Hochschulrektoren in NRW warnen vor möglichen Kürzungen in Millionenhöhe, die Forschung und Lehre gefährden könnten.
Finsteres SzenarioDroht ein Kahlschlag an NRW-Hochschulen?

Studierende in Köln
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In den Hochschulrektoraten geht die Angst vor einem drastischen Sparkurs des Landes um. Wie groß die Sorge ist, wird in einem Brief deutlich, den die Spitzen der Landesrektorenkonferenzen der Unis und der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) Landespolitikern geschickt haben.
Hochschulen warnen vor drastischen Kürzungen
In dem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt, appellieren die Professoren Johannes Wessels (Universitäten) und Bernd Kriegesmann (FH) im Namen der Rektorate und „in Solidarisierung“ mit 600.000 Studierenden und mehr als 150.000 Beschäftigten an die Landespolitik, Millionenkürzungen in den Hochschulhaushalten zu vermeiden.
Sie warnen vor „massiven Eingriffen“. Heute schon müssten viele Unis und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hart sparen. „Im Zuge des Konsolidierungsdrucks im Landeshaushalt ab 2026 sind nun weitere erhebliche Kürzungen von Landesmitteln zu befürchten“, so die Rektoren.
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Drohende Mittelkürzungen in Millionenhöhe
In einem beigefügten „Argumentationspapier“ ist von Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe die Rede. Ein Szenario wird beschrieben: „Ganz konkret würde eine Mittelkürzung von 255 Millionen Euro den Grundmitteln der Technischen Universität (TU) Dortmund entsprechen mit den entsprechenden Folgen: Wegfall von circa 350 Professuren, Verlust von ca. 6.600 Arbeitsplätzen (an der Uni und in der Region), Abwanderung von circa 30.000 Studierenden.“ Noch ein Vergleich wird genannt: Die Viertelmilliarde entspreche der Finanzausstattung von vier Fachhochschulen.
So detailliert wurde bisher nicht ausbuchstabiert, wie hart ein Sparkurs des Landes im kommenden Jahr die Hochschulen treffen könnte. Forschung und Lehre würden massiv darunter leiden, die so wichtige Fachkräfteausbildung, ja sogar „die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unseres Bundeslandes insgesamt“, so Wessels und Kriegesmann.
Studierendenvertretungen warnen vor „bildungspolitischem Kahlschlag“
Bekannt wurden die Sparpläne Anfang März, als der Zusammenschluss der Studierendenvertretungen in NRW (LAT, Landes-Asten-Treffen) vor einem bevorstehenden „bildungspolitischen Kahlschlag“ warnte. Schon damals kursierte der Hinweis auf Kürzungen in Höhe von 255 Millionen Euro. Der Brief der Rektoren zeigt, dass es sich hier um mehr als nur um ein Gerücht handelt.
Eigentlich müsse NRW gerade jetzt in die Hochschullandschaft investieren und sie attraktiver machen, meint der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Bastian Hartmann. Er erinnert an die „dramatische Schwächung“ der Hochschulen in den USA durch die Trump-Regierung. NRW könne zum „sicherer Hafen“ werden für unzufriedene und verfolgte Forscher aus den USA und anderen Ländern.
Kürzungen im Rückkehrprogramm für Forschende
„Stattdessen hat NRW das 2007 aufgelegte Rückkehrprogramm, mit dem talentierte Forschende aus dem Ausland nach NRW zurückgeholt werden soll, um 750.000 Euro gekürzt“, so Hartmann. Er fordert zudem für NRW einen „Fonds“ nach niederländischem Vorbild, um ausländischen Spitzenforscherinnen und -forschern in NRW eine Perspektive bieten zu können.
Die Landesregierung betont, dass die Hochschulen im laufenden Jahr sogar 107 Millionen Euro mehr Geld vom Land bekämen als 2024. Tatsächlich müssten Bund, Länder und Gemeinden aber langfristig mit weniger Geld rechnen. „Auch rückläufige Studierendenzahlen geben Anlass zur Überprüfung, inwieweit Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften einen Konsolidierungsbeitrag leisten können“, heißt es im Wissenschaftsministerium.
Neue Hochschulvereinbarung in Arbeit
In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe prüften das Ministerium und die Hochschulen gerade die Basis für eine neue Hochschulvereinbarung, in der es auch um „Konsolidierung“ gehe. Die Auswirkungen sollten aber „so gering wie möglich gehalten werden“. Erst im Sommer und Herbst würden die Details geklärt, so die Regierung.
Die vom Landtag beschlossene Kürzung beim Rückkehrprogramm von 6,65 auf 5,9 Millionen Euro habe nichts mit der Hochschulvereinbarung zu tun und sei daher auch nicht Gegenstand der Gespräche, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Aktuell verhandele NRW mit der EU und mit dem Bund über eine Ergänzung des Programms.
Von den Sparplänen ausgenommen sind nach Auskunft des Wissenschaftsministeriums die Kunst- und Musikhochschulen. Kürzungen würden deren Funktionsfähigkeit gefährden, heißt es.
