„Expo 2020“ in DubaiDie Weltausstellung und ihre Kölner Beteiligung
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Kölner Werk im Blickpunkt der Weltausstellung: Der deutsche Pavillon in Dubai.
Copyright: Expo 2020
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Köln – Ende März schließt die Expo 2020 in Dubai nach einer Verschiebung um ein Jahr und einer Öffnungszeit von sechs Monaten. Wie haben die Kölner Beteiligten diese Zeit erlebt? Wir lassen drei Protagonisten vor Ort zu Wort kommen. Ihre Erfahrungen zeichnete Tobias Wolff auf.
Der Gastgeber: Cem Kirkici
„Ich hatte, bevor ich nach Dubai gekommen bin, nur eine sehr vage Vorstellung davon, wie so eine Expo ablaufen würde. Vor Ort zu sein ist dann noch einmal etwas völlig anderes.
Cem Kirkici
Copyright: Kölner Messe
Das Spannende, aber auch Herausfordernde an der Arbeit im Deutschen Pavillon ist, dass man nie einen wirklichen Arbeitsalltag oder eine tägliche Routine entwickelt. Jeder Tag ist anders. Die Hosts kümmern sich um den Einlass, das Warteschlangen-Management und die Shows, erklären die Exponate für die Besucher und sorgen für ein schönes Besuchserlebnis. Mittlerweile haben wir uns als Team so gut eingespielt, dass wir wissen, wie wir in bestimmten Situationen handeln und auch, wie wir Arbeitsabläufe vereinfachen können.
Auf dem gesamten Gelände herrschen Maskenpflicht und Abstandsregeln mit zwei Metern Abstand. Das mit der Maskenpflicht führt manchmal zu Diskussionen mit den Besuchern. Unser gesamtes Pavillon-Personal ist durchgeimpft und wird geboostert.
Im Gespräch
Cem Kirkici: Die Hosts und Hostessen sorgen unter anderem für die Gästebetreuung und einen reibungslosen organisatorischen Ablauf. Sie sind im ständigen Gespräch mit den Gästen, auch bei Unklarheiten oder besonderen Wünschen der Gäste aus aller Welt sind sie erste Ansprechpartner.
Sebastian Rosito: Stellvertretender Generalkommissar und Direktor des deutschen Pavillons. Der Kölnmesse obliegt Aufbau und Organisation des Pavillons. Es ist nicht die erste Erfahrung dieser Art für die Messe: Sie organisiert seit mehr als zwei Jahrzehnten Pavillons auf den Weltausstellungen.
Marco Hückel: Mitglied der Geschäftsleitung von „facts and fiction“. Konzept, Planung und Realisierung des Deutschen Pavillons liegen bei der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon Expo 2020 Dubai“, bestehend aus den beiden Unternehmen „facts and fiction“ und Nüssli Adunic.
Bundespräsident Walter Steinmeier hat seinen Besuch der Expo angesichts des Krieges in der Ukraine abgesagt. Dafür hat das Wirtschaftsministerium bekanntgegeben, dass die Kölnmesse zur Weltausstellung in Japan 2025 erneut mit der Organisation und dem Betrieb des deutschen Pavillons beauftragt wurde. Es sei großartig, dass man nun auch 2025 in Osaka die Erfahrungen und Kenntnisse der Kölnmesse einbringen dürfe, freut sich Geschäftsführer Gerald Böse. Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßte die Nachricht. (two)
Ich lerne die unterschiedlichsten Menschen kennen, und beim Besuch der anderen Pavillons auch Länder, über die ich fast nichts wusste. Dadurch habe ich das Gefühl, die Nationen und ihre Leute noch einmal ganz neu erleben zu können.
Wir arbeiten im Rhythmus von sechs Arbeitstagen und drei freien Tagen, da bleibt genügend Zeit, Dubai selbst und auch den Rest der Emirate zu erkunden. Trotz Sicherheits- und Hygienemaßnahmen und ist es möglich, verschiedensten Freizeitaktivitäten nachzugehen: Von Sportveranstaltungen über Wüstentouren bis zu Ausflügen an den Strand hat Dubai viel zu bieten.“
Sebastian Rosito
Copyright: Kölner Messe
Der Generalkommisar: Sebastian Rosito
„Die Organisation einer Expo ist immer wieder eine Herausforderung, das Veranstalter-Team ist neu und richtet das Event in dieser Konstellation zum ersten Mal aus. Im Falle dieser Expo war besonders, dass sie um ein Jahr verschoben wurde. Das war für uns, dem Team der Kölnmesse als Durchführungsgesellschaft und mich als Pavillondirektor eine große Herausforderung. Im Rückblick war das eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, aus denen wir sehr viel lernen konnten – und dafür bin ich dankbar.
Marco Hückel
Copyright: Kölner Messe
Die bürokratischen Anpassungen an die Pandemie-Situation waren nicht unerheblich: von weniger Besuchern im Pavillon über Luftreinigungsfilter, Schnell- und PCR-Testungen, Booster-Impfungen, Abstands- und Maskenpflicht und vielem mehr. Wir mussten das Personal zusätzlich schulen und den Pavillon auch in diesen Zeiten auf Besucherströme vorbereiten.
Die Menschen vor Ort sind sehr offen, interessiert. Das Besondere an einer Weltausstellung ist, dass sie sich an jeden richtet: Familien mit Kindern, Studierende, Senioren. Es gibt keine Aussteller wie bei einer Messe, und Ziel sind nicht Businessgespräche oder Geschäftsabschlüsse. Trotzdem kommen natürlich Vertreter aus Politik und Wirtschaft in den Pavillon.
Die Kölnmesse betreibt seit mehr als zwei Jahrzehnten deutsche Pavillons auf den Weltausstellungen. Das Messe-Team stellt die Direktion und das Management, meine Kollegen verantworten den Betrieb, die Finanzen, die Logistik, das Kulturprogramm, das Protokoll, das Personal und die Öffentlichkeitsarbeit. Insgesamt sind wir für etwa 180 Mitarbeitende verantwortlich.
Obwohl wir als Kölner Team natürlich etwas wehmütig sind, hat kein Karneval stattfinden können. Dennoch durften wir zu unserem Nationentag im November die Roten Funken bei uns begrüßen – das war zumindest ein wenig Karnevalskultur in Dubai.
Ich finde es unglaublich spannend, täglich mit so vielen Menschen aus allen Ecken der Welt zusammenzukommen, mich auszutauschen und deren Erfahrungen zu hören. Diese Offenheit und diese Art der Begegnung werde ich vermissen. Auf der anderen Seite sind die Organisation und Durchführung einer Expo auch sehr intensiv. Ich freue mich, nach Ende der Expo erst einmal wieder nach Hause zu kommen und wieder im Alltag anzukommen.
Es macht einen sehr stolz, als Vertreter Deutschlands auf der Expo zu sein. Aber wir sind uns auch unserer Verantwortung bewusst. Viele Menschen, die den deutschen Pavillon besuchen, kommen hier zum ersten Mal in direkten Kontakt mit Deutschland. Es war uns wichtig, mit der Auswahl unseres Teams Deutschland so zu repräsentieren, wie es heute ist: bunt, vielfältig, international, und authentisch.
Im Vorfeld gibt es immer wieder Situationen, die anders verlaufen als erhofft oder geplant. Das war eine sehr intensive Zeit. Diese Art von Spannung oder Stress fällt ein wenig ab, sobald man das erste Mal Besucher durch den Pavillon gehen sieht und ihre Freude spürt.
Besondere Wetterereignisse wie Sandstürme sind übrigens auch keine Seltenheit in der Region, auch Unwetter haben uns hier schon überrascht.“
Die Agentur: Marco Hückel
„Facts and fiction hat neben Deutschland auch die Länderbeteiligungen für Monaco, Belgien und Jordanien auf der Expo 2020 konzipiert und realisiert. Wir sind bereits seit über 20 Jahren stolzes Mitglied der „Expo-Familie“: Auf der Expo 2000 in Hannover haben wir unseren ersten Pavillon realisiert. Es folgten Pavillons für Deutschland auf der Expo 2012 in Yeosu (Südkorea), für Monaco und Kasachstan auf der Expo 2015 in Mailand (Italien) und für Frankreich (Teilbereich Total) und Aserbaidschan auf der Expo 2017 in Astana (Kasachstan).
Der Pavillon im Innern
Copyright: Expo 2020
Große, aktuelle Projekte im Bereich öffentliche Museen und Ausstellungen sind außerdem das Bergbaumuseum in Bochum und die gerade erst im Sommer 2021 eröffnete Berlin Ausstellung im Humboldt Forum in Berlin. Im Berliner Büro arbeitet „facts and fiction“ für Ministerien, Institutionen und Verbände.
Konzept, Planung und Realisierung des Deutschen Pavillons liegen bei der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon“, bestehend aus den Unternehmen „facts and fiction“ und „Nüssli Adunic“. Dabei zeichnet „facts and fiction“ für das inhaltliche Konzept sowie die Ausstellungs- und Mediengestaltung verantwortlich, „Nüssli Adunic“ für die bauliche Umsetzung.
Auf Seiten der Arbeitsgemeinschaft haben im Schnitt etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt gearbeitet, dazu etwa 30 auf Seiten der Partner für den Bereich Szenografie/Ausstellung. Dazu kommt ein Team von fünf Architektinnen und Architekten sowie in Hochzeiten gut 120 bis 130 Menschen pro Tag für den Hochbau.“