Erdverkabelung zu teuerJens Spahn plädiert für oberirdische Leitungen

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Oberirdische Leitungen sind günstiger – das könnte dem Strompreis zugutekommen.

Oberirdische Leitungen sind günstiger – das könnte dem Strompreis zugutekommen.

Der CDU-Politiker kritisiert den Zwang zur Erdverkabelung als zu teuer. Auch Stromnetzbetreiber fordern ein Umdenken.

CDU-Fraktionsvize Jens Spahn fordert einen Neustart beim Netzausbau: „Statt sämtliche Stromleitungen komplett in die Erde zu verlegen, sollten wir den Zwang zur Erdverkabelung streichen“, sagte der Energiepolitiker im Interview mit unserer Redaktion.

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet sagte, würden die drei geplanten neuen Stromautobahnen komplett über statt unter der Erde verlegt, würde dies 20 Milliarden Euro weniger kosten. Dazu Spahn: „Wenn wir 20 Milliarden Euro für die Netze sparen, kann der Strom für Bürger und Industrie viel billiger werden, und genau darauf kommt es doch an.“

Selbstkritik beim Netzausbau

Der Zwang zur Erdverkabelung für Stromautobahnen (Gleichstromleitungen) aus dem windkraftreichen Norden nach Süddeutschland geht auf einen Beschluss von 2015 der damaligen Großen Koalition von Union und SPD zurück. Vor allem die CSU hatte sich damals wegen Bürgerprotesten gegen Überlandleitungen gesträubt.

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Spahn sieht den Beschluss heute kritisch: „Wir hätten den Netzausbau, das Verlegen der Stromautobahnen wie Südlink, viel konsequenter und auch härter durchsetzen müssen. Das ist ein Versäumnis unserer Regierungsjahre, da ist Selbstkritik angebracht.“

Die Übertragungsnetzbetreiber fürchten, dass der notwendige Ausbau der geplanten Stromautobahnen Ost-West-, Nord-West- sowie Sued-West-Link auf der Strecke bleiben könnte, weil dem Staat nach dem Karlsruher Urteil zur Schuldenbremse das Geld fehlt.

Der Erdkabel-Vorrang sei zudem in einer Zeit verankert worden, „als man noch weit entfernt war von den gigantischen Ausbauzielen für Offshore-Windenergie, die Deutschland und die Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten anstreben“, sagte der Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, unserer Redaktion. Auch daher „ist ein Umdenken erforderlich in Richtung Kosteneffizienz“.

Preiswerterer Bau möglich

Freileitungen könnten schneller und preiswerter gebaut werden, insbesondere in Regionen mit schwieriger Topografie, sagte Kapferer. „Es gibt weniger Eingriffe in den Lebensraum Boden, die Eingriffe in Privateigentum sind geringer, die landwirtschaftliche Nutzung ist kaum tangiert“, und es gebe „weniger Engpässe bei Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen“.

Der Deutschland-Chef des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens, sagte unserer Redaktion: „Zur Integration der erneuerbaren Energien benötigen wir leistungsstarke und ausfallsichere Verbindungen, hier haben sich Freileitungen bewährt. Bedingung für Beschleunigung und Kostenreduktion wäre „eine 100-prozentige Freileitungstechnik ohne Ausnahme-Option für Erdverkabelung“.

Vor Spahn hatte kürzlich schon Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) eine Mitverantwortung der Union für den schleppenden Infrastruktur-Aufbau für die Energiewende moniert. „An der Stelle gebe ich Daniel Günther recht“, so Spahn dazu. Die vollständige Erdverkabelung sei „wahnsinnig teuer. Und der Staat hat nicht mehr das Geld. Die Stromkosten müssen runter. Es geht nicht alles.“

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