Das dritte Quartal 2025: Der Kreis Euskirchen wählt und die Folgen der Flutkatastrophe von 2021 beschäftigen die Menschen weiterhin.
JahresrückblickDer Landrat im Kreis Euskirchen bleibt, fünf neue Bürgermeister kommen

Mit deutlichem Vorsprung wird Markus Ramers (SPD) als Landrat wiedergewählt.
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Unerwartet deutlich gewinnt Markus Ramers (SPD) am 14. September die Landratswahl im Kreis Euskirchen. Der Amtsinhaber setzt sich mit 68,1 Prozent der Stimmen gegen Sabine Preiser-Marian (CDU/31,9) durch, die auch von der FDP als Kandidatin nominiert worden war.
„Ich habe damit gerechnet, dass es knapp wird. Dass wir so weit auseinanderliegen, habe ich nicht gedacht“, sagt Preiser-Marian, die zu diesem Zeitpunkt noch Bürgermeisterin in Bad Münstereifel ist. Auf eine erneute Kandidatur hat sie dort verzichtet.
Die Anhängerinnen und Anhänger der SPD feiern derweil im Kreishaus den triumphalen Erfolg von Markus Ramers. „Das ist ein grandioser Vertrauensbeweis der Menschen im Kreis Euskirchen, der rührt mich einfach wirklich von Herzen, und gleichzeitig macht mich das auch demütig, weil wir viele Herausforderungen haben“, erklärt der alte und neue Landrat.
Bad Münstereifel und Weilerswist müssen in die Stichwahl
Beim Blick auf die Ergebnisse in den Kommunen fällt auf, dass Sabine Preiser-Marian in Bad Münstereifel mit 29,94 Prozent gegen Ramers (71,06) eine herbe Niederlage erlitten hat, während ihr Konkurrent in seiner Heimatgemeinde Blankenheim satte 80 Prozent der Stimmen holt.
In der Kreistagswahl behauptet die CDU mit 34,7 Prozent der Stimmen ihren Status als stärkste Fraktion. Es folgen SPD (24,7), AfD (16,0), Grüne (8,5) und FDP (6,6). CDU und SPD werden später bekannt geben, dass sie eine Koalition bilden. Ramers skizziert am Wahlabend einige Themenfelder, denen er sich in seiner zweiten Amtsperiode verstärkt widmen will: Digitalisierung, Bevölkerungsschutz, medizinische Versorgung.
In einigen Rathäusern im Kreis Euskirchen führen die Kommunalwahlen zu Wechseln an der Spitze. So wird in Kall Emmanuel Kunz zum Bürgermeister gewählt. Der SPD-Mann, der auch für FDP und Grüne angetreten ist, löst Hermann-Josef Esser (CDU) ab, der nicht mehr kandidiert hat. In Mechernich tritt Michael Fingel (CDU) in die Fußstapfen seines Parteifreundes Dr. Hans-Peter Schick, in Hellenthal folgt Martin Berners (CDU) auf den parteilosen Rudolf Westerburg.

Sebastian Glatzel ist erster SPD-Bürgermeister in Bad Münstereifel. Er löst Sabine Preiser-Marian ab, die die Landratswahl verloren hatte.
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Im Amt bestätigt werden, jeweils ohne Mitbewerber, die parteilose Jennifer Meuren in Blankenheim und CDU-Kandidat Ingo Pfennings in Schleiden, während Jan Lembach in Dahlem, Sacha Reichelt in Euskirchen, Norbert Crump in Nettersheim, Ulf Hürtgen in Zülpich und Jochen Weiler in Heimbach (alle samt CDU) Konkurrenten aus den Reihen anderer Parteien aus dem Feld schlagen.
In Bad Münstereifel und in Weilerswist werden die Wählerinnen und Wähler zwei Wochen nach dem ersten Durchgang erneut zur Wahlurne gerufen. In Weilerswist, wo die parteilose Amtsinhaberin Anna-Katharina Horst nicht mehr angetreten war, gerät die Stichwahl zu einer klaren Angelegenheit: Dino Steuer (CDU/64,7 Prozent) distanziert den SPD-Bewerber Peter Schlösser (35,3) deutlich. In Bad Münstereifel behält Sebastian Glatzel (SPD) mit 58,6 Prozent ebenfalls klar die Oberhand gegenüber dem CDU-Kandidaten Guido Waters (41,4).
Auch im Kreis Düren wird eine Entscheidungswahl notwendig: Dort gewinnt Dr. Ralf Nolten (CDU) die Landratswahl mit 59,8 Prozent gegen Maximilian Dichant (SPD), der 40,2 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Nolten folgt auf Wolfgang Spelthahn (CDU), der im November 2024 suspendiert wurde.
Die AfD erzielt eine Reihe starker Ergebnisse. Im Kreis etwa verbessert sie sich von 6,6 auf 16,0 Prozent, in Euskirchen von 7,5 auf 18,1 Prozent, in Weilerswist von 6,6 auf 16,1 Prozent, in Mechernich von 4,4 auf 13,5 Prozent. Dementsprechend hoch fällt die Zahl ihrer Sitze in den neuen Stadt- und Gemeinderäten aus. So ist die AfD in Euskirchen nun mit der SPD (jeweils elf Mandate) zweitstärkste Kraft hinter der CDU (22).
Unterdessen müssen Bündnis 90/ Die Grünen in nahezu allen Kommunen, in denen sie zur Wahl angetreten sind, Einbußen hinnehmen. Lediglich in Heimbach legen sie leicht zu. Dort verbessern sie ihr Ergebnis aus dem Jahr 2020 von 7,3 auf 7,4 Prozent.
Kreiskrankenhaus Mechernich gewinnt vor Gericht gegen das Land
Das Kreiskrankenhaus Mechernich behält alle seine medizinischen Leistungen. Die Klinik hatte vor dem Aachener Verwaltungsgericht gegen die Nicht-Zuteilung zweier Leistungsgruppen in der Kardiologie geklagt. In einem Eilverfahren entschied das Gericht im Juli zugunsten der Mechernicher und damit gegen die Klinikplanung des Landes Nordrhein-Westfalen. Dem Landeskonzept zufolge sollten die Leistungsgruppen EPU/Ablation und Kardiale Devices dem Haus nur noch bis Ende des Jahres bleiben.
„Das ist ein ganz tolles Ergebnis, auf das wir immer gehofft haben“, sagt der Geschäftsführer des Krankenhauses, Martin Milde. Er spricht von einer guten Entscheidung für die Versorgung im Kreis. Auch der finanzielle Aspekt sei zu beachten: Mit den beiden Leistungsgruppen mache das Krankenhaus rund zwei Millionen Euro Umsatz im Jahr.
Die Flutkatastrophe lässt die Menschen nicht los
Die Hochwasserkatastrophe vom 14. und 15. Juli 2021, sie lässt die Menschen nicht los. Die Folgen sind nach wie vor an vielen Stellen sichtbar. Am Jahrestag finden im Kreis Euskirchen erneut Gedenkenfeiern statt.
Die Stadt Bad Münstereifel erinnert an der Erft an die furchtbaren Ereignisse – am Ufer des Flusses, der vier Jahre zuvor zu einem reißenden Strom mit unbändiger, zerstörerischer Kraft wurde. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian blickt auf die Zeit danach: „Wir alle haben die Ärmel hochgekrempelt, gemeinsam angepackt, uns gegenseitig getröstet“, sagt sie, während die Erft leise dahinplätschert.
Kaum vorstellbar, mit welcher Wucht das Wasser in der Nacht zum 15. Juli 2021 auch an dieser Stelle Unheil in die Stadt brachte. Fünf Menschen verloren ihr Leben. „Die unsichtbaren Wunden in den Herzen werden sich vielleicht nie ganz schließen“, sagt die Bürgermeisterin, die den Blick anschließend auf den Wiederaufbau lenkt.
Wir kommen ja gar nicht raus aus der Situation. Der Wiederaufbau beschäftigt die Verwaltung seit vier Jahren tagein, tagaus.
Er ist auch in den anderen betroffenen Kommunen so präsent wie kein anderes Thema. „Wir kommen ja gar nicht raus aus der Situation. Der Wiederaufbau beschäftigt die Verwaltung seit vier Jahren tagein, tagaus“, sagt der Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings.
Am 19. August macht sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst in Bad Münstereifel ein Bild von den Baumaßnahmen. Mit Staatssekretär Daniel Sieveke vom Heimatministerium überreicht er einen Förderbescheid über 18,7 Millionen Euro. Das Geld ist für die Prävention gedacht. Es soll Bad Münstereifel in die Lage versetzen, Wasser künftig aus den Ortschaften herauszuhalten.
Hendrik Wüst macht sich ein Bild vom Wiederaufbau
Wüst zollt den Menschen Respekt für die Leistung im Zuge des Wiederaufbaus. Den Menschen in Bad Münstereifel und denen im gesamten Kreis Euskirchen. Aber auch den Helfern, die sich nach der Katastrophe mit Schippen, Besen und Gummistiefeln auf den Weg gemacht hatten, um zu helfen.
Bad Münstereifel ist eine der ersten Kommunen, die einen Förderbescheid über Landesmittel für den Hochwasserschutz erhalten. Mit einem Fachbüro hat die Stadt ein Konzept erarbeitet, das aufeinander abgestimmte Baumaßnahmen umfasst. Das Paket ist von der Unteren Wasserbehörde und dem Erftverband vorgeprüft und dann dem Heimatministerium vorgelegt worden.

Auf der Erftmauer erinnerte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst an seine Besuche nach der Flut. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian erläuterte die Maßnahmen, die ie Innenstadt künftig vor der Erft schützen sollen.
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So ist das Prozedere auch in anderen Städten und Gemeinden. Schleiden etwa erhält am 8. September einen Förderbescheid über 25 Millionen Euro. Bürgermeister Pfennings nutzt die Gelegenheit, um um weitere Hilfe zu bitten. Die Richtlinien des Landes, fordert er, müssten so geändert werden, dass die Kommunen auch eine Förderung für ihre Personalkosten erhalten.
In einer Resolution, die der Rat einige Wochen später verabschiedet, heißt es: „Der kommunale Wiederaufbau läuft auf Hochtouren, treibt die Verwaltung der Stadt Schleiden aber an ihre Belastungsgrenze und weit darüber hinaus. Der Wiederaufbauplan beinhaltet mittlerweile 466 Einzelmaßnahmen, um die massiven Schäden an der öffentlichen Infrastruktur zu beheben und strategischen Hochwasserschutz zu betreiben.“ Um die Aufgaben bewältigen zu können, brauche die Stadt zusätzliches Personal – und dafür wiederum vom Land zusätzliches Geld.
Aus dem dritten Quartal 2025
1. Juli Die Polizei hebt in Wüschheim eine Cannabis-Plantage mit etwa 670 Pflanzen aus. Sie setzt ein gepanzertes Fahrzeug ein. Ein Mann wird festgenommen. Die Razzia ist Teil eines länderübergreifenden Einsatzes.
9. Juli Der Kampfmittelbeseitigungsdienst sprengt in Euskirchen eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die nahe der Alfred-Nobel-Straße in der Erft gefunden worden war. Vorher ist ein Bereich evakuiert worden, in dem rund 1100 Menschen leben oder arbeiten.
10. Juli Eine Investorenfirma hat von der MedNation AG die ehemalige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen erworben. Der Verkäufer teilt mit, dass die neuen Eigentümer die frühere Reha-Klinik in eine „altersmedizinische Einrichtung“ umbauen wollten. In einer Sitzung des Nettersheimer Gemeinderates erklärt ein Sprecher, seinem Unternehmen schwebten als Nutzung Betreutes Wohnen und Pflegeplätze vor. Man wolle mit der Gemeinde und der Bevölkerung kooperieren, versichert er. Mit konkreten Vorstellungen wartet er nicht auf.

Die einstige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ist an eine Investorenfirma verkauft worden.
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Beim Ablassen des Wassers aus dem Mühlensee bei Kommern Mechernich kommt es zu einer Panne: Wegen eines kaputten Ablassschiebers ist das Wasser ungehindert in den Bleibach geflossen und zahlreiche Fische.
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19. Juli Auf der K25 zwischen Glehn und Hergarten stirbt vormittags ein 65-Jähriger, der mit seinem Auto gegen einen Baum geprallt ist. Nachmittags kollidieren zwei Fahrzeuge auf der B258 im Ahrtal. Einer der Beteiligten, ebenfalls 65 Jahre alt, erleidet tödliche Verletzungen.
20. Juli Erneut suchen Unbekannte das Vereinsheim der Weilerswister Boule-Freunde heim. Diesmal zünden sie Holz in einem Container an. Seit Jahren beklagt der Club Einbrüche, Zerstörungen und Schmierereien.
6. August Der Umbau des Kommerner Mühlensees in ein Hochwasserrückhaltebecken beginnt. Die Maßnahme soll den Bleibach entlasten. Ein Defekt führt dazu, dass das Wasser nicht kontrolliert abläuft. Etliche Fische verenden.
10. August Mechernich feiert das 50. Jubiläum der Stadtwerdung. An dem Fest beteiligen sich 40 Vereine und Institutionen. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick blickt auf die Anfangszeit zurück, als Mechernich eher noch ein Bergarbeiterdorf war.

Nach drei Jahren sind in der Gemeinde Kall alle 18 bleibelasteten Spielplätze saniert.
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Miele investiert in den Standort in Euskirchen gut 15 Millionen Euro.
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15. August Eine Schwurgerichtskammer des Aachener Landgerichts verurteilt einen 35 Jahre alten Algerier wegen Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren. Er hatte nach Überzeugung des Gerichts am 23. November 2024 in einer Baracke der Flüchtlingsunterkunft in Vogelsang ein Feuer gelegt. Zum Zeitpunkt des Brandes hielten sich dort sieben Bewohner auf. Der Täter habe das Ziel verfolgt, durch die Brandstiftung die Verlegung in eine andere Einrichtung zu erwirken, so die Kammer. Dabei habe er den Tod anderer Menschen billigend in Kauf genommen.
16. August Walter Lehnertz, bekannt als 80-Euro-Waldi der TV-Show „Bares für Rares“, feiert in Krekel mit Musik und Benefizversteigerung das zehnjährige Bestehen seines Ladens „Eifel Antik“. Zu den zahlreichen Gästen gehört der Sänger Frank Zander.
30. August Das Festival „Into the Madness“ lockt mit elektronischer Musik knapp 13.000 Besucherinnen und Besucher an den Zülpicher Wassersportsee. Die Fans feiern bis nach Mitternacht, die Polizei spricht von einem ruhigen Verlauf.
8. September Das Land NRW erhöht das Budget, das der Kreis Euskirchen für den Wiederaufbau nach der Flut erhält, auf 225 Millionen Euro. Ein großer Teil davon wird in den geplanten Neubau des Thomas-Eßer-Berufskollegs fließen.
11. September Nach drei Jahren inklusive Planungszeit schließt die Gemeinde Kall die Sanierung der 18 mit Blei belasteten Kinderspielplätze ab. Die Maßnahme hat 1,6 Millionen Euro gekostet. 80 Prozent davon übernimmt der Altlastensanierungsverband AAV.
19. September Immer häufiger sind Naturschützer und Anwohner besorgt über Windparks, die Investoren im Kreis Euskirchen errichten wollen. „Der Blick auf die Eifel wird in fünf Jahren nicht mehr derselbe sein“, sagt zum Beispiel Markus Wunsch in Felser.
23. September Der Hausgerätehersteller Miele hat 15 Millionen Euro in sein Werk in Euskirchen investiert. In 15 Monaten entstand unter anderem eine moderne Logistikhalle. Das Unternehmen setzt verstärkt auf Geothermie und Solarstrom.





