Die Stadt will das denkmalgeschützte Rundfunkgebäude in Raderthal im Erbbaurecht vergeben. Kritiker befürchten, dass der Abriss nur eine Frage der Zeit ist.
Denkmalschutz in RaderthalStadt sucht Nutzer für ehemaliges Funkhaus

Das ehemalige Rundfunkgebäude in der englischen Siedlung in Raderthal steht seit Jahren leer und verfällt zusehends.
Copyright: Stephanie Broch
Die Fenster mit Blechen verrammelt, der beige Anstrich verschmutzt, der Garten völlig verwildert – das ehemalige Rundfunkgebäude auf dem Grundstück an der Hitzelerstraße 125 in Raderthal verwahrlost seit Jahren und verfällt immer mehr.
Dabei hat es spannende Zeiten erlebt. Es wurde 1927 im Bauhausstil mit einem eingeschossigen Mittelbau und zwei zweigeschossigen Seitenflügen mit Flachdächern errichtet. Der deutsche Rundfunk war da noch ganz jung, es war dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer gelungen, den Sender nach Köln zu holen. Der Standort wurde schon 1932 überflüssig, die Sendemasten wurden abgebaut, aber das Funkhaus blieb erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der Britischen Rheinarmee für Veranstaltungen und Feste genutzt und 1990 von der Stadt übernommen. Sie brachte hier viele Jahre Geflüchtete unter, seit 2018 steht das Gebäude leer.
Initiative plante ein Radiomuseum
Mehrfach gab es Versuche, das Haus, das seit 1997 unter Denkmalschutz steht, aus seinem tristen Dornröschenschlaf zu holen. Eine Initiative mit vielen Unterstützern wollte hier ein Radiomuseum unterbringen, aber die Stadt lehnte ab: Der Bebauungsplan setze hier ein reines Wohngebiet fest und schließe eine öffentliche Nutzung wie ein Museum aus. Die Rodenkirchener SPD regte 2019 eine Nutzung als Kita an. Auch das lehnte die Stadt ab, der Platz reiche nicht für die Umsetzung des städtischen Dreiraumkonzeptes für Kitas, der Denkmalschutz lasse nötige Umbauten nicht zu. Zuletzt prüfte die Stadt eine Nutzung mit Künstlerwohnungen und Ateliers
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Das ehemalige Rundfunkgebäude in der englischen Siedlung in Raderthal steht seit Jahren leer und verfällt zusehends. Jetzt will die Stadt das Gebäude im Erbbaurecht vergeben.
Copyright: Stephanie Broch
Jetzt will die Stadt das Gebäude im Erbbaurecht für 99 Jahre – bei gefördertem Wohnungsbau für 80 Jahre - verpachten. Vorgesehen ist laut Ausschreibung eine reine Wohnnutzung, kleine Läden, nicht störendes Handwerk, Beherbergungsgewerbe oder Künstlerateliers, die an Wohneinheiten gekoppelt sind, sind möglich. Auch untergeordnete Baukörper oder Tiny Houses könnten genehmigt werden, der freie Blick auf das Denkmal muss jedoch erhalten bleiben. Das Interessenbekundungsverfahren startete im August und läuft bis Ende des Jahres.
Kritiker: Für Investoren unrentabel
Kritiker bezweifeln jedoch, dass sich ein Investor findet. „Die Frist ist viel zu kurz, die Vorgaben sind zu streng und die Sanierungskosten zu hoch. Dazu kommt noch die Pacht – das macht das Projekt bei den wenigen Wohnungen, die errichtet werden können, völlig unwirtschaftlich“, sagen Andreas Henseler, Peter Funk und Uli Kievernagel, ehemalige Streiter für das Radiomuseum. Die drei schätzen die nötige Investitionssumme auf mehr als fünf Millionen Euro. „Hier wird Aktivität vorgetäuscht. Am Ende wird die Stadt sagen: Wir haben es versucht, leider niemanden gefunden – und dann den Abriss fordern“, so Henseler. „Dann wird es die Stadt günstig an einen Investor aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen verkaufen, der kann dann bauen“, spannt Funk den Bogen weiter. Das Grundstück ist rund 4.800 Quadratmeter groß.
Tatsächlich beschreibt die Stadt selbst den Zustand des Gebäudes als sehr schlecht und geht von einer notwendigen Kernsanierung aus., Auf Nachfrage teilt sie mit, dass hier vier Wohnung entstehen könnten. „Die Frist [für das Interessenbekundungsverfahren, Anmerk. der Redaktion] ist aus Sicht der Verwaltung ausreichend bemessen. Es gibt bereits mehrere Interessenten, die die Teilnahme am Verfahren zugesagt haben“, erklärt eine Stadtsprecherin. Sollte sich kein Interessent an dem Interessenbekundungsverfahren beteiligen, werde die Verwaltung dem Liegenschaftsausschuss alternative Vermarktungsvorschläge machen, wie diese im Einzelnen aussehen, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, informiert sie.
Grundlegende Sanierung nötig
Auch das jahrelange Nichtstun am historischen Gebäude kritisieren die ehemaligen Netzwerk-Mitglieder. „Es wird ab und an mal der Rasen gemäht, vielleicht mal etwas die Hecke geschnitten, sonst passiert da nichts“, berichtet Funk, der gegenüber dem ehemaligen Rundfunkgebäude wohnt. Es sei eine Schande, wie die Stadt mit diesem wertvollen und denkmalgeschützten Gebäude umgehe, betont er. Der Stadt erklärt, sie nehme routinemäßig Grünschnitt und Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes vor. Die angespannte städtische Haushaltssituation lasse derzeit nur gröbste Maßnahmen zu.
Einen von ihnen befürchteten Abriss wollen die ehemaligen Radiomuseum-Streiter auf jeden Fall verhindern. „Wir versuchen, unser ehemaliges Netzwerk wieder zu aktivieren und ein neues, angepasstes Konzept zu erarbeiten“, kündigt Henseler an.