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KommunalpolitikDie Zeit als Parteiloser ist für Thomas Bell aus Bad Münstereifel vorbei

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Bell steht beim Neujahrsempfang 2024 neben Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian.

Seine politische Zukunft in Bad Münstereifel lässt Thomas Bell offen. Von Rückzug bis zur Kandidatur für die Nachfolge von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ist alles möglich.

Der 58-Jährige ist seit Anfang Mai Mitglied des BSW. Unklar ist noch, ob es für ihn in der Kurstadt als Politiker weitergeht. 

Mehr als ein Jahr nach seinem Austritt aus der Partei Die Linke hat der Bad Münstereifeler Ratsherr Thomas Bell nun nicht mehr „parteilos“ auf seinem Namensschild stehen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat ihn Anfang Mai offiziell aufgenommen. Seine erste politische Sitzung als BSW-Mitglied hat er seit Dienstag, da tagte der kurstädtische Haupt- und Finanzausschuss, hinter sich.

Doch was reizt ihn am BSW überhaupt? „Wir haben ja nicht nur den Namen unserer Gründerin, sondern auch die Worte Vernunft und Gerechtigkeit im Namen“, erklärt Bell. Die Themen dazu sind ihm besonders wichtig. Eine Chance sieht er darin, dass das BSW – im Gegensatz zum Bund und zu den Ländern – noch keine Leitlinien für die kommunale Ebene habe. „Wir können also vor Ort eigene Positionen entwickeln“, so Bell.

Das BSW ist auf Themensuche für ein Parteiprogramm im Kreis Euskirchen

Gerade weil das Parteiprogramm für den Kreis und die Kommunen noch nicht fertig sei, bestehe derzeit die Möglichkeit, Themen einzubringen. Und um die Nennung eben solcher bittet Bell nun mögliche Unterstützer. Man könne sich auch unabhängig der Partei nähern, selbst als AfD-Sympathisant. „Eventuell können wir diese ja von ihrem ideologischen Irrweg abbringen“, so Bell.

Wie es bei ihm kommunalpolitisch weitergeht, steht noch nicht fest. Im Gespräch mit dem 58-Jährigen wird aber deutlich, dass er sich eher auf den Kreis Euskirchen konzentrieren möchte als auf Bad Münstereifel. „23 Direktkandidaten für den Kreistag zu finden, war sportlich. Aber in allen Wahlkreisen werden wir kandidieren“, sagt Bell. Die nötigen Unterstützungsunterschriften müssen allerdings noch gesammelt werden.

Auf der Reserveliste für den Kreistag steht Thomas Bell an Position eins

Auf der BSW-Reserveliste für den Kreistag wird er den Spitzenplatz belegen. „Ich hoffe, dass wir mit einer Fraktion in den Kreistag einziehen werden“, sagt Bell. Als Maßstab nimmt er die 8216 Stimmen, die das BSW bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Euskirchen/Rhein-Erft-Kreis II erhalten hat. „Das reicht vielleicht für zwei oder drei Sitze“, so Bell. Aber bleibt da noch Zeit für eine Kandidatur in seiner Heimatstadt? Bell weiß sehr wohl, dass es wegen möglicher Terminüberschneidungen von Sitzungen in Kreis und Stadt ein schwieriges Unterfangen sein könnte. Deshalb hat er noch nicht entschieden, ob er überhaupt in Bad Münstereifel antrete. Zwar sehe es für das BSW in der Kurstadt – wie auch in Weilerswist und Euskirchen – gut aus.

Aber vielleicht muss das Bündnis in Bad Münstereifel ohne Thomas Bell auskommen. Das Spektrum reicht von möglichem Verzicht auf der einen Seite („Das wäre schade und ich hätte ein weinendes Auge, wenn ich nur für den Kreis antreten würde“) bis zur Kandidatur als Bürgermeister auf der anderen. Er habe sogar, verrät er, als unabhängiger Kandidat für die CDU, die nach dem Verzicht von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian einen Nachfolger suchte, seinen Hut in den Ring geworfen, was aber nicht auf Gegenliebe gestoßen sei. Für den 58-Jährigen war das aber keine Überraschung. Er gibt aber auch zu, sich mittlerweile mit dem Großteil der kurstädtischen Christdemokraten gut zu verstehen. Das sei früher einmal anders gewesen.

Thomas Bell bestätigt und widerlegt Gerüchte über Auswanderung

Die Konstellation, dass die Verwaltungsspitze in Bad Münstereifel sich komplett neu aufstellt, habe einen gewissen Reiz. Und seine Kandidatur sei eine echte Alternative. Außerdem habe er fast vier Jahrzehnte Verwaltungserfahrung. Angesichts der geäußerten Kritik am Führungsstil der Bürgermeisterin sei er auch überzeugt, im Rathaus „einiges reparieren zu können“. Ob er sich den Aufwand, Unterstützungsunterschriften zu sammeln, aber antun möchte, wisse er noch nicht.

Mit einem Gerücht, das derzeit in der Kurstadt herumgeht, räumt er aber auf. Er werde nicht alle Brocken in der Kurstadt hinwerfen und nach Kuba, ins Heimatland seiner Frau, auswandern. Allerdings stimme es schon, dass er Deutschland verlassen möchte – aber erst, wenn er beruflich in den Ruhestand gehe, was in maximal neun Jahren der Fall sein werde. „Ich stehe also eine volle Legislaturperiode zur Verfügung“, sagt Bell. Und wohin zieht es ihn? Nachdem lange Zeit der Osten Kanadas sein Traum war, um den Lebensabend zu verbringen, zieht es ihn mittlerweile in wärmere Gefilde: an die Küste Spaniens.