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Die „Lindenstraße“ ist Vergangenheit

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BEDBURG-BLERICHEN. Nein, ein scheuer Mensch ist Nadine Heuser-Spruß wirklich nicht. Mit gerade einmal 29 Jahren wagte sie im vergangenen Jahr den Sprung in die Kommunalpolitik und wurde in ihrem Bezirk Blerichen mit überzeugendem Ergebnis für die Christdemokraten in den Stadtrat gewählt. Dort nun sitzen hauptsächlich „alte Hasen, denen ich den nötigen Respekt entgegenbringen werde, ebenso, wie ich mir Respekt von anderen wünsche“, kündigte sie zu Beginn ihres politischen Engagements an.

Jetzt, nach den ersten Monaten als Ratsmitglied, schildert die junge Frau ihre Eindrücke und lässt die vergangenen Wochen Revue passieren: „Die Kollegen sind sehr nett zu mir, ich komme mit jedem gut aus.“ Letztlich sei die Zeit durch ihre politische Arbeit - Heuser-Spruß sitzt noch in zwei Ausschüssen - „rasend schnell vorübergegangen.“ Und: „Ich fühle mich zurzeit einfach rundum wohl.“

Ihre Begeisterung für Politik ist übrigens nicht neu: Dafür habe sie sich immer interessiert, mit dem Gedanken an parteipolitisches Engagement habe sie lange schon gespielt, sagt die junge Frau. Sicherlich nicht alltäglich in Zeiten spürbarer Politikverdrossenheit. Erste Kontakte seien über den Blerichener Ortsvorsteher Hans Schnäpp zustande gekommen, „den ich als sehr freundlichen Kollegen und Menschen schätze“, wie Heuser-Spruß betont.

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Und dass dieser Spaß am nach wie vor neuen Betätigungsfeld echt ist, wird schnell deutlich. Nadine Heuser-Spruß spricht, sobald die Rede auf ihre meist männlichen Parteikollegen kommt, stets liebevoll von „meinen Jungs“. Ihrer „Sonderrolle“ ist sie sich zwar bewusst: „Natürlich werde ich besonders kritisch beäugt. Ich bin ja auch nicht den klassischen Weg wie so viele andere gegangen, sondern direkt von null auf hundert durchgestartet. Aber all das ist für mich eine tolle Herausforderung.“ Eine der Öffentlichkeit gänzlich Unbekannte war Nadine Heuser-Spruß indes auch vor ihrem Ratsdebüt nicht: Bis 2002 spielte sie die Rolle der Valerie Zenker in der ARD-Dauerserie „Lindenstraße“. 13 Jahre stand sie bei Dreharbeiten vor der Kamera. Vermissen tut Nadine Heuser-Spruß, die später „auf jeden Fall Kinder haben möchte“, diese Zeit jedoch keineswegs: „Mit dieser Phase meines Lebens habe ich vollkommen abgeschlossen“, sagt sie und betont gleich darauf, was mittlerweile ihre wahre Passion sei: „Ich schreibe für mein Leben gerne.“ Und jetzt, nach ihrem Ausstieg aus dem TV-Geschäft, könne sie dieser Beschäftigung endlich ernsthaft nachgehen.

So entstehen Drehbücher, Manuskripte für Hörspiele, Prosatexte und Zeitschriftenartikel. „Derzeit fliege ich regelmäßig zu Verlagen nach Hamburg oder München und nutze jede freie Minute fürs Schreiben.“ Beim Warten auf dem Flughafen kämen ihr die besten Ideen, berichtet sie lächelnd. Dass sie zudem noch ihr Examen in Jura an der Universität Köln macht, erwähnt sie eher beiläufig.

Wie gesagt: Mit ihrem Leben ist Nadine Heuser-Spruß heute „restlos zufrieden“. Neulich habe sie in einer Talkshow gesessen und während eines Gespräches über ihr „altes“ Leben gemerkt, wie viel besser es ihr jetzt gehe. Als sie 2002 mit Ehemann nach Bedburg zog, sei das wie „eine Rettung“ gewesen, raus aus dem Trubel, hinein in ein „harmonischeres“ Umfeld. „Das war zwar eine enorme Umstellung, aber Bedburg ist so schön, hat soviel Potenzial. Das zu nutzen, möchte ich meinen Beitrag leisten.“