Betagte Bewohnerinnen und Bewohner des Awo-Seniorenzentrums am Königsbornpark verraten in der Schau, welche Momente ihr Leben geprägt haben.
SeniorenprojektAusstellung in Waldbröl erzählt auch von Bundeskanzler Konrad Adenauer

Zur Eröffnung der Fotoausstellung im Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg kamen einige der porträtierten Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums am Königsbornpark.
Copyright: Felix Becher/Stadt Waldbröl
„Was hat mein Leben entscheidend geprägt oder beeinflusst?“ Das ist die Frage, auf die viele Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Waldbröler Königsbornpark geantwortet haben. Aus diesen Antworten entstanden ist eine besondere Ausstellung, die zurzeit im Bürgerdorf am Alsberg, Nümbrechter Straße 19, zu sehen ist: Dort hängen nun im Foyer großformatige Porträtfotos dieser betagten Menschen und darunter zu lesen sind eben jene Sätze aus einem langen Leben.
Die Fotos der Schau stammen von der Waldbröler Fotografin Katharina Hein
Die Fotos dazu schoss die Fotografin Katharina Hein – unter dem Titel „Menschenswert“ hat die Waldbrölerin ähnliche Arbeiten jüngst auch im Nümbrechter Ernst-Christoffel-Haus gezeigt, dort allerdings in Zusammenarbeit mit der Autorin Anne Weiß.
Von ihrer Begegnung mit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer (1878 – 1967) erzählt etwa die ehemalige Apothekerin Gotelind Franzky (98): „Er fuhr mit seinem Benz vor, sein Chauffeur holte Medikamente ab oder bestellte bei uns welche.“ Nach seinem Berufsleben als Arzt habe er ein neues Studium begonnen und sich dem Buddhismus gewidmet, verrät dagegen Wolfram Ulrich. Der 88-Jährige betont: „Achtsamkeit ist Glück – auch im Alter.“ Sein Sohn lebe schon seit vielen Jahren in einem buddhistischen Kloster. „Und die Werte, die dort gelebt werden, entsprechen meinen eigenen.“
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Farbenfroh ist derweil das Leben des 73-jährigen Dieter Jakobi: Er malt. „Schon früh wurde ich an die Malerei herangeführt: Die Freude an dieser Tätigkeit hat mein Opa weitergegeben.“ Kreativ ist auch Ilona Lepperhoff immer gewesen: Die heute 80-Jährige hat getanzt und die Musik geliebt. „Noch heute bewege ich mich sofort im Takt und bin glücklich.“
In Waldbröl hat mancher etwas länger über der Frage gebrütet, am Ende aber hat jeder eine Antwort gefunden
Von ihrem Fahrrad erzählt unterdessen Margot Greisner, denn das bedeute Unabhängigkeit: „Ich hatte keine Gelegenheit, in jungen Jahren den Autoführerschein zu machen, später war ich zu ängstlich und zu unsicher.“ Das Fahrrad habe dem ein Ende gesetzt, weil auch die Busse auf dem Land zu selten gefahren seien. „Fahrradfahren machte mir Spaß und ich kam schnell und immer wann ich wollte an mein Ziel.“ Noch heute hält sich die 73 Jahre alte Seniorin übrigens mit einem „mobilen Fahrrad“ fit.
Manchen Bewohnerinnen und Bewohnern sei eine Antwort schnell eingefallen, andere hätten dagegen ein wenig länger überlegt, berichtet die Leitung des Awo-Zentrums an der Kaiserstraße. „Doch am Ende hat doch jeder eine Antwort darauf gefunden.“ Finanziert wurde das Projekt zum Teil durch den Förderverein dieser Einrichtung.
Die Idee zu der Fotoausstellung hatte Astrid Rauschmeier, die Leiterin des Seniorenzentrums. Sie sagt: „Im Laufe der Zeit haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so viel Interessantes und Prägendes über das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner erfahren, dass sie diese Lebensgeschichten in einer Fotoaktion festhalten wollten.“
Und auch im Rathaus findet diese Schau großen Anklang, etwa bei Bürgermeisterin Larissa Weber. Sie weiß: „Die Bewohnerinnen und Bewohner einer solchen Senioreneinrichtung haben meist viel zu erzählen.“ Oft aber verschwinde dieses Wissen, diese Weisheit, im Nichts. „Umso wichtiger ist es, dies zu bewahren und festzuhalten.“
Die Ausstellung ist bis Ende Juni im Bürgerdorf zu sehen und kann während der Öffnungszeiten der Waldbröler Stadtverwaltung besichtigt werden.