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IHK KölnKonjunktur-Hoffnungen in der Region sind verpufft

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Vergleichsweise gut hält sich die Bauindustrie in der Region.

Vergleichsweise gut hält sich die Bauindustrie in der Region. 

In der Wirtschaft in der Region macht sich zunehmend Pessimismus breit. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der IHK Köln. 

„Die Lage verschärft sich immer mehr“, sagte Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, bei der Vorlage der aktuellen Konjunkturumfrage der Kammer. Aufbruchstimmung sei nicht erkennbar. „Die Hoffnung auf eine Trendumkehr aus dem Frühjahr hat nicht gehalten“, so Vetterlein. Der Konjunkturklimaindex der IHK, der Lagebeurteilung und Erwartungen spiegelt, sank von 92,2 Punkten im Frühjahr auf jetzt 89,1 Punkte.

Die Wirtschaft erwartet also nicht nur eine negative Entwicklung. Der Index hat sich weiter von der Marke 100 Punkten entfernt, die eine neutrale Entwicklung verheißt.

Kapazitätsauslastung sinkt auf 73 Prozent

Nur noch rund 22 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Lage als „gut“, 32 Prozent nennen sie „schlecht“. Das ergibt sich ein Saldo von -10,4 Punkten nach -6,3 im Frühjahr. Besonders schlecht beurteilt die Industrie ihre Lage. Hier seien die schwachen Werte aus der Corona-Zeit erreicht, so Vetterlein. Nur noch 12 Prozent der Industriebetriebe berichten von einer guten Lage.

Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung ist auf 73 Prozent gefallen und entfernt sich weiter vom langjährigem Durchschnitt von 78 Punkten. Und steigende Auftragseingänge verzeichnen nur noch 15 (Vorumfrage: 19) Prozent. Ähnlich ist die Lage im Großhandel. Noch schlechter im Maschinenbau. Risiken seien vor allem eine schwache Inlandsnachfrage und hohe Arbeitskosten. Besser geht es laut Vetterlein dem Baugewerbe, der Gesundheitswirtschaft sowie Versicherungen und den Kreditinstituten.

Die Deindustrialisierung ist in vollem Gange und die Politik schaut zu.
Uwe Vetterlein, IHK-Hauptgeschäftsführer

In die nächsten Monate schauen die Betriebe mit viel Pessimismus. Nur 14 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 25 dagegen schlechtere. Das ergibt ein Saldo von – 11,3 Punkten nach – 8, im Frühjahr. Das hat Folgen. Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt zurückhaltend. Ausgaben werden getätigt, um defekte Anlage zu ersetzen oder um zu rationalisieren.

In die Ausweitung der Geschäftstätigkeit fließt kaum Geld. Als große Hemmnisse empfänden die Betriebe laut Vetterlein einmal mehr eine fesselnde Bürokratie, umfangreiche Regulierung und Dokumentationspflichten sowie hohe Energiekosten. Und auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gesunken. Mit mehr Mitarbeitenden planen nur noch 13 Prozent (15) der Betriebe.

Stadt Leverkusen hält sich gut

Die Region hält sich besser als andere, weil die Wirtschaft auf breiten Füßen steht. Industriell geprägte Regionen stünden schlechter da, so Vetterlein. Am besten sieht es in der Stadt Leverkusen derzeit aus. Hier melden 29 (30) Prozent der Betriebe eine gute Geschäftslage und 31 (25) eine schlechte. Auch der Rheinisch-Bergische Kreis hält sich vergleichsweise gut.

Deutlich nach unten ging die Lagebeurteilung in Köln – und zwar um 5 Punkte auf den Wert von – 8,8. Dagegen hat sich die Lage im Oberbergischen Kreis, der stärker industriell geprägt ist, deutlich eingetrübt. Während 19 Prozent der Betriebe ihre Lage als „gut“ bezeichnen, nennen sie 43 Prozent „schlecht“. Daraus ergibt sich ein Saldo von -23,8 (-13,6). Und im Rhein-Erft-Kreis gab es eine leichte Verbesserung der Lagebeurteilung und auch der Geschäftserwartungen. Die erfolgte aber auf niedrige Niveau, sodass der Kreis nur zu den anderen Gebietskörperschaften aufschließen konnte.

Ohne Reformen gibt es keine Trendwende.
Uwe Vetterlein, IHK Hauptgeschäftsführer

IHK-Hauptgeschäftsführer Vetterlein findet deutliche Worte: „Den Unternehmen geht es immer schlechter, die Deindustrialisierung ist in vollem Gange und die Politik schaut zu. Der Wohlstand in unserem Land ist in Gefahr.“ Von einem Herbst der Reformen sei nur wenig zu sehen. Begonnen habe der Abwärtstrend bereits im Jahr 2019. „Ohne Reformen gibt es aber keine Trendwende, sondern es geht tiefer in den Keller“, so Vetterlein.