Bei der Gründung 1975 herrschte nicht nur Begeisterung, inzwischen lebt der Rhein-Erft-Kreis laut Regierungspräsident Wilk von seinem Zusammenhalt.
50-jähriges BestehenFestakt in Hürth rückt Geschichte und Zukunft des Kreises in den Blick

Beim Festakt in Hürth gratulierte der Kölner Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk (r.), Landrat Frank Rock (M.) zum Jubiläum.
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Das wohl am häufigsten bemühte Wort an diesem Freitagabend im Hürther Feierabendhaus lautete Heimat. Verwunderlich war das nicht. Denn genau darum ging es bei dem Festakt, zu dem Landrat Frank Rock geladen hatte. Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen des Rhein-Erft-Kreises, einer Verwaltungseinheit, eines Stücks Rheinland, das inzwischen Zuhause und Heimat von rund einer halben Millionen Menschen ist.
Die Distanz und Kritik der Anfangszeit, als im Rahmen der Kreisreform 1975 aus den ehemaligen Kreisen Bergheim und Köln sowie der Stadt Erftstadt der damalige Erftkreis entstand, sind verflogen. Sie sind Verbundenheit und Identifikation gewichen, das machten die Redner deutlich.
Zu den Gästen gehörte auch der einstige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
„Es sind vor allem die Menschen, die unseren Heimatkreis so lebens- und liebenswert machen“, rief Rock den rund 400 geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft zu, zu denen der einstige NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und mit Dr. Helmut Bentz der erste Oberkreisdirektor des damalige Erftkreises gehörten.
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„Der heutige Rhein-Erft-Kreis ist geprägt von einer wechselvollen Geschichte, von großen Persönlichkeiten, von Geschichten und Menschen, die Deutschland, Europa und die Welt prägten“, so Rock, der in seinen Worten an große Ereignisse wie den Weltjugendtag, politische Weichenstellungen und berühmte Töchter und Söhne des Kreises erinnerte. Den Kreis machten Tradition und Feste aus, aber auch der Zusammenhalt nach Katastrophen wie Bahnunglücken oder der Flut vor vier Jahren. Rock dankte den vielen ehrenamtlich tätigen Menschen im Kreis und den Vertretern der zehn Kommunen für eine gute Zusammenarbeit.
„Dieser Kreis, seine Menschen, seine Städte, sie stehen für das, was unser Land Nordrhein-Westfalen stark macht“, stimmte der Kölner Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk ähnliche Töne an. Der 53-Jährige vertrat den aufgrund eines Trauerfalls in der CDU-Landtagsfraktion verhinderten Ministerpräsidenten Hendrik Wüst, der jedoch eine Videobotschaft aus Düsseldorf gen Hürth geschickt hatte und zum Jubiläum gratulierte.

Am 1. Januar 1975 wurde der damalige Erftkreis, der heutige Rhein-Erft-Kreis, gegründet.
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Die Gründung des Kreises sei eine gute Idee und richtig gewesen, so Wilk. Der 50. Geburtstag sei ein „sehr besonderer Tag, ein Meilenstein in einer bedeutenden Region unseres Heimatlandes Nordrhein-Westfalen“. Ziel der kommunalen Neugliederung vor fünf Jahrzehnten sei es gewesen, die Landkreise leistungsfähig aufzustellen. Das sei gelungen.
Der Regierungspräsident erinnerte aber auch an ein „scheinbar kleines und unwichtiges Detail. Die Sache mit dem Autokennzeichen“. Statt „K“ für Köln habe es plötzlich „BM“ für Bergheim geheißen. „Das war für viele mehr als ein bürokratischer Wechsel. Es war ein gefühlter Verlust an urbanem Status“, erklärte Wilk. Letztlich sei aber eine Einheit zusammengewachsen, die heute aus Rheinland nicht mehr wegzudenken sei.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der zehn Städte des Kreises kamen zum Festakt in Hürth.
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Heimat sei vor allem ein Gefühl, das Zugehörigkeit, Sicherheit und Miteinander beschreibe. „Der Rhein-Erft-Kreis ist für viele genau diese Heimat geworden“, meint Wilk. Bundesweit sei der Kreis bei der Einwohnerzahl die Nummer neun. Er blickte aber auch auf die Herausforderungen: den Strukturwandel, also den bevorstehenden Abschied von der Braunkohleförderung, die die Region wirtschaftlich über Jahrzehnte geprägt habe. „Die Energie, die hier gefördert wurde, war Antriebskraft für ganz NRW“, so der Regierungspräsident.
Hier wird industrielles Erbe nicht vergessen, sondern weiterentwickelt
Der Kreis zeige eindrucksvoll, wie Strukturwandel gelingen könne. „Hier entstehen Modellprojekte und Zukunftsindustrien. Hier wird industrielles Erbe nicht vergessen, sondern weiterentwickelt. Die ganze Landesregierung steht fest an der Seite dieser Region. Die Zukunft Nordrhein-Westfalens hängt auch an der Zukunft dieser Region“, sagte Wilk.
Dirk Breuer, der als Hürther Bürgermeister ein Heimspiel in Knapsack hatte, dürfte diese Worte gerne gehört haben. Er erinnerte zwar an die Gründung des Kreises als „Zwangsheirat“, inzwischen sei der Kreis aber ein Partner, „mit dem wir eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten“ und der den zehn Kommunen Unabhängigkeit garantiere. Gerade im Strukturwandel zeige sich, wie wichtig es sei, an einem Strang zu ziehen. Für die Städte bedeute es, nicht nur nebeneinander zu existieren, sondern an einem gemeinsamen Weg arbeiten. „Wenn dieser Wegebau gelingt, ist auch die vor 50 Jahren erfolgte Eheschließung erfolgreich.“