Jetskifahren auf dem Rhein: Ein Abenteuer zwischen Adrenalin, Regeln und Rheinkulisse.
Zwischen Adrenalin und RegelnJetski-Abenteuer in Köln-Rodenkirchen – Einblick in eine Kölner Bootsschule

Jetski-Abenteuer in Köln-Rodenkirchen
Copyright: Nautigo
Die Sonne steht tief über dem Rhein, am Ufer in Rodenkirchen tuckert der Jetski im Leerlauf aus dem Anliegergebiet. Hinter mir sitzt Julian, mein heutiger Trainer. Eben noch hat er mir erklärt, wie ich lenke, bremse, Gas gebe. Als wir mitten auf dem Rhein sind, ruft er: „Trau dich – Vollgas!“ Ein Erfahrungsbericht zum Jetskifahren in der Heimatstadt.
Wie Julian aus Monheim zur Bootsschule kam
Julian, 32, ist gebürtiger Frankfurter, lebt inzwischen in Monheim. Früher arbeitete er in der Finanzbranche, bis ihn der Job ausbrannte. „Irgendwann war ich einfach durch. Zu viele Stunden, zu wenig Leben.“ Durch einen Freund stieß er auf eine Bootswerkstatt, dort eignete er sich das nötige Wissen an und machte seine Bootsführerscheine.
Aus dieser Erfahrung entstand eine Idee: eine Bootsschule mit eigener Lern-App. Zwei Jahre später betreibt er bereits vier Bootsschulen, darunter auch die in Köln-Rodenkirchen. Damals setzte er alles auf eine Karte, doch das habe sich ausgezahlt, sagt er. Heute wird er von seinem Bruder unterstützt, der sich um die IT kümmert und hat zwölf weitere Mitarbeiter.
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In seiner Bootsschule Nautigo bietet er vor allem Ausbildungen zum Bootsführerschein an. Er erzählt, dass seine Bootsschule auch die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) und die Feuerwehr ausbildet sowie mit dem Unisport der Universität Köln zusammenarbeitet. Aber auch sogenannte Schnupperfahrten gehören zum Angebot, Jetski oder Motorboot fahren, mit Trainer an Bord. Seine Schule sei die einzige in Köln, die direkt auf dem Rhein schult und nicht in einem geschützten Hafenbecken. „So hat man direkt eine anspruchsvolle Lernumgebung.“
Die Saison läuft von April bis Oktober. In den Wintermonaten findet überwiegend der Theorieteil statt, hin und wieder wird aber auch gefahren, um Erfahrung bei unterschiedlichen Wetterbedingungen zu sammeln.
Der Ablauf: Das Abenteuer beginnt mit einer Rettungsweste
Das Abenteuer beginnt mit einer Rettungsweste und einer Einweisung. Der Trainer sitzt hinten auf dem Jetski und erklärt, wie man steuert und was man bei Bugwellen beachten muss. Dann heißt es: ab auf den Rhein.

Eine einmalige Perspektive auf den Kölner Dom vom Wasser aus.
Copyright: Helena Neukam
Erst zögere ich, dann nimmt der Jetski Tempo auf. Wir rauschen mit 80 km/h an den Poller Wiesen vorbei, unter der Südbrücke hindurch, mit 5 km/h durch den Rheinauhafen, dann Richtung Mülheim. Als uns ein Containerschiff begegnet, zeigt Julian mir, wie ich die Bugwellen richtig ansteuere. Ich fixiere einen Punkt am Ufer, die Welle kommt und wir fliegen. Einen Meter hoch, mehrere Meter weit. Adrenalin pur.
Jetski auf dem Rhein – was erlaubt ist, was nicht
Jetskifahren ist nicht gleich Urlaubsvergnügen. Auf dem Rhein gelten klare Regeln. Die sogenannte Wassermotorräder-Verordnung regelt, wo und wie gefahren werden darf. Im Jahr 2024 hat die Wasserschutzpolizei rund um Köln und Bonn 77 Verstöße gegen die Wassermotorrad-Verordnung registriert. Das teilte die Pressestelle der Wasserschutzpolizei auf Anfrage mit.
Die häufigsten Regelverletzungen betrafen das verbotene Kurvenfahren, sowie unleserliche Kennzeichenkarten an den Jetski. Positiv vermerkt die Polizei: Unfälle mit Schiffen oder Badegästen wurden im vergangenen Jahr nicht gemeldet. Auch weil die Sportboot-Szene auf dem Rhein überschaubar bleibt, da relativ wenige Personen über einen Bootsführerschein verfügen und es wenig touristische Angebote gibt.
Ein Vorfall mit positivem Ausgang sorgte jüngst in Düsseldorf für Aufmerksamkeit: Dort ehrte der Polizeipräsident einen Jetski-Fahrer, der mehrere Menschenleben gerettet hatte.
Jetskis sind außerdem führerscheinpflichtig, Rettungswesten sind Pflicht. „Es gibt keine offizielle Geschwindigkeitsbegrenzung, das ist wirklich crazy“, sagt Julian. „Ab 70 km/h wird das Wasser bei einem Sturz wie Beton. TÜV gibt’s übrigens auch keinen.“
Jetskis ohne Führerschein?
In manchen Urlaubsländern kann man sich Jetskis ohne Führerschein ausleihen. Julian hält das für unverantwortlich. „Natürlich würde ich damit mehr Geld machen können, aber das wäre unverantwortlich. Du kannst so schnell in eine gefährliche Situation geraten, gerade auf dem Rhein. Die Strömung, der Schiffsverkehr. Wenn jemand zu nah an ein Frachtschiff fährt, von der Welle abgeworfen wird, kann das tödlich enden.“
Jetskifahren müsse man genauso lernen wie das Motorradfahren, sagt der gebürtige Frankfurter. „Nur weil es nach Spaß aussieht, heißt das nicht, dass es ungefährlich ist.“ Typische Anfängerfehler seien dabei nicht immer dramatisch, aber oft teuer oder riskant.
So kam es vor, dass ein Neuling beim Manövrieren zu nah ans Ufer geriet. Ein Stein schlug in die Turbine ein und beschädigte das Antriebssystem.

Ein Stein beschädigte die Jetskiturbine.
Copyright: Julian Jorek
In einem anderen Fall vergaß ein Fahranfänger schlicht, auf den Tankstand zu achten und trieb mit leerem Motor manövrierunfähig mitten auf dem Rhein.
Lärm, Umwelt, Verantwortung
Kritik an Jetskis gibt es immer wieder, vor allem wegen Lärm und Umweltbelastung. In Rodenkirchen scheint das bislang wenig Thema zu sein. „Wir haben hier noch nie Beschwerden von Anwohnern bekommen“, sagt Julian. Ein Grund: Er achtet darauf, dass der Schalldämpfer bleibt, wo er hingehört. Außerdem schult er seine Kunden, sich nicht zu lange an sensiblen Stellen aufzuhalten, etwa vor den Krankenhäusern.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang darf gefahren werden. Und manchmal sind Jetskis sogar Lebensretter: Julian erzählt, dass seine Fahrer schon mehrfach abtreibende Schwimmer zurück an Land gebracht haben. Er selbst hat zweimal eine Wasserleiche geborgen, als er nach einem Hochwasser Treibgut wegräumte.
Am Ende frage ich Julian, was er selbst am Fahren auf dem Rhein am meisten liebt: die Geschwindigkeit oder das Springen über die Wellen? Seine Antwort überrascht: „Am liebsten mag ich es, mit dem Boot irgendwo anzulegen, im Wasser zu baden und einfach zu entspannen.“
Für mich bleibt dieser Tag ein echtes Erlebnis. Der Rhein ist wilder, schneller und näher, als ich ihn vom Ufer aus je erlebt habe. Es ist ein kontrolliertes Abenteuer.
Wer bereit ist Regeln zu befolgen und mit Respekt vor Natur und Verkehr unterwegs zu sein, erlebt Köln aus einer völlig neuen Perspektive, direkt vom Wasser aus. Der Rhein zeigt sich spürbarer, als es von einem großen Boot je möglich wäre. Es ist ein Freiheitsgefühl und ein Adrenalinerlebnis zugleich, mitten in der eigenen Stadt. Man wird mit einem einmaligen Blick auf Köln belohnt.