneut einen Lolli-Test durchführen. Dieser wird dann von den Eltern zur jeweiligen Einrichtung gebracht und vom Labor abgeholt. Dort wird analysiert, wie viele aus der Gruppe mit dem Virus infiziert sind. Das weitere Vorgehen betreut in dem Fall dann das Gesundheitsamt. In den Wochen vor Ostern habe man im Pilotprojekt acht Indexfälle in den Kitas festgestellt sowie sieben Fälle in den Schulen. „Alle hatten keine Symptome. Sie wären gar nicht entdeckt worden“, sagt Professor Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Uniklinik und Leiter des „Schoco-Projektes“.

Was kosten die Testungen und wer bezahlt?

Die Stadt übernimmt zunächst alleine die Kosten für die Lolli-Tests bis zum 28. Mai. 4,85 Millionen Euro kostet das, wenn sich alle Einrichtungen beteiligen. Danach, so hofft die Stadt, beteiligt sich auch das Land den Kosten.

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