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ProtokollKölner Marathon-Chef Frisch steht schon lange vor den Läufern an der Strecke

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Im Ziel empfängt er empfängt zunächst Sieger Tobias Blum und sehr viel später Takuma, den Allerletzten.

Im Ziel empfängt er empfängt zunächst Sieger Tobias Blum und sehr viel später Takuma, den Allerletzten.

Köln – 1.05 Uhr: Ein Anruf der Polizei reißt Markus Frisch (49) aus dem Schlaf. Ein Beamter fragt, ob es richtig ist, dass an der Magnusstraße schon Absperrgitter auf der Fahrbahn stehen. Nein, ist es nicht. Offenbar haben sich Spaßvögel einen Scherz erlaubt. Frisch bittet den Beamten, die Gitter wieder zur Seite zu schieben. Einfach weiterschlafen kann Frisch jetzt nicht mehr. „Da läuft dann der ganze Film im Kopf ab“, sagt er.

5.45 Uhr: Der Wecker klingelt im Athleten-Hotel am Friesenplatz, wo Frisch ein Zimmer bezogen hat. „Für Notfälle bleibe ich in der Nacht vor dem Marathon in der Innenstadt“, sagt er. Ohne Frühstück verlässt er die Lobby und setzt sich auf sein Fahrrad. „Begleitung, Freie Fahrt“, steht auf einem Schild am Lenker.

6 Uhr: Im LVR-Turm nahe des Startbereichs am Deutzer Bahnhof begrüßt Frisch die Mitarbeiter der Einsatzzentrale. Polizei, Ordnungsamt, KVB – Vertreter aller Behörden sind hier versammelt. „Ich wünsche einen entspannten Tag“, sagt er und lächelt motivierend. Draußen ist es noch dunkel.

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7.45 Uhr: Mit dem Fahrrad kontrolliert Markus Frisch nochmal wichtige Streckenpassagen. „Manchmal wird nachts die Werbung abgerissen, das ersetzen wir dann“, erklärt er. Seit 2007 ist er Marathon-Chef in Köln. Am Straßenrand steht ein Wachmann. „Wie war die Nacht“, fragt Frisch höflich. Alles ruhig.

8.25 Uhr: Noch fünf Minuten bis zum Start des Halbmarathon. Gut 15.000 Athleten hüpfen sich warm, die Masse der Läufer reicht von der Startlinie bis fast zum Stadthaus. Markus Frisch kommt angeradelt, auf der Stange seines Rads sitzt Ellen, eine Teilnehmerin, die spät dran ist. „Am Neumarkt habe ich sie mitgenommen“, erzählt der Veranstaltungschef. Dann öffnet er den blauen Koffer mit der Startpistole und überreicht die Waffe an Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandchef der Rheinenergie, Hauptsponsor des Marathons. Aus den Boxen erklingen die Höllenglocken. Hells Bells. Mit dem Klassiker von AC/DC werden die Athleten eingestimmt. Dann knallt es. Und alles läuft.

9.20 Uhr: Mit dem Fahrrad hat Markus Frisch zu Alina Reh aufgeschlossen, der Führenden des Halbmarathons bei den Frauen. „Wie fühlst du dich?“, ruft er ihr zu und feuert sie an.

„Sie war heute ein Selbstläufer"

9.39 Uhr: Alina Reh läuft nach 1:09:29 Stunden ins Ziel am Dom, jubelt, reckt die Arme in die Luft. Ihren eigenen deutschen Juniorinnenrekord hat sie um fast zwei Minuten verbessert. Frisch grinst. „Sie war heute ein Selbstläufer“, lobt er. Dann radelt er schnell nach Deutz, wo schon 6500 Läufer auf den Start der Königsdisziplin warten. Der Marathon beginnt.

11 Uhr: Mit Absperrband in der Hand markiert Markus Frisch am Neumarkt einen Abschnitt des Schülerlaufs. Die Nervosität bei Frisch steigt, denn bei diesem Rennen geht sein Sohn Lasse (11) an den Start. Auf dem Rad begleitet Frisch wenig später die Kinder auf der vier Kilometer langen Strecke. „Der Papa ist stolz“, sagt er am Dom und klatscht seinen Sohn ab.

11.45 Uhr: Das Handy klingelt mal wieder. Nahe der Zoobrücke hat die Polizei einen Autofahrer gestoppt, der über die Laufstrecke gefahren ist. „So etwas passiert leider immer wieder mal“, berichtet Frisch. Passiert ist nichts, der Fahrer wollte einfach irgendwie den Dschungel von Sperrungen überwinden. Dann sitzt er wieder auf dem Rad, um Marathon-Debütant Tobias Blum anzufeuern.

14.30 Uhr: Im Gebäude von Kölntourismus spricht Markus Frisch mit Sponsoren, Politikern, Sportlern. In der ersten Etage ist ein Buffet für VIP-Gäste aufgebaut. Es gibt Schmorgemüse, Wraps und Nudeln. Aber zum Essen hat Frisch keine Zeit. Er muss weiter zur Fan-Meile am Rudolfplatz und ein Radio-Interview geben.

16.29 Uhr: Der Start in Deutz ist bereits abgebaut worden. Markus Frisch radelt vor dem Besenwagen mit dem Letzten über die Ziellinie. Takuma, ein in Köln lebender Japaner, ist peinlich berührt, als ihm Frisch das rote Shirt des „Besenwagenbesiegers“ überreicht.

19 Uhr: Im Athleten-Hotel gibt es endlich Essen für Frisch und die vielen Helfer. Dieses Mal übernachtet er zu Hause bei seiner Familie. „Ich werde sofort einschlafen“, prognostiziert er erschöpft.

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