Ausstellung in KölnShakespeare-Buch von 1623 im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen

Lesezeit 3 Minuten
Das Kind Shakespeare im Kupferstich von Benjamin Smith aus dem Jahr 1799.

Das Kind Shakespeare im Kupferstich von Benjamin Smith aus dem Jahr 1799.

Der Dichterfürst William Shakespeare erfuhr erst sieben Jahre nach seinem Tod die Ehre einer Veröffentlichung sämtlicher Werke. Die Texte fürs Theater waren fortan allen Lesern zugänglich. Das Wallraf-Richartz-Museum würdigt das 400-jährige Jubiläum mit der Schau „Das ganze Drama“. 

 „Gut gebrüllt Löwe“. Der Satz aus William Shakespeares (1564-1616) „Sommernachtstraum“ gehört heute als Redewendung fest zum Sprachgebrauch, ist sogar Titel eines Kinderbuchs.

Rettende Gesamtausgabe

Aber dass solche Sentenzen des englischen Dramatikers überhaupt überliefert sind, ist seinen Schauspielerkollegen John Heminges und Henry Condell zu verdanken, die vor 400 Jahren posthum alle seine Werke in einer Gesamtausgabe retteten.

Shakespeares „First Folio“ ist das wohl kostbarste Buch der Universitäts- und Stadtbibliothek und liegt nun in der Vitrine der spannenden Schau „Das ganze Drama“ im Graphischen Kabinett des Wallraf-Richartz-Museums. Die Buchform für die 36 Lust- und Trauerspiele war damals unüblich, allenfalls für die Bibel gab es solche Folianten.

Gleichsam markiert die Erstausgabe einen Wendepunkt wie Peter W. Marx gestern bei der Vorstellung des Jubiläumsprojekts in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek erklärte: „Texte für Zuschauer verwandelten sich in Texte für Leser.“ Der Professor für Theater- und Medienwissenschaft an der Universität zu Köln sowie Direktor deren Theaterwissenschaftlichen Sammlung konzipierte zusammen mit Anne Buschhoff, Leiterin der Graphischen Sammlung, eine spannende Synopse der Bilder.

Auf der einen Seite befassen sie sich mit Shakespeare als Person. Auf der „wilden Wand“ gegenüber hängt die Rezeption seiner Werke in Form von Stichen, Bühnenentwürfen und Illustrationen.

Dichtertitan gleicht Jesuskind

Der Dichtertitan hatte im 18. Jahrhundert geradezu Kultstatus.Wie das Jesuskind thront er im Kupferstich aus dem Jahr 1799 von Benjamin Smith. Mutter Natur bemäntelt den begabten Wonneproppen, aber auch finstre Gestalten ranken sich um das Neugeborene. „Nichts Menschliches ist ihm fremd“, erläuterte Marx.

Ohne die „First Folio“ wären wohl zahlreiche Shakespeare-Dramen für die Nachwelt verloren gegangen. Die erste Gesamtausgabe, von der es weltweit nur noch 235 Exemplare gibt, versammelt 14 Komödien, zehn Geschichtsstücke und zwölf Tragödien. Eine absolute Rarität ist die in Köln befindliche Ausgabe, die noch nie restauriert werden musste.

1960 veranlasste der damalige Unikanzler Wolfgang Wagner den Kauf für damals 425 000 Mark. Ein Schnäppchen, schaut man auf die Summe von 9 978 000 US-Dollar, die das Auktionshaus Christie’s 2020 in New York erzielte.

Lesungen und Geburtstagsfeier

Shakespeares Dramen gehören heute zu den meist aufgeführten Theaterstücken der Welt. Anne Buschhoff zitiert im Katalog (13 Euro) aus Virginia Woolfs Essay „Ein Zimmer für mich allein“, in dem die Autorin eines der wiederum meistrezipierten Texte der Frauenbewegung 1929 folgerte: „Wenn je ein Geist mit voller Macht geglüht hat, so dachte ich mit neuerlichem Blick auf meine Bücher, dann war es Shakespeare.“

Im Graphischen Kabinett wird ihm in den nächsten Monaten im Rahmenprogramm mit Lesungen, einem seiner Zeit entsprechendem Essen und einer Feier am 400. Jahrestag des Erscheinens der Erstausgabe am 23. 4. die Bühne bereitet.

Bis 11. Juni, Di bis Fr 11 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr. Obenmarspforten.

Rundschau abonnieren