StraßenmusikDrehorgelspieler aus Hennef wünscht sich vor dem Kölner Dom aufzutreten

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Jakob Sodoge will mit seiner Drehorgel Straßenmusik machen. Der Eimer ist für Spenden, damit sie nicht in das Instrument geworfen werden. 

Hennef – Hennef. Musik gemacht hat Jakob Sodoge schon immer gern. Mit seiner dunklen, sonoren und zuweilen ein bisschen knarzigen Stimme war er aber eher Interpret als Sänger. 2017 hat er dann begonnen, Gedichte, kleine Lieder und Krätzchen zu schreiben – viele in Mundart.

Irgendwann hat er sich einige rausgepickt, seine liebsten, und mit professioneller Hilfe aufgezeichnet. Mit Musiker Gregor Kess hat er sie aufgenommen, Achim Rhinow, der  unter anderem fürs Fernsehen produziert, hat sie abgemischt. Auf einem eigenen Youtube-Kanal veröffentlicht er sie oder nutzt sie als Playback für seine Karaoke-Maschine.

Schon Onkel und Tante spielten Drehorgel

Doch dabei allein wollte er nicht stehen bleiben. Diverse Orgeln, teilweise ganz außergewöhnlich, kamen hinzu. Er erinnerte sich an seine Kinderzeit, an Onkel und Tante. Beide spielten viele Jahre lang Drehorgel. Als der Onkel starb, hatte seine Ersatzpatentante noch eines der Instrumente und gab es Sodoge.

Allerdings war es eine Zungenorgel, das gefiel Sodoge nicht so gut. Lieber wollte er eine Pfeifenorgel. Dabei wird Luft in Pfeifen geblasen und so der Ton erzeugt. Im Zusammenklang mit seiner Stimme war das sein Weg.

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Liebevoll gestaltet sind die Details an der Drehorgel.  

Während seiner Findungsphase traf er sich mit „Orjels-Hein“. „Der hat ne größere Orgel mit Elektronik“, erinnert sich Sodoge. Auf dessen Instrument spielte er bei einem Nachbarn ein Geburtstagslied: „Ich war total begeistert.“ Der Start in eine neue Leidenschaft. Also machte er sich auf die Suche nach – zunächst – gebrauchten Drehorgeln.

Jakob Sodoge

Jakob Sodoge ist 1956 in Bonn geboren. Der pensionierte Postler ist Vater von vier Kindern und stolzer Opa von drei Enkeln. Der Hobbysänger ist bekennender Rheinländer, sprachlich mit starkem Hang zum Kölschen. Legendär ist sein Buchenholz-Schweinebraten, den er jährlich im August beim Pützemich-Fest des Heimatvereins in Happerschoß mit anderen Spezialisten grillt. Seinen Horizont hat er aber weit übers Dorf hinaus. Als Generalsekretär des damals noch jungen Bundesverbandes hatte er wesentlich dazu beigetragen, die Sportart Crossminton in Deutschland und Europa bekannt zu machen. (rvg) 

Fündig wurde er nicht. Irgendwann stieß er auf die Firma Deleika aus Dinkelsbühl in Mittelfranken. „Das ist eine Schreinerei, die nur Drehorgeln baut“, Sodoges Augen leuchten, wenn er von seiner Reise dorthin erzählt. „Da habe ich eine entdeckt, eine Bauchdrehorgel, die war’s.“ Genau die baute der Betrieb nicht mehr, aber: Die fränkische Manufaktur hatte noch genau einen Bausatz. Für 3900 Euro ließ der Happerschosser sich „seine“ Drehorgel fertig machen.

Mit seinem Bruder, selbst Schreiner, holte er sie in Dinkelsbühl ab. Das kleine, auf ein Wägelchen montierte Instrument ist ein wahres Meisterwerk, Ausfluss einer jahrhundertealten Handwerkstradition. Mit der Kurbel wird ein Blasebalg in Gang gesetzt. Von der Ventilbox aus werden die Luftlöcher angesteuert, die den Strom auf die Pfeifen geben. Die Ventile selbst sind aus Fischhautleder.

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Das Notenband hat Löcher, die die Luftzufuhr zu den Pfeifen regelt.  

Mit der Orgel ist es aber noch nicht getan. „Um spielen zu können, benötige ich Notenbänder“, so der Rentner. Zwar gibt es auch Elektronikaufsätze, die kosten aber mal locker 2000 Euro. Bei seinen Recherchen traf er auf den Familienbetrieb Raffin in Überlingen. Friedlinde und Raffael Engeser führen heute das Traditionshaus.

Notenbänder vom Drehorjelsköbes

Bei ihnen ließ sich Sodoge die ersten eigenen Notenbänder anfertigen. In der Regel passen drei Stücke drauf, Kostenpunkt 200 Euro. Einfach ist das nicht, schließlich kann der „Drehorjelsköbes“ nur bedingt Noten lesen. Also spannte er Musikerfreunde ein. Drei Bänder mit eigenen Liedern hat er inzwischen. Andere hat er gekauft.

„Auf einem habe ich tatsächlich den »Weihbischof« gefunden, von Martin Graf – von der Hennefer Mundartband „Antweiler & Graf“. Mit dem habe ich telefoniert, und der hat sich total gefreut.“

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Eine Idee will Sodoge noch unbedingt in die Tat umsetzen.  Damit möchte ich gerne vor dem Kölner Dom auftreten. Das läuft unter Straßenmusik.“ Früher hatte in Bonn oder Köln jedes Viertel seinen Straßenmusiker, viele mit Drehorgel, wie er herausgefunden hat. Das waren wichtige Nachrichtenübermittler.

Geld verdienen muss er mit seinem Hobby nicht. Seine Lieder sind kleine Alltagsgeschichten etwa über „Die Linde“, die kleine Kneipe in seinem Heimatdorf. Oder er greift Redewendungen auf: „Wat et Wedder widder wat.“ Angst vor traurigen Themen hat er nicht, wie sein „Irgendwann fängk der Duud an“ zeigt.

Sein Motto ist einfach: „Ich habe Spaß an der Musik und freue mich riesig, wenn sie anderen gefällt. Wenn nicht, ist es auch egal.“

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