Im GürzenichKölner Dreigestirn feierlich proklamiert

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Jungfrau Agrippina, Bauer Marco und Prinz Boris I. auf der Bühne im Gürzenich.

Souveräne Redner: Jungfrau Agrippina, Bauer Marco und Prinz Boris I.

Um kurz vor 21 Uhr war es so weit: Oberbürgermeisterin Henriette Reker proklamierte am Freitagabend im Gürzenich offiziell Prinz Boris I. (Boris Müller), Bauer Marco Schneefeld und Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck) als neues Kölner Dreigestirn.

Der Jubel ist enorm als zuerst Jungfrau Agrippina, dann Bauer Marco und schließlich Prinz Boris I. umhüllt von Nebelschwaden aus dem grellen Scheinwerferlicht den Gürzenich betreten, auf Stühle klettern, Strüßjer werfen, den Moment genießen und die Emotionen aufsaugen. In diesem Augenblick entlädt sich im ehrwürdigen Gürzenich bei vielen der 1330 Gäste ein jecker Emotionsstau, ausgelöst durch zwei sitzungsfreie Pandemiejahre – und sicherlich auch durch das Jubiläum 200 Jahre Kölner Karneval. „Mer welle dis Jubiläumssession et fründlich laachende Jeseech vum Fastelovend zeije“, verkündet Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei ihrer kölschen Proklamationsrede.

Im Schatten der Krise

Niemand legt bei der Proklamation so einfach den Schalter um und ist wieder im uneingeschränkten Feiermodus. Minutenlang wird das Pandemie-Dreigestirn der Altstädter mit Applaus bedacht, weil es zwei Jahre das Ornat tragen durfte, aber nicht einen Rosenmontagszug erlebte. Brings bedient mit „Liebe gewinnt“ die Sehnsucht nach friedvollen Zeiten, dazu sehen die Menschen im Saal Bilder des gigantischen Friedensmarschs, bei dem Rosenmontag 250 000 Menschen durch die Stadt gezogen waren.

Prominenz im Saal

Vorab hatte die Nicht-Einladung von Kardinal Rainer Maria Woelki für Schlagzeilen gesorgt. Im Saal feiert jedoch einige Prominenz, darunter NRW-Kulturministerin Ina Brandes, Sänger Eko Fresh, Tatort-Kommissar Dietmar Bär, der einstige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach und FC-Präsident Dr. Werner Wolf. Gleich zu Beginn grüßt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), die zugleich Schirmherrin des jecken kölschen Jubiläums ist und betont: „Was der Karneval für die Demokratie leistet, ist einzigartig. Es geht um Zusammenhalt, Vielfalt und Toleranz“, so Bas.

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Hohe Auszeichnung

Programmgestalter Dr. Joachim Wüst, der auch die Fernsehsitzung aus Köln moderiert, wird mit dem Ehrenverdienstorden des Festkomitees ausgezeichnet. Er hatte sich nach Ausbruch der Pandemie energisch für eine finanzielle Unterstützung des Karnevals durch Land und Bund eingesetzt.

Musikalische Höhepunkte

Brings, Klüngelköpp, Paveier und Kasalla bilden den musikalischen Rahmen der Proklamation, bewährte Qualität also. Die Redner haben es gewohnt schwer. Bernd Stelter betont in seinem Prolog die „Pflicht“, endlich wieder Karneval feiern zu dürfen. Reichlich gewagt wirkt die Mischung aus Stelters Gesang und dem virtuosen Geigenspiel des ukrainischen Violinisten Aleksey Semenenko, der in Köln lebt. Michael Hehn mimt wie schon bei der Jubiläums-Zeitreise in der Flora im November Heinrich von Wittgenstein, der 1823 erster Präsident des Festordnenden Comités war. Viele Nebengeräusche im Saal gibt es auch bei der politisch bissigen Rede von „Schofför“ Jens Singer. Gewohnt bissig präsentiert sich das „Herrengedeck“ mit den Rednern Martin Schopps, Jörg P. Weber und Volker Weininger. Julie Voyage singt mit kräftiger Stimme die Lieder von Trude Herr.

Souveränes Dreigestirn

Lampenfieber ist dem Trifolium der Roten Funken nicht anzumerken. Souverän meistern sie ihre kölsche Rede. „Mir drei freuen uns op üch. Mir sin drei Fründe för 86 Veedel“, ruft der Prinz den Gästen im Saal zu – der Slogan steht zugleich auf der Flagge des Trifoliums. Anschließend singen sie ein Medley bekannter Bläck-Fööss-Hits – ein Stimmungsgarant.


Proklamation im TV

Das WDR-Fernsehen zeigt die Höhepunkte der Proklamation am Sonntag, 20.15 Uhr.

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