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Für Überzeugung gestorbenAusstellung in Maria Rast in Kreuzweingarten ehrt Märtyrer

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Prälat Helmut Moll gestikuliert mit dem rechten Arm. Im Raum mit ihm stehen Nonnen und drei weitere Personen.

Der in Euskirchen geborene Prälat Helmut Moll präsentierte die Schautafeln zur Märtyrer-Ausstellung in Maria Rast.

Prälat Helmut Moll eröffnete die Ausstellung in der Bildungsstätte Maria Rast, in der auch Widersacher des NS-Regimes geehrt werden.

Drei Monate lang hatte die damals zehnjährige Adelheid Funke (geborene Roth) ihren Vater nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit dieser von Beamten des NS-Regimes festgenommen worden war. Drei Monate voller Ungewissheit über das Schicksal eines geliebten Menschen, der sich gegen den Nationalsozialismus aufgelehnt hatte.

„Nach einiger Zeit glaubte ein Bekannter, ihn auf der Straße erkannt zu haben, und sagte mir Bescheid“, berichtete die heute 90-Jährige. Sofort sei sie hinter ihm hergelaufen und habe versucht, mit Rufen auf sich aufmerksam zu machen, doch dann habe sie vor einer völlig fremden Person gestanden. „Ich habe meinen Vater nicht mehr wiedererkannt. Vor mir stand nicht mehr der großgewachsene, kräftige Mann, sondern ein gebrochener Mensch.“

Erst die Stimme habe sie davon überzeugt, tatsächlich vor ihrem Vater zu stehen, der von den Qualen der Gefangenschaft gezeichnet war, berichtete Adelheid Funke: „Er wurde später entlassen, aber der Arzt gab ihm zuvor eine Spritze und meinte, in sechs Wochen wäre er der größte Invalide des ganzen Landes.“

Ausstellung in Maria Rast erzählt von Joseph Roths Widerstand

Tatsächlich verstarb Joseph Roth, der in Euskirchen als Lehrer arbeitete, bald nach seiner Freilassung im Jahr 1945. Doch seine Geschichte wird nicht nur durch Tochter Adelheid Funke, sondern seit Dienstag auch in einer Ausstellung in der Bildungsstätte Maria Rast weitererzählt.

Adelheid Funke, eine ältere Dame, sitz auf einer Kirchenbank und hält ein Mikrofon.

Adelheid Funke berichtete von ihren Erinnerungen an ihren Vater Joseph Roth, der sich gegen das NS-Regime aufgelehnt hatte.

Prälat Helmut Moll hält ein Schwarz-weiß-Foto eines Mannes hinter der Kanzel in die Luft.

Während einer Messe berichtete Prälat Helmut Moll von den insgesamt sechs Menschen mit Euskirchener Bezug, die ermordet wurden.

Die Märtyrer-Ausstellung berichtet von zahlreichen Männern und Frauen, die, aus dem Erzbistum Köln stammend, ihr Leben für ihre Überzeugungen ließen und sich gegen den Nationalsozialismus und andere Grausamkeiten in der Welt auflehnten. Sechs von ihnen lebten oder arbeiteten im Kreis Euskirchen oder hatten einen anderen, direkten Bezug zu der Region, und eben diesen sechs Personen widmete Prälat Prof. Dr. Helmut Moll am Dienstagnachmittag zur Ausstellungseröffnung eine Predigt in der Hauskapelle von Maria Rast.

Willi Graf aus Kuchenheim schloss sich der „Weißen Rose“ an

Die wohl bekannteste Person dieser Liste war Willi Graf aus Kuchenheim, der sich zunächst dem „Grauen Orden“ und später der „Weißen Rose“ im Kampf gegen das NS-Regime anschloss. „Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Weißen Rose schrieb und verteilte er mehrere Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen die NSDAP aufriefen“, erklärte Helmut Moll den Gottesdienstbesuchern: „Beim Verteilen des sechsten Flugblattes wurde Willi Graf jedoch entdeckt und später dafür ermordet.“ Für diesen Einsatz werde aktuell im Erzbistum München-Freising sogar über die Seligsprechung des Kuchenheimers debattiert.

Auch Leo Touret, der am Emil-Fischer-Gymnasium sein Abitur ablegte, sowie der in Kuchenheim geborene Journalist Heinrich Ruster und Dr. Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim, der Zuflucht auf Burg Satzvey vor seinen Verfolgern fand, gingen für ihren Kampf gegen das NS-Regime in den Tod. Den Schwestern von Maria Rast in besonderer Erinnerung ist zudem Maria Laufenberg, die ebenfalls der Schönstattbewegung angehörte.

„Es sind Priester, Ordensleute, Laien, Einzelpersonen und Eheleute, die alle bereit waren, für ihre Überzeugungen und ihren Glauben ihr Leben zu geben“, so Moll: „All diesen Märtyrern ist diese Ausstellung gewidmet.“

Bis Sonntag, 7. September, können die Schautafeln mit vielen weiterführenden Informationen in der Bildungsstätte Maria Rast, Josef-Kentenich-Weg 1, bei Kreuzweingarten besichtigt werden. Die Märtyrer-Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Hauses für Besucher zugänglich.