Susanne Hilger„Die Rheinenergie-Stiftung hat eine langfristige Mission“

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Seit einem Jahr auf neuem Posten: Susanne Hilger ist Geschäftsführender Vorstand der Rheinenergie-Stiftung.

Seit einem Jahr auf neuem Posten: Susanne Hilger ist Geschäftsführender Vorstand der Rheinenergie-Stiftung.

Köln – Mit der Bildungsförderung für Jugendliche und für die Wissenschaft fing 1998 alles an – vom damaligen Kölner Energieversorger GEW mit einem Kapital von 27 Millionen Euro ausgestattet, startete die heutige Rheinenergie-Stiftung Jugend/Beruf, Wissenschaft unter dem Namen GEW-Stiftung. Mit den Zinsen fördert die „JBW“ in Köln seit nunmehr 20 Jahren unter anderem berufsbildende Projekte für Jugendliche oder Wissenschaftler an der Kölner Uni. Seitdem sind zwei weitere Stiftungen dazu gekommen: eine für Kulturprojekte, die andere für das Themenfeld Familie, die über Köln hinaus nun auch in der Region fördern.

Das gesamte Stiftungskapital beträgt heute rund 60 Millionen Euro. Professor Dr. Susanne Hilger ist seit einem Jahr als neuer Geschäftsführender Vorstand bei den drei Stiftungen tätig. Sie ist die Schnittstelle zwischen den Antragstellern und den drei Gremien, die zweimal im Jahr entscheiden, welche Projekte oder Initiativen Geld bekommen – die Förderbeträge liegen zwischen 2000 und 70 000 Euro. „Ich könnte mir kein besseres Berufsfeld vorstellen“, sagt Susanne Hilger. „Das fühlt sich einfach richtig an.“

Stiftung soll bekannter werden

Ihr großes Anliegen ist es, das Stiftungswesen noch bekannter zu machen. „Viele Menschen wissen gar nicht, was wir eigentlich machen“, sagt die Geschäftsführerin. Die Rheinenergie-Stiftungen förderten in den vergangenen 20 Jahren mehr als 1000 Projekte in Köln und der Region. Zweimal pro Jahr, im Frühjahr und Herbst, findet die Ausschüttung statt: In jeder der drei Stiftungen sind das jährlich zwischen 500 000 und 600 000 Euro. „Wir können viele wichtige Projekte in der Stadt in einem nicht unerheblichen Maße unterstützen“, sagt Hilger. Der Bereich Kultur sei besonders gefragt – 50 bis 60 Anträge kommen in jeder Förderrunde bei der Rheinenergie-Stiftung an.

Stiftungen in Köln

In Köln haben 367 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts ihren Sitz. Weitere 100 Stiftungen gibt es im Umland. Einge von ihnen sind im Verein Kölner Stiftungen organisiert. Auch die Stadt unterstützt ihre Arbeit und unterhält eigene Stiftungen.

Die Zahl der Stiftungen steigt stetig – heute werden zehnmal mehr Stiftungen gegründet als vor 30 Jahren. (wes)

„Es ist eine große Verantwortung, das Geld zu verteilen“, sagt Hilger. Sie und ihr Team führen die ersten Gespräche mit den Antragstellern. „Uns ist der persönliche Kontakt sehr wichtig.“ Bis zu vier Jahre lang kann derzeit eine Förderung bewilligt werden. „Uns geht es gerade um diese langfristigen Projekte, die im besten Fall natürlich nach unserer Förderung noch weitergehen.“ Jede Stiftung hat eine eigene Satzung, in der die Förderkriterien festgelegt sind. Eine übergeordnete Stiftungsaufsicht überprüft die Entscheidung. „Eines der größten Gebote ist die Transparenz“, so die Geschäftsführerin. Entscheidungsabläufe, Beschlüsse und Fördersummen werden offen gelegt. Die Projekte und die jeweiligen Fördersummen lassen sich auf der Stiftungshomepage nachlesen.

Seit Beginn der 2000er Jahre macht die Zinsentwicklung die Arbeit der Stiftungen jedoch schwerer. Denn sie leben von den Erträgen aus dem angelegten Kapitalstock, der laut Gesetzgeber nicht angetastet werden darf. „Wir haben Einbußen von bis zu 50 Prozent gegenüber den Anfängen der Stiftungen“, sagt Hilger. „Wir sind froh, dass die Erträge komplett in die Förderungen fließen können, da die Rheinenergie die Stiftungen mit Räumlichkeiten und Personal unterstützt.“

Hilger wechselte 2013 in den Stiftungsbereich. Die Professorin für Wirtschaftsgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hält einmal im Jahr ein Seminar zur Geschichte von Stiftungen, die bis ins Mittelalter und die frühe Neuzeit zurückreicht. In der Gegenwart liegt ihr aber besonders die kulturelle Bildung am Herzen: „Im sozialen Bereich kann man gerade über die Kunst viel bewegen. Ich halte Augen und Ohren offen, wo in der Stadt Bedarf ist.“ Wichtig seien dabei auch die regelmäßigen Gespräche mit den Dezernaten der Stadt. „Wir haben eine langfristige Mission. Es ist ein großes Privileg, dass wir die Dinge in der Stadt und der Region mitgestalten dürfen.“

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