- Seit Monaten schon steht diese große Frage nach ihrer erneuten Kandidatur im Raum.
- Eine Entscheidung ist allerdings noch immer nicht gefallen.
Köln – Wie lange kann Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) noch warten, bis sie verkündet, ob sie im Herbst 2020 zur Wiederwahl antritt oder nicht? Hat Reker den Mut, weitere fünf Jahre Köln auszuhalten, eine Stadt, die sie selbst „ein anderes Pflaster“ nennt aufgrund der vielen Eigenheiten. Hier brauche es Mut, hat Reker mal gesagt. Und: „Wem es in der Küche zu heiß ist, dem rate ich, draußen zu bleiben.“ Überspitzt gesagt könnte man fragen: Will Reker weiter Chefköchin bleiben?
Oberbürgermeisterin ist präsenter als früher
Seit Monaten schon steht diese große Frage nach ihrer erneuten Kandidatur im Raum. Es gilt derzeit zumindest als wahrscheinlich, Reker ist präsenter als früher. Am Montag sagt sie: „Das Amt macht mir große Freude und ich empfinde es als großes Privileg für meine Heimatstadt arbeiten zu dürfen.“
Doch sie verschiebt an diesem Montag auch ihren Zeitplan, am 15. Februar dieses Jahres hatte sie noch auf die Frage geantwortet, wann die Entscheidung über ihre Kandidatur falle: „Lange kann es nicht mehr dauern. Irgendwann werde ich mich entscheiden, das eine oder andere zu machen. Das wird vor der Sommerpause passieren.“ Der reinen Logik nach wäre es die Ratssitzung am nächsten Dienstag gewesen. Das ist jetzt passé, Reker sagt nun: „Bevor ich mich jedoch zu einer erneuten Kandidatur erkläre, werde ich mit verschiedenen Parteien und Gruppierungen in Gespräche eintreten, ob meine Vorstellungen als unabhängige Oberbürgermeisterin für die Zukunft Kölns auch von möglichen Unterstützer-Parteien getragen werden.“ Eine Kandidatur mache Sinn, wenn es ein gemeinsames Verständnis gebe, die Gespräche sollen „über den Sommer“ geführt werden.
Spätestens seit Samstag weiß Reker, dass sie mehr denn je kämpfen muss, es ist nicht mehr alleine ihre Entscheidung. Selbst wenn sie wieder antreten will, sie braucht wie 2015 ein Wahlkampf-Team, Gelder, Organisation. Beim Parteitag der Grünen stimmen am Samstag immerhin 40 Prozent der Partei dafür, auch mit anderen Kandidaten zu sprechen, um vorbereitet zu sein für alle Fälle (wir berichteten am Montag). Zwar scheitert der Antrag, zunächst wollen die Grünen im September mit Reker sprechen, doch die Botschaft für die aktuelle OB ist kaum mehr zu verbergen: Will Reker eine zweite Amtszeit, braucht sie grüne Themen. Die sind ihr nicht fremd, aber ihre großen Themen sind die Klinik-Kooperation (siehe Artikel unten), die Wirtschaftsförderung oder der U-Bahn-Tunnel auf der Ost-West-Achse – damit lässt sich bei den Grünen wenig bis nichts holen.
Eher noch abhängiger von den Grünen
Der Tag der Europawahl hat dabei mehr verändert, als nahezu alle Beteiligten vorher geahnt hatten. Die Grünen holten mit 32,9 Prozent in Köln die meisten Stimmen, ihre Brust wird breiter, ohne sie geht nichts mehr. Reker braucht sie wie 2015 erneut, nur dieses Mal ist sie ein Stück weit sogar abhängig von ihnen. Hätte die Oberbürgermeisterin das verhindern können, wenn sie sich vor der Wahl am 26. Mai positioniert hätte? Möglicherweise. Allerdings hätte in diesem Moment auch sofort der Wahlkampf begonnen.
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2015 war ihre Kandidatur ein Experiment, CDU, Grüne, FDP und Freie Wähler unterstützten die parteilose Kölner Sozialdezernentin. Die Freien Wähler sind mittlerweile abgesprungen, die FDP wartet noch ab, bis die beiden Großen – CDU und Grüne – sich positionieren. CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sagt: „An unsere Einstellung in der Sache hat sich nichts geändert.“ Die CDU sei eine der Parteien, mit denen Reker sprechen werde.
OB Reker erhielt Morddrohungen
Zuletzt hatte Reker Morddrohungen erhalten nach dem tödlichen Angriff auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, sie selbst war 2015 im Wahlkampf lebensgefährlich verletzt worden. Nach dem Angriff auf Lübcke sagte sie über ihre Motivation: „Denjenigen, die unsere offene und freie Gesellschaft bedrohen, muss klar sein, das wir keinen Zentimeter zurückweichen. Das hat auch mich immer wieder motiviert und tut es heute mehr denn je.“